Zwei Stunden diskutierte gestern Ministerpräsident Kurt Beck an der Fachhochschule Bingen mit Vertretern aus Wirtschaft und Bildungseinrichtungen auf dem Podium zum Thema „Für unser Land: Weiterkommen durch Bildung“.
Über 350 Gäste aus Politik, Kommunen, Hochschulen und Schulen, Wirtschaft, Gewerkschaften und Jugendverbänden bekundeten ihr Interesse an der Entwicklung der Bildungschancen in unserem Land, belebten mit Fragen die Podiumsdiskussion, richteten ihre Wünsche an die Entscheider und machten deutlich, wo sie der Schuh drückt.
Vor dem Hintergrund der demoskopischen Veränderungen und des Wandels zu einer vielseitigeren Gesellschaft und der daraus resultierenden Anforderungen an Betreuung, Schule und Ausbildung, erläuterten der Ministerpräsident und die Podiumsgäste FH- Präsident Prof. Dr. Klaus Becker, Ausbildungsleiter Michael Metzen vom Reifenkonzern Michelin und die Rektorin der Realschule Plus Bad Sobernheim, Kornelia Betzen, moderiert von Holger Wienpahl, SWR, ihre Positionen. Kern der Debatte waren die Fragen: Welche Bildungswege und –möglichkeiten brauchen junge Menschen? Welche Bedingungen kann die Landesregierung schaffen und verbessern, damit junge Leute ihre Fähigkeiten ausbauen und für sich und die Gesellschaft einsetzen können?
Viele Wünsche wurden geäußert an diesem Abend: Der Ausbau der FH-Standorte in Bingen und finanzielle Unterstützung für die fachliche Weiterbildung der Professoren wünschte der FH-Präsident, mehr Lehrer und bessere Bedingungen für Lehrer und Schüler wünschten die Schulvertreter und bei allen positiven Anstrengungen für Hochschulen und Realschulen, die Grundschulen, Gymnasien und Berufsbildenden Schulen nicht zu vergessen, forderten deren Vertreter. Bessere Grundbildung von Ausbildungssuchenden wünschten die Wirtschaftsvertreter und mehr Raum im vollgepackten Studium für Persönlichkeitsbildung und individuelle Schwerpunkte sowie größere Akzeptanz in den Unternehmen für die neuen Bachelorabschlüsse standen bei den Studierenden ganz oben auf der Wunschliste.
Von guten Erfahrungen mit dem Start der Realschule Plus und erfolgreichen Kooperationen mit Betrieben für berufsvorbereitende Unterrichtseinheiten berichtete Schulleiterin Betzen. Die Realität am Stefan-George-Gymnasium Bingen beschrieb Schulleiter Reiner Oschewsky stellvertretend für seine Kollegen: fehlende Lehrer und Vertretungskräfte mit Unterrichtsausfällen von rund zehn Prozent. Der Ministerpräsident räumte Probleme in Mangelfächern ein, insgesamt aber hätte der Unterrichtausfall abgenommen und Rheinland-Pfalz stehe im Ländervergleich recht gut da. Bei zu erwartenden rückläufigen Schülerzahlen müssten Lösungen dauerhaft finanzierbar bleiben, warb der Ministerpräsident um Verständnis und kreative Lösungen, um das Problem klein zu halten. Beck verwies auf die zahlreichen Anstrengungen der Landesregierungen für die Bildungssituation und damit die Zukunft des Landes, angefangen von der Kinderbetreuung über Lehreraustattung, Schulen und Ganztagsbetreuung, Kinderhochschule und Sonderprogramme für die Hochschulen. Lob gab es von Lehrerseite für die behutsame Vorgehensweise bei Entwicklung der Gymnasial- und Sekundarstufe 1 in Rheinland-Pfalz. Wie lange werde sich Rheinland-Pfalz das Abitur nach achteinhalb Jahren leisten können? war eine zentrale Frage des Publikums. G8 werde in seiner Regierung nur kommen, wenn in Rheinland-Pfalz flächendeckend Ganztagsschulen realisiert seien und die Interessen aller Beteiligten übereinstimmten, bekräftigte der Ministerpräsident seine Position. „Wir sind uns bewusst, wir kommen voran und arbeiten daran mit guten dauerhaften Wegen die Situation weiter zu verbessern“. Um aber die Weichenstellung „10 Prozent des Bruttosozialprodukts für Bildung“ zu halten und damit in unsere Zukunft zu investieren, wünsche er sich mit Blick auf Berlin Unterstützung derer, die über Steuersenkungen reden.
FH-Präsident Becker verwies auf den Beitrag der Hochschule zur Sicherung des Fachkräftebedarfs mit praxisnah ausgebildeten Absolventen in Ingenieurdisziplinen. Im Zuge der anstehenden Reakkreditierung der im Jahr 2006 eingeführten neuen Studienprogramme sollen die Strukturen weiter optimiert sowie das Studium beruflich Qualifizierter durch weitere duale Studienprogramme und Weiterbildungsmaster gefördert werden. Grundsätzlich begrüßte Dr. Becker die Lockerung beim Hochschulzugang Berufsqualifizierter durch das neue rheinland-pfälzische Hochschulgesetz. Problematisch sei der fehlende Abiturstoff in den Grundlagenfächern bei diesen Studieninteressierten und die möglicherweise unrealistische Einschätzungen eigenen Fähigkeiten. „Ein Erfolgsfaktor ist hier eine gute Vorauswahl seitens der Unternehmen und begleitende Förderung“, verwies der Präsident auf sehr gute Erfahrungen in dem bereits seit 2002 laufenden berufsintegrierten Studiengang Prozesstechnik.
Zauberwort und Lösungsansatz für viele Anliegen des Abends war Vernetzung, wie sie an der FH Bingen gepflegt wird: Vernetzung zwischen Eltern, Bildungsträgern, Unternehmen, Hochschulen, Interessenvertretungen und Politik, für bessere Bildungssituation und –qualität und Chancen für die jungen Menschen im Land. Das duale Ausbildungssystem sei eine Stärke, die jedem der bereit ist sie zu nutzen, Chancen der Qualifizierung eröffne, waren sich die Beteiligten einig.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
regional
Kooperationen, Schule und Wissenschaft
Deutsch
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