Der Frankfurter Fachbereich Medizin empört sich über unverhältnismäßige Mittelkürzungen seit 2002
Arm ist in Deutschland laut der offiziellen Definition, wer weniger als 60 Prozent verdient als der Durchschnitt der Bevölkerung. Nach dieser Definition sind die drei hessischen Fachbereiche die Armen. Fast alle anderen Medizinfakultäten verfügen über wesentlich mehr Geld pro Student als die hessischen. Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt, fordert daher: „Holt die Medizin aus der Armut. Denn die Sparbeschlüsse des Landes Hessen und der Frankfurter Goethe-Universität bedrohen die Medizin! Anders als in allen anderen Bundesländern haben die medizinischen Fakultäten in Hessen kein separates, geschütztes Budget. Die Finanzierung durch das Land Hessen erfolgt über die allgemeinen Universitätshaushalte.“
Medizin jahrelang nicht am Wachstum beteiligt
Prof. Pfeilschifter ist Dekan seit 2002. Heute hat sein Fachbereich einen Etat, der inflationsbereinigt um 20 Prozent niedriger ausfällt als noch vor acht Jahren. Obwohl das Budget der Goethe-Universität im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent angestiegen ist, hat der Fachbereich Medizin in Frankfurt hieran nicht partizipiert. Bei den aktuellen, drastischen Mittelkürzungen jedoch erwartet die Universitätsleitung von den Medizinern Solidarität im Verzicht.
Die Lage ist akut. Das Land Hessen hat seinen Universitäten einen strikten Sparplan auferlegt. Jährlich müssen 30 Mio. Euro von den staatlichen Hochschulen eingespart werden. Die Goethe-Universität soll gut 10 Mio. an den Einsparungen schultern, der Fachbereich Medizin hiervon allein 1,65 Mio. Euro.
Aktueller Sparzwang bedroht Ausbildungserfolg und internationale Erfolge
Schon vor der aktuellen Sparforderung aus Wiesbaden war die Lage für die Frankfurter Medizin eng. Seine Leistungsfähigkeit konnte der Fachbereich aufgrund der kargen Mittel nur aufrecht erhalten, indem Institute geschlossen wurden. Dies trifft zu auf die Institute für Sexualwissenschaft, die Kinderkardiologie, die Umwelthygiene, die Medizinische Informatik, die Humangenetik und einzelne Lehrstühle in anderen Lehrbereichen. Nichtsdestotrotz ist es den verbliebenen Instituten und Kliniken gelungen, dieses Jahr in die weltweite Topliga aufzusteigen. Im international renommierten Shanghai-Ranking, das die Forschungsleistungen von Hochschulen weltweit misst, ist Frankfurt nach München die zweitbeste deutsche Universitätsmedizin, und liegt insgesamt unter den ersten Fünfzig der Welt. Dieser Aufstieg droht durch den Sparzwang allerdings schon wieder abgewürgt zu werden. Denn den neuerlichen Kürzungen kann nur durch die Schließung von weiteren, zur Wiederbesetzung anstehenden Einrichtungen begegnet werden. Kandidaten, denen die Einstellung droht, sind u.a. die Institute für Medizinische Soziologie oder die Rechtsmedizin. „Damit ist der Kernauftrag ‚medizinische Ausbildung’ in höchster Gefahr“, so Prof. Pfeilschifter. Ein Abbau von Studienplätzen ist unvermeidlich.
Gerade das widerspräche aber der von Bundes- und Landesregierung propagierten Notwendigkeit der Ausweitung von Medizinstudienplätzen wegen des sich deutlich abzeichnenden Ärztemangels. Auch sieht der Kaufmännische Direktor, Dr. Hans-Joachim Conrad, ein Problem in der Rechtspflege im Großraum Rhein-Main, wenn die Rechtsmedizin nicht mehr weitergeführt werden könnte. Daher fordert auch er von der Landesregierung eine Absicherung des Budgets für den Fachbereich Medizin.
Frankfurt am Main, 19. November 2010
Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 25 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 25 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.169 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 47.200 stationäre und 220.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. 4.055 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten. Weitere Informationen über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität finden Sie unter http://www.kgu.de.
Für weitere Informationen:
Für Rückfragen steht Prof. Dr. Pfeilschifter ab Montag, den 22. November zur Verfügung.
Prof. Dr. Josef Pfeilschifter
Dekan des Fachbereichs Medizin
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fon: (0 69) 63 01 – 60 10
Fax: (0 69) 63 01 – 59 22
E-Mail: pfeilschifter@em.uni-frankfurt.de
Ricarda Wessinghage
Recht/Öffentlichkeitsarbeit/Presse
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fon: (0 69) 63 01 – 77 64
Fax: (0 69) 63 01 – 8 32 22
E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin, Pädagogik / Bildung
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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