idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.04.2016 11:00

Ein Hoch in Haft: Grazer ForscherInnen beobachten erstmals Blocking-Wetterlage mittels GPS-Signalen

Mag. Gudrun Pichler Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

    Hitzeperioden wie etwa im Jahrhundertsommer 2003 in Mitteleuropa, aber auch lang anhaltende Kälte im Winter haben häufig ihre Ursache in einem Hoch, das in der Atmosphäre festhängt und die Weiterbewegung der Druckfelder behindert. Dabei handelt es sich um eine Wetterlage, die als „Blocking“ bezeichnet wird. ForscherInnen am Wegener Center der Universität Graz haben nun erstmals nachgewiesen, dass sich Blocking mit der satellitengestützten Methode der Radio-Okkultation beobachten lässt. Bis dato konnte das Phänomen nur mit Hilfe von Daten aus Modellrechnungen erfasst werden. Die neuen Erkenntnisse wurden kürzlich im renommierten Fachjournal Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlicht.

    Die Radio-Okkultation basiert auf Signalen von GPS-Satelliten, die sich zu mehreren Empfänger-Satelliten hin ausbreiten. Auf ihrem Weg durch die Atmosphäre werden die Signale durch Änderungen der Luftdichte gebrochen. Aus der Stärke der Ablenkung lassen sich Informationen über Druck, Temperatur und Luftfeuchte ableiten. „Da beim Blocking über mehrere Wochen stabile, besonders stark ausgeprägte Druck- und Temperaturverhältnisse herrschen, ist die Methode der Radio-Okkultation gut geeignet, diese Wetterlage nachzuweisen“, fasst Lukas Brunner, MSc, Erstautor der aktuellen Publikation, die neuen Erkenntnisse zusammen.
    „Aus der Ablenkung der GPS-Signale und der daraus berechneten Druckverteilung ist es möglich, das Phänomen im Detail zu analysieren“, ergänzt Ass.-Prof. Dr. Andrea Steiner, stellvertretende Leiterin des Wegener Center und der Forschungsgruppe für Atmosphärenfernerkundung und Klimasystem. „Damit eröffnet die Radio-Okkultation erstmals einen Weg, in die Atmosphäre hineinzuschauen und das Blocking in der Realität zu beobachten“, unterstreicht Steiner die Bedeutung der Forschungen. Auf diese Weise lassen sich Klimaphänomene in Zukunft genauer untersuchen.

    Für ihre jüngst veröffentlichte Arbeit zogen die Grazer WissenschafterInnen Radio-Okkultationsdaten aus dem Jahr 2010 heran, als ein über Russland „gefangenes“ Hoch einen Monat lang für Hitze sorgte, sowie Messungen aus 2013, als Großbritannien von einer Kältewelle heimgesucht wurde. Zur Verfügung standen tägliche Daten in einem Gitter-Abstand von 2,5 mal 2,5 Längen- und Breitengraden. „Diese hohe zeitliche und räumliche Auflösung war Voraussetzung, um exakte Analysen der Blockingstruktur anstellen zu können“, so Steiner.

    Publikation:
    Exploring atmospheric blocking with GPS radio occultation observations
    Lukas Brunner, Andrea K. Steiner, Barbara Scherllin-Pirscher, and Martin W. Jury
    Atmospheric Chemistry and Physics, doi:10.5194/acp-16-4593-2016
    http://www.atmos-chem-phys.net/16/4593/2016/

    Die Arbeit wurde im Rahmen des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Doktoratskollegs Klimawandel durchgeführt und ist im Forschungsschwerpunkt „Umwelt und Globaler Wandel“ der Universität Graz verankert.

    Kontakt:
    Ass.-Prof. Dr. Andrea Steiner
    Wegener Center für Klima und Globalen Wandel
    Karl-Franzens-Universität Graz
    Tel.: +43 (0)316/380-8432
    E-Mail: andi.steiner@uni-graz.at


    Weitere Informationen:

    http://wegcenter.uni-graz.at Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz
    http://dk-climate-change.uni-graz.at Doktoratskolleg Klimawandel
    http://umwelt.uni-graz.at Forschungsschwerpunkt „Umwelt und Globaler Wandel“ der Uni Graz


    Bilder

    Blocking-Wetterlage über Russland im Sommer 2010: Die Grafik zeigt die Verteilung der 500-Hektopascal-Druckfläche am 15. Juli. Das Hoch über Russland ist zwischen zwei Tiefdruckgebieten gefangen.
    Blocking-Wetterlage über Russland im Sommer 2010: Die Grafik zeigt die Verteilung der 500-Hektopasca ...
    Abbildung: Uni Graz/Wegener Center
    None

    Zeitlicher Verlauf der Temperaturanomalien in der Atmosphäre über Russland von Juni bis August 2010: Die hohen Temperaturen reichen über die gesamte Wetterschicht.
    Zeitlicher Verlauf der Temperaturanomalien in der Atmosphäre über Russland von Juni bis August 2010: ...
    Abbildung: Uni Graz/Wegener Center
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Blocking-Wetterlage über Russland im Sommer 2010: Die Grafik zeigt die Verteilung der 500-Hektopascal-Druckfläche am 15. Juli. Das Hoch über Russland ist zwischen zwei Tiefdruckgebieten gefangen.


    Zum Download

    x

    Zeitlicher Verlauf der Temperaturanomalien in der Atmosphäre über Russland von Juni bis August 2010: Die hohen Temperaturen reichen über die gesamte Wetterschicht.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).