Historische Bauforscher der OTH Regensburg waren Teil des ersten Expertenteams aus Europa, welches die Bauruine des Crystal Palace in der Verbotenen Stadt in Peking, China,
wissenschaftlich untersucht hat.
Reliefs von Vögeln im Bambuswald neben Stützpfeilern aus Eisen und Stahl und Rundbögen: Der in den Jahren von 1909 bis 1911 errichtete Crystal Palace inmitten der Verbotenen Stadt in Peking ist eine bunte Mischung aus europäischen und chinesischen Architekturformen und Bauweisen. Das rätselhafte Bauwerk ist bislang für Besucher nicht zugänglich; im Rahmen einer Summerschool waren Studierende des Masters Historische Bauforschung an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) unter der Leitung von Prof. Dr. Dietmar Kurapkat Teil des ersten Expertenteams aus Europa, das die Bauruine des Crystal Palace wissenschaftlich untersuchte. Besonders interessant waren dabei Vermutungen zur Architektenschaft: Der Schriftzug „Siemens“ auf einem der alten Stahlträger und Fliesen der Marke Villeroy & Boch deuteten zumindest auf eine Verbindung zu Deutschland hin.
Die Verbotene Stadt im Zentrum von Peking war jahrhundertlang Sitz der chinesischen Kaiserdynastien. Der Zutritt zu dem 780000 Quadratmeter umfassenden Areal - entspricht ungefähr 100 Fußballfeldern - war der einfachen Bevölkerung und insbesondere Fremden strengstens untersagt. Heute ist sie eine beliebte Touristenattraktion; allerdings sind immer noch nicht alle Gebäudekomplexe für die Öffentlichkeit zugänglich. Die gesamte Verbotene Stadt bildet heute das Palace Museum Peking. Dieses hatte in Sachen Crystal Palace die Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) gesucht, um die bauhistorischen Grundlagen für ein denkmalgerechtes Sanierungskonzept zu erarbeiten. Als ehemaliger DAI-Referent hatte Prof. Dr. Dietmar Kurapkat bereits 2015 an einer Sondierungs-Reise nach Peking teilgenommen. Nun war er im Sommer 2016 drei Wochen lang gemeinsam mit zwei Studierenden des Masterstudiengangs Historische Bauforschung der OTH Regensburg sowie Fachkollegen vom Palace Museum, der Peking University, dem DAI und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg vor Ort: Basierend auf einem bereits vorhandenen Laserscan hat das internationale Team eine händische Bauaufnahme durchgeführt, die weitere Details ans Licht bringen sollte. Was den Siemens-Schriftzug auf dem Stahlträger angeht, so war das allerdings nur ein Hinweis auf das Herstellungsverfahren, nämlich den sogenannten Siemens-Martin-Prozess; die Träger an sich stammen wohl aus Großbritannien.
Wichtig für die von den Chinesen gewünschte Sanierung ist auch die vom deutsch-chinesischen Team erstellte Schadenskartierung: Wo gibt es Oberflächenkorrosion, wo sind Risse im Gusseisen, wo Fehlstellen an den Steinen? Ob eine Sanierung letztlich den unfertigen Zustand von 1911 konserviert oder ob es eine Restaurierung wird, die das Gebäude quasi fertigstellt – das ist noch nicht entschieden. Für Prof. Dr. Dietmar Kurapkat steht im Vordergrund, dass der Palast an sich als kulturhistorisches Denkmal erhalten bleibt, das den Bruch in der chinesischen Geschichte mit Abdankung des letzten Kaisers im Jahr 1912 eindrucksvoll dokumentiert.
Auch wenn die Frage nach der Architektenschaft noch nicht endgültig geklärt werden konnte: Inzwischen spricht die Faktenlage eher gegen einen europäischen oder gar deutschen Baumeister. Doch immer noch beherbergt der Crystal Palace genügend Rätsel für weitere Forschungen, an der im Jahr 2017 auch die OTH Regensburg wieder beteiligt sein soll.
Die Masterstudentinnen der OTH Regensburg Ying Qin (links) und Anne Lambert bei der Bauaufnahmearbei ...
Quelle: Foto: Dietmar Kurapkat/OTH Regensburg
Merkmale dieser Pressemitteilung:
jedermann
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
Die Masterstudentinnen der OTH Regensburg Ying Qin (links) und Anne Lambert bei der Bauaufnahmearbei ...
Quelle: Foto: Dietmar Kurapkat/OTH Regensburg
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