idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.01.2017 09:52

Langfristige Strategien gegen Gewalt und Mobbing an Schulen

MSc Kristin Luban Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

    Neue DFG-Studie zeigt: Kooperative Strategien von Lehrkräften sind wirksamer als autoritäre Mittel

    Wenn Lehrkräfte Gewalt und Mobbing zwischen Schülern beenden wollen, sollten sie statt zu autoritären Mitteln zu kooperativen Ansätzen greifen. Das ist das Ergebnis der dreijährigen Studie „Lehrerhandeln bei Gewalt und Mobbing“. Der Bildungsforscher
    Prof. Dr. Wilfried Schubarth von der Universität Potsdam und der Psychologe Prof. Dr. Ludwig Bilz von der BTU Cottbus-Senftenberg haben die Abschlussergebnisse der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie nun vorgelegt.

    Die Studie gibt Antworten auf die Frage, wie Lehrkräfte in Gewalt- und Mobbingsituationen agieren. Schubarth und Bilz haben gemeinsam mit ihren Teams über 2.000 Schülerinnen und Schüler und 550 Lehrkräfte in Sachsen gefragt, wie Lehrer in Mobbing-Situationen reagieren, welche Auswirkungen ihr Handeln hat und wie ihre Kompetenz zur Intervention gestärkt werden könnte. Das Ergebnis: Die mit Abstand häufigste Reaktion ist das Gespräch mit den beteiligten Schülern, unabhängig von der Gewalt- oder Mobbing-Art. Mit deutlichem Abstand folgen minimale gestische oder mimische Interventionen und andere Maßnahmen zur Disziplinierung. Kooperationen mit Kollegen, der gesamten Klasse und langfristige Maßnahmen auf Klassen- oder Schulebene sind dagegen eher selten, obwohl diese, so die Forscher, am nachhaltigsten sind. „Es ist kein Wunder, dass die ergriffenen Maßnahmen oftmals verpuffen und nicht die erhoffte Wirkung erzielen. Auf Dauer wirksamer ist es, die gesamte Klasse und das Kollegium einzubeziehen. Bisher dominieren Hilfsangebote für Einzelne in der Praxis, während nur knapp 20 Prozent der Schülerschaft von kooperativen Angeboten berichten. Rund 30 Prozent haben autoritäre Reaktionen durch Lehrkräfte beobachtet“, so der Bildungsforscher Schubarth. „Wir haben herausgefunden, dass Lehrkräfte besonders dann intervenieren, wenn ihr Verständnis von Gewalt breit ist und sie beispielsweise soziale Ausgrenzung und Hänseleien erkennen. Lehrer, deren Verständnis für Gewalt sich auf körperliche Gewalt beschränkt, greifen seltener ein“, fasst Bilz zusammen. „Das hat Folgen für die Schüler: In den Klassen, in denen Lehrer ein breites Gewaltverständnis besitzen, gibt es deutlich mehr Mädchen und Jungen, die bei einer Mobbing-Situation einschreiten würden. Wir empfehlen deshalb die Arbeit am Gewaltverständnis der Lehrer und Schüler, um so die Sensibilität zu erhöhen.“

    Die Wissenschaftler haben zudem die Fähigkeit deutscher Lehrkräfte, Mobbing-Verhaltensweisen ihrer Schüler zu erkennen, untersucht. „Wir haben Lehrer gefragt, welche Schüler in ihren Klassen Täter und welche Opfer sind. Erstaunlich war, dass ihnen die Identifikation zwar generell schwerfiel, der Täterstatus aber bei besonders leistungsstarken und -schwachen Schüler besser erkannt wurde“, berichtet Schubarth. Eine gemeinsame Strategie auf der Basis eines Wertekonsenses, ist den Forschern zufolge die effektivste Lösung gegen Gewalt und Mobbing an Schulen.

    Die Ergebnisse der Studie erscheinen im Klinkhardt-Verlag: Bilz, L., Schubarth, W., Dudziak, I., Fischer, S. M., Niproschke, S. & Ulbricht, J. (Hrsg.). (2017). Gewalt und Mobbing an Schulen. Wie sich Gewalt und Mobbing entwickelt haben, wie Lehrer reagieren und welche Kompetenzen sie brauchen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ludwig Bilz
    Institut für Gesundheit
    BTU Cottbus-Senftenberg
    Tel: +49 (0) 3573 85715
    E-Mail: ludwig.bilz@b-tu.de

    Prof. Dr. Wilfried Schubarth
    Bildungswissenschaften
    Universität Potsdam
    Tel: +49 (0)331 977-2176, -2157
    E-Mail: wilfried.schubarth@uni-potsdam.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).