idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.01.2017 09:59

Tiefe Hirnstimulation in der Psychiatrie: Leopoldina-Papier zur Weiterentwicklung einer Therapie

Caroline Wichmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    Tiefe Hirnstimulation ist ein Verfahren, bei dem implantierte Elektroden im Gehirn eines Patienten bestimmte Hirnregionen stimulieren und so Krankheitssymptome neurologischer Erkrankungen lindern. Das Verfahren wird bereits erfolgreich zur Besserung von Bewegungsstörungen bei Parkinson- und Dystoniepatienten eingesetzt. Seit einigen Jahren wird Tiefe Hirnstimulation auch bei psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen und Depressionen angewendet. Zu diesem Thema ist jetzt das Leopoldina-Diskussionspapier „Tiefe Hirnstimulation in der Psychiatrie. Zur Weiterentwicklung einer neuen Therapie“ erschienen.

    In dem Diskussionspapier weisen die vier Autoren auf die Notwendigkeit hin, evidenzbasierte Erkenntnisse zu Ursache-Wirkungs-Mechanismen der Tiefen Hirnstimulation in der Psychiatrie zu gewinnen. Damit soll die Methode in Richtung eines wissenschaftlich fundierten Therapieansatzes für psychische Erkrankungen weiterentwickelt werden.

    Die Tiefe Hirnstimulation in der Psychiatrie wird derzeit meist im Rahmen individueller Heilversuche angewendet. Das Angebot richtet sich an Patienten, denen andere Therapiemöglichkeiten keine dauerhafte Linderung verschaffen konnten. Wegen des hohen Leidensdrucks sollte diesen Menschen der Heilversuch durch Tiefe Hirnstimulation nicht verweigert werden, so die Autoren des Leopoldina-Diskussionspapiers. Die Betroffenen seien deswegen aber auch sehr verletzlich. Intensive Beratung und unabhängige Aufklärung über die Behandlung seien ethisch geboten.

    Um künftig eine evidenzbasierte Anwendung der Tiefen Hirnstimulation in der Psychiatrie zu erreichen, fordern die Autoren, die Ergebnisse der Heilversuche zu dokumentieren und insbesondere auch negative Ergebnisse zu veröffentlichen. Dazu besteht bisher keine Verpflichtung. Die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge der Tiefen Hirnstimulation sollten gründlich erforscht und verbindliche Standards für Behandlung, Forschung und Aufklärung etabliert werden.

    Das Diskussionspapier wurde im Anschluss an ein Leopoldina-Symposium zu ethischen Dimensionen der Tiefen Hirnstimulation am 29. Februar und 1. März 2016 in Halle (Saale) in einer unabhängigen Autorengruppe von vier Wissenschaftlern erarbeitet:
    - Prof. Dr. Jan C. Joerden, Lehrstuhl für Strafrecht, insbesondere Internationales Strafrecht und Strafrechtsvergleichung, Rechtsphilosophie, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

    - Prof. Dr. Reinhard Merkel, Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie Universität Hamburg, Mitglied der Leopoldina

    - Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert, Direktorin des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Universität Münster, Mitglied der Leopoldina

    - Prof. Dr. Wolf Singer, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Senior Fellow am Ernst Strüngmann Institute, Frankfurt (Main), Mitglied der Leopoldina

    Das Papier „Tiefe Hirnstimulation in der Psychiatrie. Zur Weiterentwicklung einer neuen Therapie“ erscheint als Nr.8 in der Reihe Leopoldina-Diskussion der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 24 S., ISBN: 978-3-8047-3655-9


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina.org/de/hirnstimulation


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).