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18.04.2017 11:23

Wie die Medien den Ruhrdialekt beeinflussen

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wie Menschen im Ruhrgebiet ihren eigenen Dialekt wahrnehmen und wie die Medien diesen prägen, hat das Team vom Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Im Wissenschaftsmagazin Rubin beschreiben die Linguisten ihre Ergebnisse.

    Das Fazit: In der Mediensprache, dem sogenannten Mediolekt, werden einige Einzelelemente aus dem Ruhrdeutschen häufiger als üblich verwendet, fast in jedem Satz und dann noch überspitzt. Dabei fokussiert die mediale Darstellung auch Merkmale, die eigentlich nicht typisch für das Ruhrdeutsche sind. Hingegen werden repräsentative Eigenheiten oft gar nicht genutzt. Der Mediolekt wiederum wirkt auf den tatsächlich gesprochenen Dialekt, den Regiolekt, zurück. Denn viele Menschen im Ruhrgebiet sind sich nicht bewusst, was ihren Regiolekt ausmacht.

    Hörbelege vom Weihnachtsmarkt

    Für die Analyse sammelte Steffen Hessler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut, unterschiedliche Medien mit ruhrdeutschen Inhalten: Filme, Comedy- und Kabarett-Sendungen, Romane, Youtube-Videos oder Ansichtskarten. Die Sprache in diesen Medien verglich er mit dem tatsächlich gesprochenen Dialekt.

    Dazu nutzte er Hörbelege, die er selbst auf dem Weihnachtsmarkt und in öffentlichen Verkehrsmitteln gesammelt hatte, sowie Tonaufzeichnungen, die im Projekt „Korpus der gesprochenen Sprache des Ruhrgebiets“ entstanden waren, heute geleitet von Dr. Kerstin Kucharczik. Zusätzlich befragte Hessler Studierende und Abiturienten aus dem Ruhrgebiet, was für sie den Ruhrdialekt ausmache.

    Der Mantateller ist nicht typisch

    Ein Beispiel für ein nicht typisch ruhrdeutsches Merkmal, das dennoch häufig in den Medien mit dem Ruhrgebiet in Verbindung gebracht wird, sind zusammengesetzte Substantive, die etwas völlig anderes bezeichnen, als die beiden Komponenten vermuten lassen. Etwa der Mantateller, eine Umschreibung für Currywurst mit Pommes frites.

    „Diese Zusammensetzungen mit einem Touch von Unterklassigkeit und diese Pommesbuden-Mentalität werden dem Ruhrgebiet gern zugeschrieben und von den Medien immer wieder durchgewalzt“, beschreibt Steffen Hessler. „Auch Ruhrdeutschsprecher sehen das als typische Begriffe ihres Dialekts an, obwohl solche sprachlichen Konstruktionen in allen Regionen vorkommen. Da überdeckt der Mediolekt den Regiolekt.“

    Mediolekt ist Teil des Ruhrdeutschen

    Als typisch Ruhrdeutsch gelten auch die t-Endung wie in „dat“ und „wat“ oder Kontraktionen wie „hasse“ oder „kannse“. Aber: „Diese sind gar nicht isoliert typisch für das Ruhrdeutsche“, sagt Kerstin Kucharczik. „Man kann sie auch in anderen Regionen finden.“ Wirklich typisch, aber kaum jemandem bewusst, sei es hingegen, wie Ruhrdeutschsprecher bestimmte Vokale in die Länge ziehen, zum Beispiel „Gelsenkiirchen“ sagen.

    „Natürlich ist der Mediolekt Teil des Ruhrdeutschen, aber er ist nicht das, was auf der Straße gesprochen wird“, fasst Hessler zusammen.

    Ausführlicher Beitrag in Rubin

    Weitere Informationen finden Sie in einem ausführlichen Beitrag (http://news.rub.de/wissenschaft/2017-04-18-ruhrdeutsch-bei-uns-dat-ne-mantaplatt...) im Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden.

    Pressekontakt

    Steffen Hessler
    Germanistisches Institut
    Fakultät für Philologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 28577
    E-Mail: steffen.hessler@rub.de

    Dr. Kerstin Kucharczik
    Germanistisches Institut
    Fakultät für Philologie
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 25084
    E-Mail: kerstin.kucharczik@rub.de

    Angeklickt

    Früherer Rubin-Artikel zum Ruhrdialekt
    http://news.rub.de/ruhrdeutsch

    Projekt „Korpus der gesprochenen Sprache des Ruhrgebiets“
    http://www.ruhr-uni-bochum.de/kgsr/


    Bilder

    Heinz Menge, Kerstin Kucharczik und Steffen Hessler (von links) wollen etwas für das Prestige des Ruhrdialekts tun.
    Heinz Menge, Kerstin Kucharczik und Steffen Hessler (von links) wollen etwas für das Prestige des Ru ...
    Quelle: © RUB, Roberto Schirdewahn

    Grau und zugequalmt, so wird der Ruhrpott häufig dargestellt. Auch in Bezug auf die Sprache der Region gibt es viele Vorurteile.
    Grau und zugequalmt, so wird der Ruhrpott häufig dargestellt. Auch in Bezug auf die Sprache der Reg ...
    Quelle: © RUB, Roberto Schirdewahn


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Heinz Menge, Kerstin Kucharczik und Steffen Hessler (von links) wollen etwas für das Prestige des Ruhrdialekts tun.


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    Grau und zugequalmt, so wird der Ruhrpott häufig dargestellt. Auch in Bezug auf die Sprache der Region gibt es viele Vorurteile.


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