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31.05.2017 10:56

Unstatistik des Monats: Trend nach Wunsch bei Pflanzengift

Jörg Schäfer Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

    Die Unstatistik Mai ist eine in vielen Medien wiedergegebene Warnung vor einer steigenden Nutzung von Pflanzengift in der deutschen Landwirtschaft. So titelte die Berliner Zeitung am 12. Mai „Über 34 000 Tonnen – Bauern spritzen immer mehr Pflanzengift“. In Wahrheit gibt es aber keinen Nachweis, dass die Nutzung ansteigt.

    Die Unstatistik Mai ist eine in vielen Medien wiedergegebene Warnung vor einer steigenden Nutzung von Pflanzengift in der deutschen Landwirtschaft. So titelte die Berliner Zeitung am 12. Mai „Über 34 000 Tonnen – Bauern spritzen immer mehr Pflanzengift“ (http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/ueber-34-000-tonnen-bauern-spritzen-im...). In Wahrheit gibt es aber keinen Nachweis, dass die Nutzung ansteigt.

    Die Zeitreihe der jährlich in Deutschland verkauften Pflanzengifte schwankt nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – vor allem witterungs- und preisbedingt – zwischen 30.000 und 35.000 Tonnen. So erhält man beim Vergleich der Jahre 2009 (30.162 Tonnen) und 2015 (34.752 Tonnen) einen positiven Trend. Vergleicht man hingegen die Jahre 2008 (34.664 Tonnen) und 2014 (34.514 Tonnen), erhält man einen leicht negativen Trend. Und der würde mit den neuen Zahlen aus 2016 – noch nicht in den obigen Meldungen enthalten - sogar noch stärker, da sich nach Angaben des Industrieverbands Agrar e.V. (IVA) der Absatz im Jahr 2016 stark rückläufig entwickelt hat (https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Absatz-und-Umsaetze-de...). Offizielle Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für das Jahr 2016 liegen bisher nicht vor.

    Jede Zeitreihe, die zufällig um eine Konstante herum schwankt, hat, wenn man in einem Tal anfängt und auf einem Berg aufhört, einen positiven Trend. Und umgekehrt erzeugt man einen negativen Trend beim Start auf einem Berg und Ziel in einem Tal. Wie man an der Abbildung leicht erkennen kann, kann man damit sehr unterschiedliche Aussagen erzeugen, je nachdem welches Jahr man zum Vergleich heranzieht.

    Die gleiche Methode – ein Tal auszuwählen und oben am Berg aufzuhören – wird auch gerne von Investmentfirmen verwendet, die bei potenziellen Kunden den Eindruck erwecken möchten, dass der Wert ihres Produkts stets nach oben geht. Die Moral der Geschichte ist: lassen Sie sich immer die ganze Kurve zeigen.

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    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 755-3125
    Jörg Schäfer (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-244

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.


    Weitere Informationen:

    http://www.unstatistik.de - Weitere Unstatistiken, Informationen, Kontakte & Archiv


    Bilder

    Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2016): Absatz an Pflanzenschutzmitteln in der Bundesrepublik Deutschland. Tabelle 3.2.
    Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2016): Absatz an Pflanzenschutzm ...
    Quelle:


    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung (pdf)

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2016): Absatz an Pflanzenschutzmitteln in der Bundesrepublik Deutschland. Tabelle 3.2.


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