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13.06.2017 11:27

Gut qualifizierte Lehrende: ein Schlüssel zum Erfolg im Studium

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

    Gut qualifizierte Lehrende sind ein wichtiger Faktor für den akademischen Erfolg von Studierenden. Das zeigt ein Übersichtsartikel von Trierer Psychologen, der in der Fachzeitschrift „Psychological Bulletin“ veröffentlicht wurde. Die Forscher fassten alle bisher in der Fachliteratur publizierten Metaanalysen zu verschiedenen Faktoren akademischen Erfolgs Studierender zusammen. In die Auswertung gingen die relevantesten 38 Metaanalysen ein, mit Daten von insgesamt 3330 Einzelstudien und fast zwei Millionen Studierenden.

    „Wir wollten wissen, welche Eigenschaften der Lehrmethode, der Dozierenden und der Studierenden mit hohen akademischen Leistungen von Studierenden einhergehen“ sagt Michael Schneider, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Trier. Denn obwohl in vielen Studien der Zusammenhang zwischen einzelnen Variablen wie der Intelligenz von Studierenden oder der Vortragsart der Dozierenden mit der akademischen Leistung untersucht wird, fehlte bislang eine systematische Zusammenfassung der vorhandenen Ergebnisse. Gemeinsam mit Franzis Preckel hat Schneider nun erstmals in einem groß angelegten Review die Ergebnisse von 38 Metanalysen zu verschiedenen Variablen und ihrem Zusammenhang mit akademischem Erfolg zusammengetragen.

    Den Metaanalysen lagen insgesamt 3330 Einzelstudien aus den Jahren 1980 bis 2014 aus unterschiedlichen Ländern, Hochschultypen und Studiengängen zugrunde. Das Psychologenteam brachte insgesamt 105 Variablen entsprechend der Größe ihres Zusammenhangs mit der akademischen Leistung Studierender in eine Rangreihe. Die Variablen ordneten sie einer von zwei Oberkategorien zu: a) den Studierendeneigenschaften, mit fünf Unterkategorien (zum Beispiel Motivation) oder b) der Lehrmethode mit sechs Unterkategorien (zum Beispiel Präsentationsart).

    Soziale Interaktion in der Lehre ist wichtig

    Auf Seite der Studierendeneigenschaften sind Intelligenz, vorherige Leistungen und Lernstrategien eng mit der Studienleistung assoziiert. Sonstige Persönlichkeitseigenschaften hängen deutlich schwächer mit der Leistung zusammen. Bezogen auf die Lehrmethode zeigte sich, dass ein hohes Ausmaß an direkter sozialer Interaktion positiv mit der Leistung der Studierenden zusammenhängt. Zu dieser Unterkategorie gehören unter anderem die Hilfsbereitschaft und das Interesse seitens der Dozierenden, offene Fragen und die Ermunterung zur Diskussion, aber auch die Möglichkeit der Kleingruppenarbeit. „Diesen Befund kennen wir auch aus der Schulforschung“, erklärt die Hochbegabtenforscherin Franzis Preckel. „Soziale Interaktion ist vor allem deshalb so effektiv, weil sie vom Lernenden aktives Engagement und explizite Verbalisierung des Wissens erfordert, sowie Perspektivübernahme und den Vergleich von Argumenten beinhaltet.“

    Umsetzung der Methoden in der Praxis entscheidend

    Die Leistung der Studierenden hängt ebenfalls stark damit zusammen, wie ein Seminar oder eine Vorlesung vom Dozenten gestaltet wird. Konkret zeigte sich, dass nicht nur bedeutend ist, welche Methoden die Lehrenden einsetzen – wie zum Beispiel PowerPoint-Präsentationen – sondern vor allem, wie sie die jeweiligen Methoden konkret in der Praxis umsetzen – wenige Schlagwörter auf den Folien anstelle von langen Sätzen oder Halbsätzen. Auch eine Ausrichtung auf klare Lernziele sowie die sorgfältige Vorbereitung und Organisation der Lehre durch die Dozierenden hängen stark mit der Leistung der Studierenden zusammen.
    Im Gegensatz dazu hängt die Nutzung digitaler Lerntechnologie vergleichsweise schwach mit der Leistung zusammen, was sich trotz des technischen Fortschritts über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte nicht geändert hat.
    „Dozierende müssen die praktischen Fähigkeiten des Lehrens systematisch erlernen“ schlussfolgert Michael Schneider. „Aus anderen Forschungsarbeiten wissen wir, dass sich Trainingsprogramme für Lehrende in der akademischen Ausbildung sehr positiv auf die Qualität der Seminare und Vorlesungen auswirken. Unsere Ergebnisse untermauern diese Befunde. Es lohnt sich, Lehrende gezielter zu qualifizieren und zu unterstützen.“

    Die Originalpublikation finden Sie hier:
    Schneider, M., & Preckel, F. (2017). Variables associated with achievement in higher education: A systematic review of meta-analyses. Psychological Bulletin, 143, 565-600. doi: 10.1037/bul0000098

    Kontakt bei Rückfragen:
    Prof. Dr. Michael Schneider
    Abteilung für Pädagogische Psychologie
    Universität Trier – Fachbereich I
    54286 Trier
    Tel.: 0651 2012924
    Mail: mschneid@uni-trier.de

    Prof. Dr. Franzis Preckel
    Hochbegabtenforschung und -förderung
    Universität Trier – Fachbereich I
    54286 Trier
    Tel.: 0651 2014120
    Mail: preckel@uni-trier.de

    Pressestelle der DGPs:
    Dr. Anne Klostermann
    Pressereferentin
    E-Mail: pressestelle@dgps.de
    Tel.: 030 28047718

    Über die DGPs:
    Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4200 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
    Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
    Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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