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20.06.2017 10:16

Deutsche Familienunternehmen in China und Indien

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) veröffentlicht neue Studie in Kooperation mit der DEG-Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft

    Die Bedeutung der Internationalisierung in schnell wachsende Schwellenländer wie China und Indien hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen – so auch für Familienunternehmen. China und Indien sind die größten Märkte Asiens und konnten in den letzten zehn Jahren beachtliche Wachstumsraten vorweisen. Deutsche Familienunternehmen haben diesen Trend erkannt und seitdem vermehrt in diese Märkte internationalisiert, nicht zuletzt, um außerhalb der stagnierenden westlichen Märkte zu wachsen.

    Eine neue Studie des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU), die in Kooperation mit der DEG-Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft entstanden ist, zeigt, dass deutsche Familienunternehmen erhebliche Investitionen getätigt haben, um eine starke Präsenz in China und Indien aufzubauen. Beide Märkte haben große Wachstumspotenziale, insbesondere durch staatlich geförderte Investitionsprogramme. Das Vorurteil, dass China und Indien bloße Billiglohnländer seien, in denen westliche Unternehmen kostengünstig produzieren können, ist schon lange nicht mehr aktuell. Ganz im Gegenteil, deutsche Familienunternehmen zielen mit ihren Investitionen vor allem darauf ab, den lokalen Markt zu erobern.

    „Wir sehen in Asien, aber vor allem in China und Indien, schon lange eine Veränderung in der Präsenz deutscher Familienunternehmen“, erklärt Prof. Dr. Andrea Calabrò, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Familienunternehmertum und Leiter der Studie. „Der Mythos der verlängerten Werkbank ist mittlerweile schlichtweg falsch. Wer heute nach China und Indien geht, der hat vor allem das Ziel, sich eine starke lokale Präsenz aufzubauen.“

    Die Strategien für den Markteintritt sind dabei vielfältig. Bei einem Großteil der Studienteilnehmer finden sich Exportaktivitäten als Ausgangspunkt, um sich mit Markt und Kultur vertraut zu machen. Da China und Indien allerdings hohe Importzölle erheben und es schwierig ist, den Markt aus der Ferne zu verstehen, haben sich die Familienunternehmen der Studie früher oder später für einen konkreten Markteintritt entschieden. Die beliebtesten Formen sind Joint Ventures und Investments (in den Bau neuer oder den Kauf bestehender Betriebe), aber auch M&A Aktivitäten. Deutsche Familienunternehmen bevorzugen also teils gegensätzliche Strategien: Während die Einen auf einen starken lokalen Partner setzen und diesen maßgeblich beteiligen, bevorzugen die Anderen, die Kontrolle über ihre Aktivitäten vollständig zu behalten.

    Darüber hinaus zeigt die Studie, dass die Herausforderungen des chinesischen und indischen Marktes von deutschen Familienunternehmen branchenübergreifend ähnlich wahrgenommen werden. Vor allem Sprache und Kultur werden als zentrale Herausforderungen identifiziert, zusammen mit der Bedeutung von Netzwerken und persönlichen Beziehungen. Allerdings haben Familienunternehmen den großen Vorteil, dass in der chinesischen sowie indischen Kultur die Familie einen hohen Stellenwert hat und sie somit gern gesehene Geschäftspartner sind.

    „Die Präsenz von Mitgliedern der Unternehmerfamilie, zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen, ist ein kritischer Punkt, der häufig von deutscher Seite unterschätzt wird“, so Prof. Calabrò weiter. „Einerseits signalisiert deren Anwesenheit aber den Stellenwert der Geschäftsbeziehung, andererseits zeigt es Respekt für die lokale Kultur. Der Status von Familienmitgliedern ist am Anfang sehr viel höher als der eines externen Geschäftsführers, da hier die persönliche Beziehung im Vordergrund steht und nicht die geschäftliche.“

    Die Studie ist Teil eins Forschungsprojekts, das auf vier Jahre angelegt ist und verschiedene Aspekte im Internationalisierungsprozess von Familienunternehmen untersucht. Ziel ist es, Eigentümern und Geschäftsführern von Familienunternehmen wichtige Einblicke in komplexe strategische Internationalisierungsprozesse zu geben.

    Die englische Studie sowie eine deutsche Zusammenfassung stehen zum kostenlosen Download auf der Homepage des WIFU zur Verfügung:
    https://www.wifu.de/downloads/studien/
    Weitere Information erhalten Sie unter www.wifu.de oder von Ann Sophie Löhde (Ann.Loehde@uni-wh.de, +49 2302 926-508).

    Über uns:
    Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.400 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

    Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Wirtschaftsfakultät der Universität Witten Herdecke ist in Deutschland der Pionier und Wegweiser akademischer Forschung und Lehre zu Besonderheiten von Familienunternehmen. Drei Forschungs- und Lehrbereiche – Betriebswirtschaftslehre, Psychologie/Soziologie und Rechtswissenschaften – bilden das wissenschaftliche Spiegelbild der Gestalt von Familienunternehmen. Dadurch hat sich das WIFU eine einzigartige Expertise im Bereich Familienunternehmen erarbeitet. Seit 2004 ermöglichen die Institutsträger, ein exklusiver Kreis von 75 Familienunternehmen, dass das WIFU auf Augenhöhe als Institut von Familienunternehmen für Familienunternehmen agieren kann. Mit aktuell 18 Professoren leistet das WIFU mittlerweile seit achtzehn Jahren einen signifikanten Beitrag zur generationenübergreifenden Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.


    Bilder

    Prof. Dr. Andrea Calabrò
    Prof. Dr. Andrea Calabrò


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Andrea Calabrò


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