Michael Staudigl (Wien) wird am 1. Juni um 19.00 Uhr in der diesjährigen Reihe der "Hamburger Vorträge zur Gewaltforschung" sprechen. Sein Thema: "Zur Phänomenologie kollektiver Gewalt. Philosophische Gewaltforschung zwischen theoretischem Anspruch und empirischer Herausforderung".
Michael Staudigl (Wien) wird am 1. Juni um 19.00 Uhr in der diesjährigen Reihe der "Hamburger Vorträge zur Gewaltforschung" sprechen. Sein Thema: "Zur Phänomenologie kollektiver Gewalt. Philosophische Gewaltforschung zwischen theoretischem Anspruch und empirischer Herausforderung".
PD. Dr. phil Michael Staudigl ist Leiter des Forschungsprojekts "Religion beyond Myth and Enlightenment" (P 23255) am Institut für Philosophie der Universität Wien.
Philosophische Gewaltforschung muss darüber nachdenken, wie und ob sich ihre theoretischen Einsichten in der empirischen Forschung einholen lassen. Die Höhenflüge philosophischer Argumentation sollen ja nicht im luftleeren Raum enden, sondern irgendwann auch wieder Anschluss finden an Themen, die in Disziplinen wie der Soziologie, der Anthropologie oder der Politikwissenschaft bearbeitet werden können. Zwar ist eine Kluft zwischen Theorie und Empire in fast allen Forschungsfeldern sichtbar, doch besteht gleichzeitig kein Zweifel daran, dass gerade Theorien der Gewalt, die in den letzten Jahren große öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten, besondere Anschlussschwierigkeiten mit Blick auf empirische Forschung haben. Dies freilich auch deshalb, weil es den Theorien schwerfällt, die oft unreflektierten Hintergrundannahmen der Empiriker einer nachvollziehbaren Kritik zu unterziehen.
Der Vortrag wird diesen Problemen unter besonderer Berücksichtigung der Phänomene kollektiver Gewalt nachspüren. Dazu werden zunächst Grundlagen einer Phänomenologie kollektiver Gewalt skizziert, welche die Analyse von ethnischen Säuberungen, Genoziden etc. anleiten kann. Zweitens befasst sich der Vortrag mit der These einer "Poietik der Gewalt", die es nahelegt, die Eigendynamik kollektiver Gewalt im Zeichen ihrer produktiven sozialtechnologischen Funktionen zu bedenken. Abschließend wird der Frage nachgegangen, was aus diesen Einsichten für das Selbstverständnis der Gewaltforschung folgt.
Moderatorin des Abends ist die Historikerin Claudia Kemper, Wissenschaftlerin am HIS in der Forschungsgruppe "Nachkriegszeiten".
Die "Hamburger Vorträge zur Gewaltforschung" befassen sich als Veranstaltungsreihe in diesem Jahr mit neueren Theorien kollektiver Gewalt und richten den Blick insbesondere auf das Spannungsverhältnis und die Wechselwirkung zwischen situativer Dynamik und sozialer Ordnung von Gewaltphänomenen. "Nach wie vor klafft eine theoretische Lücke zwischen gewaltsamen Interaktionen auf der einen und ihrer Einbettung in Prozesse sozialer und politischer Auseinandersetzungen auf der anderen Seite", so Stefan Malthaner und Laura Wolters. Die damit aufgeworfenen Fragen seien vielfältig, würden aber allesamt Kernaspekte und Bausteine des Verständnisses kollektiver Gewalt berühren. "Die Eigendynamik situativer Konfrontationen zwingt uns dabei, Annahmen über die Ursachen und Entstehung von Gewalt zu revidieren und verleiht der Frage nach dem Zusammenhang von Emotionen, Intention und Rationalität neue Relevanz", so die Wissenschaftler.
Veranstaltungszeit und -ort:
Donnerstag, 1. Juni 2017, 19.00 Uhr
Hamburger Institut für Sozialforschung
Mittelweg 36, 20148 Hamburg
Pressekontakt zur Veranstaltung
Hamburger Institut für Sozialforschung
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl
Mittelweg 36
20148 Hamburg
Telefon: 040–414 097-35
direktor@his-online.de
www.his-online.de
http://www.his-online.de/veranstaltungen/vortraege-und-diskussionen/vortragsreih... Informationen zur Vortragsreihe "Hamburger Vorträge zur Gewaltforschung"
Hamburger Vorträge zur Gewaltforschung
Quelle: HIS
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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