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14.07.2017 10:43

Neue Genmutation bei Fanconi-Anämie

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Fanconi-Anämie setzt schon junge Menschen einem stark erhöhten Krebsrisiko aus. Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hat jetzt eine neue Genmutation gefunden, die an dieser Krankheit beteiligt ist.

    Die Fanconi-Anämie ist eine seltene Erkrankung mit Blutarmut und einem stark erhöhten Krebsrisiko. Bei den Betroffenen finden sich ungewöhnlich große rote Blutkörperchen und eine verminderte Zahl von Blutplättchen. Beides ist Ausdruck einer verlangsamten Blutbildung.

    Bei Patienten, die an dieser erblichen Krankheit leiden, wurden bislang Mutationen in über 20 verschiedenen Genen nachgewiesen. Die Produkte dieser Gene sind gemeinsam wichtig für Reparaturprozesse an der DNA.

    Am Biozentrum der Universität Würzburg hat die Forschungsgruppe von Professor Detlev Schindler jetzt ein weiteres Gen identifiziert, das bei Fanconi-Anämie-Patienten verändert ist. Es trägt den Namen RFWD3, ist ebenfalls an diesen komplexen DNA-Reparaturprozessen beteiligt und dürfte bei der Verhütung der Krebsentstehung eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse sind im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht.

    Im Erbgut nach Mutation gefahndet

    Schindlers Gruppe hat die Gene eines zwölfjährigen Kindes mit Fanconi-Anämie untersucht, bei dem aber keine einzige der bislang bekannten Mutationen gefunden wurde.

    Also durchsuchten die Forscher systematisch das Erbgut des Kindes – und entdeckten eine bislang unbekannte Mutation im Gen RFWD3. Dieses enthält den Bauplan für ein Enzym, das bestimmte andere Proteine an einzelsträngiger DNA so markiert, dass der Organismus sie als „Abbruchobjekte“ erkennt, so dass die DNA-Reparatur fortschreiten kann. Weil diese RFWD3-Funktion in Zellen des Kindes defekt ist, waren sie empfindlicher für Chromosomenbrüche und für DNA-Schäden.

    Noch mehr Erkenntnisse über das Gen

    Die Mechanismen, über die das Gen RFWD3 die Reparatur von DNA bewerkstelligt, hat Schindlers Team in zwei weiteren aktuellen Publikationen in der Zeitschrift „Molecular Cell“ beschrieben. Die Würzburger Gruppe beschäftigt sich mit den Grundlagen erblicher Krebserkrankungen und verfügt auf diesem Gebiet über enormes Fachwissen: Sie war in den vergangenen Jahren an der Identifizierung mehrerer Fanconi-Anämie-Gene beteiligt.

    Die nächsten Forschungsschritte

    Weitere Forschungen an dem Enzym RFWD3 sollen nun klären, ob es sich als therapeutisches Ziel für manche Formen der Fanconi-Anämie oder Krebskrankheiten eignet.

    „Biallelic mutations in the ubiquitin ligase RFWD3 cause Fanconi anemia“, Kerstin Knies, Shojiro Inano, María J. Ramírez, Masamichi Ishiai, Jordi Surrallés, Minoru Takata, and Detlev Schindler. Journal of Clinical Investigation, 10. July 2017, DOI: 10.1172/JCI92069

    Kontakt

    Prof. Dr. Detlev Schindler, Institut für Humangenetik, Universität Würzburg, T +49 (0)931 31-88075, schindler@biozentrum.uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.jci.org/articles/view/92069 Publikation im Journal of Clinical Investigation
    https://doi.org/10.1016/j.molcel.2017.04.022 Publikation 1 in “Molecular Cell”
    http://dx.doi.org/10.1016/j.molcel.2017.04.021 Publikation 1 in “Molecular Cell”


    Bilder

    A: Das Enzym RFWD3 markiert Proteine, die auf einsträngiger DNA sitzen. B: Ist es defekt, wird die Reparatur der DNA behindert.
    A: Das Enzym RFWD3 markiert Proteine, die auf einsträngiger DNA sitzen. B: Ist es defekt, wird die R ...
    Quelle: (Abbildung modifiziert nach Inano et al.)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    A: Das Enzym RFWD3 markiert Proteine, die auf einsträngiger DNA sitzen. B: Ist es defekt, wird die Reparatur der DNA behindert.


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