Über die internationale Zirkulation von Wörtern und Ideen
Begriff und Wort „Kreativität“ wurden nach dem zweiten Weltkrieg aus den USA in den deutschsprachigen Raum importiert, zunächst im Zuge der Systemkonkurrenz des Kalten Krieges über „creativity“ und das von Joy P. Guilford angestoßene „creativity movement“. Diese Bewegung war von Anfang an heterogen, Psychometriker wie Guilford wurden von VertreterInnen der humanistischen Psychologie (z.B. Carl Rogers, Frank Barron) wie auch der Psychoanalyse (z. B. Donald Winnicot) flankiert. In Europa wurde die Idee, dass Kreativität unbedingt zu fördern sei, in den 1960er und 1970er Jahren auch von VertreterInnen der Künstlerkritik wie Raoul Vaneigem oder Joseph Beuys aufgegriffen. Dies nährte später die Vorstellung von der Herausbildung eines „neuen Geistes des Kapitalismus“ (Boltanski/Chiapello) bzw. eines „ästhetischen Kapitalismus“ (Reckwitz) unter Einfluss des künstlerischen Feldes.
In seinem Vortrag widmet sich der Kunstsoziologe Ulf Wuggenig (Leuphana-Universität Lüneburg) dem zweiten Hype der Kreativität, als dessen politischer Ausgangspunkt und Motor die neoliberal gewendete britische New Labour Party anzusehen ist. Sie verklärten die Kreativarbeiter zu sogenannten New Independant, die Vorbild für andere, weniger Kreative sein sollten. Kreativität wurde nun unter instrumentalen Gesichtspunkten betrachtet, als Investition beziehungsweise Bedingung für Innovation und Wirtschaftswachstum. Der Import von Ideen und Konzepten aus dem angelsächsischen in den deutschsprachigen Raum war dabei mit durchaus bemerkenswerter nationaler Diversität zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz verbunden.
Donnerstag, 12. Oktober 2017, 18:30 Uhr
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestraße 31, 45128 Essen
REFERENT
Ulf Wuggenig, Dekan der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg
RAHMEN
Der Vortrag bildet den Auftakt zur Konferenz „Von der Künstlerkritik zur Kritik an der Kreativität. Subjektivierungen in Forschung und Praxis“, die sich vom 12. bis 14.10. am KWI mit Künstlerkritik und Kritik an der Kreativität befasst.
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Graduiertenkollegs Kollegs „Die Arbeit und ihre Subjekte“ an der Universität Duisburg-Essen in Kooperation mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen
ANMELDUNG
Bis zum 10. Oktober 2017 unter maria.klauwer@kwi-nrw.de
http://www.kwi-nrw.de/home/veranstaltung-834.html - Link zur Veranstaltung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Politik, Psychologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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