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23.10.2017 14:42

Instandsetzung unter Betrieb von hoher Bedeutung

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

    160 Wasserbauexperten diskutierten am 17. und 18. Oktober in der BAW über die Instandsetzung von Schleusen unter laufendem Schiffsbetrieb

    Konventionelle Instandsetzungsmaßnahmen an Schleusen, wie z. B. Betoninstandsetzungen an den Kammerwänden und Häuptern oder das Auswechseln von Schleusentoren, setzen voraus, dass die Schleuse über längere Zeit (Monate, Jahre) trockengelegt wird und in dieser Zeit für die Schifffahrt nicht zur Verfügung steht. Bei Schleusenanlagen mit mehreren Kammern wird hierzu die betroffene Kammer außer Betrieb genommen und die Schifffahrt durch eine andere Kammer geleitet, was ggf. zu Verzögerungen im Schleusenbetrieb führt. Bei Einkammerschleusen würde dagegen eine solche Schleusensperrung gravierende Auswirkungen auf den Betrieb der Wasserstraße haben. Wichtige Verkehrsrelationen wären auf längere Zeit unterbrochen; umweltfreundliche, sichere und wirtschaftliche Gütertransporte würden von der Wasserstraße auf Schiene und Straße verlagert, da im weitmaschigen Wasserstraßennetz im Regelfall keine Umfahrungsmöglichkeiten existieren. Solche Sperrungen müssen unbedingt vermieden werden.

    Die Alternative zu längeren Schleusensperrungen ist, dass Instandsetzungsmaßnahmen und Schleusenbetrieb über den Tag hinweg so organisiert werden, dass während täglicher Sperrpausen von z. B. 12 Stunden instandgesetzt wird, während die übrige Zeit für den Schleusenbetrieb zur Verfügung steht. Diese als „Instandsetzung unter Betrieb“ bezeichneten Baumaßnahmen waren Gegenstand eines zweitägigen BAW-Kolloquiums in Karlsruhe, das mit 160 Wasserbauexperten aus Verwaltung, Ingenieurbüros, Baufirmen und Wissenschaft bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Das besondere Interesse der Teilnehmer bringt zum Ausdruck, dass das Thema hochaktuell und für den reibungslosen Betrieb des Wasserstraßennetzes von hoher Bedeutung ist. Hinzu kommt, dass der Handlungsdruck nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern mit einem nennenswerten Anteil der Binnenschifffahrt am Gütertransport existiert. Es liegt auf der Hand, dass die technischen und organisatorischen Randbedingungen bei der Instandsetzung unter Betrieb nochmals komplizierter sind als bei den ohnehin anspruchsvollen konventionellen Instandsetzungsmaßnahmen: Neue Techniken, geänderte Bauteilabmessungen, neue Materialen und neue Herstellungsabläufe sind erforderlich und müssen entwickelt werden.

    Vor diesem Hintergrund stießen die Vortragsthemen der BAW-Veranstaltung bei den Teilnehmern auf besonders reges Interesse: Planungen für ein erstes umfassendes Pilotprojekt, das auch die Instandsetzung der Schleusenhäupter umfasst, wurde mit dem „Pilotprojekt Schwabenheim“ am Neckar vorgestellt. Hier soll mit der frühzeitigen Einbindung der Bauindustrie bereits in der Planungsphase auch vergaberechtliches Neuland beschritten werden. Lösungen für die zügige Herstellung von Schleusenhäuptern, planerisch zwischen Einschub- und Einschwimmverfahren abgewogen, sollen demnächst bei einem Projekt in Södertälje, Schweden, realisiert werden. Ansätze, Lösungsmöglichkeiten und konkrete Planungen für Einkammer-schleusen an verschiedenen Wasserstraßen wurden präsentiert. Ein Aspekt war z. B. der Austausch von Schleusentoren in kürzester Sperrzeit, der bereits mehrfach am oberen Main erfolgreich praktiziert wurde. Über Aspekte, wie die schnelle temporäre Trockenlegung von Schleusenkammer-Abschnitten, eine Fugeninstandsetzung unter Betrieb sowie die Entwicklung schnell erhärtender Betone wurde berichtet. Nicht fehlen durften die Erneuerung von Nachrichten-, Elektro- und Maschinentechnik an den Schleusen und Hinweise aus Sicht eines Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts, welche speziellen Belange der Schifffahrt und der Bauwerksverantwortlichen an den Wasserstraßen zu berücksichtigen sind.

    „Bei der Vielfalt der technischen Möglichkeiten und der Abhängigkeiten von Methoden, Bauprodukten und Zeitvorstellungen bedarf es weiterer umfassender Pilotprojekte, um kurz- bis mittelfristig verlässliche und technisch sichere Lösungen für die Instandsetzung von Schleusen unter Betrieb anwendungsreif zu entwickeln.“ Dies war das Fazit von Dipl.-Ing. Claus Kunz, Leiter der Abteilung Bautechnik der BAW, am Ende der Veranstaltung. Wichtig sei dabei auch der regelmäßige Expertenaustausch, wie er beim BAW-Kolloquium erfolgreich praktiziert wurde.

    Der Tagungsband steht ca. acht Wochen nach der Veranstaltung zum kostenlosen Download bereit:


    Weitere Informationen:

    http://www.baw.de/DE/service_wissen/publikationen/tagungsbaende/tagungsbaende.ht...


    Bilder

    Instandsetzung unter Betrieb an der Schleuse Wedtlenstedt (Stichkanal Salzgitter)
    Instandsetzung unter Betrieb an der Schleuse Wedtlenstedt (Stichkanal Salzgitter)
    Quelle: Bundesanstalt für Wasserbau


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Instandsetzung unter Betrieb an der Schleuse Wedtlenstedt (Stichkanal Salzgitter)


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