Der Islam wird in Deutschland kritisch diskutiert. Doch Muslime und ihr Glaube sind ein Teil unseres Gemeinwesens. Wie ist der Umgang in unserer Gesellschaft mit Musliminnen und Muslimen? Woher kommen Vorurteile und Islamfeindlichkeit? Und wie lässt sich das Ressentiment wirksam bekämpfen? Welche Rolle spielen Politik und Medien dabei? Diese und weitere Fragen beantworten namhafte Expertinnen und Experten in der Vortragsreihe der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. http://www.awhamburg.de
Zum Auftakt der Vorlesungsreihe am 26. Oktober gibt Sabine Schiffer eine Einführung in das Thema. Sie leitet das Institut für Medienverantwortung (IMV)und wurde zum Islambild in deutschen Medien promoviert. Ihr Vortrag hat den Focus auf: „Medien und Islamophobie“. Das Bild des Islam in Deutschland ist schlecht und das liegt nicht nur an Terroristen, die ihre Taten mit dem Islam zu begründen versuchen. Einen Anteil daran haben auch die medialen Verarbeitungsprozesse von Informationen: Faktenauswahl, Wording und Formulierung. Unser Islambild ist wesentlich von der Auslandsberichterstattung der 1980er-/1990er-Jahre geprägt und das hat Folgen für die heutigen Debatten an Stammtischen, in Medien und Politik. Islamophobe Einlassungen sind üblich geworden und werden oft nicht einmal bemerkt oder geleugnet. Wie aber lässt sich Kritik an Missständen von antimuslimischem Rassismus unterscheiden? Und wie lässt sich das Ressentiment wirksam bekämpfen? Hier könnten Medien und Politik eine konstruktive Rolle spielen, aber vor allem die Wissenschaft, die mit Fakten gegen Vorurteile wirken kann.
Das Thema „Institutionalisierte Islamfeindlichkeit: Islam als Störfaktor in der Schule?“ behandelt Yasemin Karakaşoğlu, Professorin für Interkulturelle Bildung und Konrektorin der Universität Bremen für den Bereich Internationalität und Diversität am 14. Dezember. Konflikte mit muslimischen Kindern und Jugendlichen werden häufig pauschal auf deren religiös-kulturelle Herkunft zurückgeführt. Vor dem Hintergrund, dass der Islam gesellschaftlich überwiegend mit negativen Attributen belegt ist, können sich auch Lehrkräfte in ihren Haltungen und im pädagogischen Handeln diesen Stereotypen kaum entziehen. Der Islam wird so zu einem Störfaktor und einer Bedrohungsfigur für die Schule, der Umgang mit Musliminnen und Muslimen zu einer kaum zu bewältigenden Aufgabe.
Beate Küpper, Diplom-Psychologin und Professorin für Soziale Arbeit in Gruppen und Konfliktsituationen an der Hochschule Niederrhein, behandelt am 11. Januar das Thema „Die Abwertung von Muslimen als Element einer Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“.
An der Abwertung von Muslimen, oft versteckt hinter einer sogenannten „Islamkritik“, zeichnet sich exemplarisch das klassische Repertoire von Vorurteilen ab. Empirisch hängt die Abwertung von Muslimen eng mit anderen Elementen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zusammen, u. a. mit Antisemitismus, Homophobie und Sexismus. Der aktuelle Rechtspopulismus bedient sich ihrer, heizt Gefühle der Bedrohung an und nutzt diese für eigene Zwecke.
Den Abschluss der Akademievorlesungsreihe am 18. Januar macht Levent Tezcan, Dozent am Centrum für religionswissenschaftliche Studien (CERES) an der Ruhr-Universität Bochum, mit seinem Vortrag “Der Islam als transnationale Religion zwischen Deutschland und der Türkei“. Die engagierte Unterstützung der autoritären Verfassungsreform Erdogans unter Deutschtürken, Spionagevorwürfe gegenüber einigen Moscheeimamen und nicht zuletzt die Ereignisse in Rotterdam im Vorfeld der Abstimmung über die Verfassungsreform haben Erdogan zu einem relevanten innenpolitischen Akteur der Integrationspolitik gemacht. Angesichts der eskalierenden bilateralen Stimmung stellt sich die Frage, wie solche Ereignisse die Denk- und Wahrnehmungsmuster gegenüber den Muslimen beeinflussen werden.
Alle Veranstaltungen finden statt in den
Baseler Hof Sälen, Esplanade 15, 20354 Hamburg.
(Rollstuhlgeeigneter Zugang über Esplanade 16.)
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten unter http://www.awhamburg.de/veranstaltungen
Termine, Themen, Referenten
Donnerstag, 26. Oktober 2017, 19:00 Uhr
Medien und Islamophobie
Dr. Sabine Schiffer, Erlangen
Donnerstag, 14. Dezember 2017, 19:00 Uhr
Institutionalisierte Islamfeindlichkeit: Islam als Störfaktor in der Schule?
Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu, Bremen
Donnerstag, 11. Januar 2018, 19:00 Uhr,
Die Abwertung von Muslimen als Element einer Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit
Prof. Dr. Beate Küpper, Mönchengladbach
Donnerstag, 18. Juni 2018, 19:00 Uhr
Der Islam als transnationale Religion zwischen Deutschland und der Türkei
PD Dr. Levent Tezcan, Bochum
Presseanmeldung und weitere Informationen:
Catherine Andresen
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
040/42 94 86 69–24
presse@awhamburg.de
http://www.awhamburg.de
Die Akademie
Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus dem norddeutschen Raum an. Sie trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Institutionen zu intensivieren. Sie fördert Forschungen zu gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen und wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und macht es sich zur besonderen Aufgabe, Impulse für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu setzen. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert von der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Edwin J. Kreuzer. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, jedermann
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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