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24.10.2017 10:43

Autoritarismus-Forscher treffen sich zu Tagung in Leipzig

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

    Mit dem Thema Autoritarismus befasst sich vom 27. bis 29. Oktober eine Konferenz der Universität Leipzig in Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Autoritarismus ist ein Modell, das Ende der 1920er Jahre vom Frankfurter Institut für Sozialforschung zur Erklärung und Messung antidemokratischer Einstellungen in der Bevölkerung entwickelt wurde. Die etwa 120 Teilnehmer der Konferenz wollen diskutieren, welche Aktualität das Modell heute noch hat.

    "Wir haben dafür internationale Referenten gewinnen können, etwa Prof. Dr. Helmut Dahmer aus Wien und Prof. Dr. Robert Hullot-Kentor aus den USA. Es ist ein Austausch zwischen Kritischen Theoretikern und prominenten Psychoanalytikern wie etwa Prof. Dr. Angelika Ebrecht-Laermann", sagt Dr. Oliver Decker vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig. Er hat die Konferenz gemeinsam mit Prof. em. Dr. Christoph Türcke von der Hochschule für Grafik und Buchkunst organisiert.

    Die erste Erhebung des Instituts für Sozialforschung wurde 1931/1932 durchgeführt. Nachdem die Ergebnisse vorlagen, bereiteten die Mitglieder des Instituts ihre Migration vor. So waren 1933 zur Machtergreifung der NSDAP fast alle Mitglieder bereits im Ausland. Im Exil in den USA wurde die Studie durch eine Arbeitsgruppe um Theodor W. Adorno weiter geführt und bekannt unter dem Namen "Authoritarian Personality". Es handelt sich um das bis heute bewährteste Erklärungsmodell für antidemokratische Einstellungen. Entwickelt wurde es auf Basis der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorie.

    Heute bezieht sich die Autoritarismus-Forschung kaum noch auf die Psychoanalyse. "Wenn Autoritarismus, wie es seit etlichen Jahren geschieht, ohne diese Tiefendimension gedacht wird, gerät auch die Tiefenwirkung der Gesellschaft auf die Individuen aus dem Blick. Diese Wirkung ist heute allerdings nicht mehr dieselbe wie in der Frühzeit der Kritischen Theorie, wo der Vater noch die Instanz war, die die autoritären Standards der Gesellschaft in der Familie durchsetzte", erklärt Decker. Dennoch gebe es auch heute autoritäre Führer. Das Phänomen des Populismus zeige, dass der autoritäre Charakter nicht einfach verschwunden ist. Er hat sich nach Ansicht von Experten lediglich verwandelt. Wie aber entsteht er heutzutage? Wie ist eine demokratische Gesellschaft zu verstehen, die jene autoritäre Dynamik, durch die sie bedroht wird, immer wieder selbst hervorbringt? Diesen und anderen Fragen soll auf der Tagung, die in der Bibliotheca Albertina in der Beethovenstraße 6 stattfindet, nachgegangen werden.

    Weitere Informationen:

    PD Dr. Oliver Decker
    Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig
    Telefon: +49 341 97-15441
    E-Mail: oliver.decker@medizin.uni-leipzig.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kredo.uni-leipzig.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Politik, Psychologie
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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