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10.11.2017 09:36

Das Rätsel der Unternehmerfamilie

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Ringvorlesung „Between Rigor & Relevance“ des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) am 15. November 2017

    Prof. Dr. Heiko Kleve vom Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) wird am 15. November 2017 die beliebte Vortragsreihe „Between Rigor & Relevance“ des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) im Wintersemester 2017/2018 fortsetzen. Der Titel seines Vortrags lautet „Das Rätsel der Unternehmerfamilie – Eine funktionale Analyse“.

    Die Existenz von Unternehmerfamilien erscheint rätselhaft und ungewöhnlich. Denn in diesen Familien kommt etwas zusammen, was eigentlich nicht zusammenpasst: die private Familien- und die geschäftliche Unternehmenswelt. Die sachliche, soziale, zeitliche und örtliche Trennung der Systeme Familie und Unternehmen ist zumindest für die moderne Gesellschaft üblich und etabliert. Wenn beide Systeme nun – wie in Unternehmerfamilien – eng verkoppelt sind, kommt es unweigerlich zu widersprüchlichen Rollenerwartungen und ambivalenten Interaktionen zwischen den beteiligten Personen. Je größer eine Unternehmerfamilie zudem wird, desto wichtiger wird es für sie, dass sie Strategien zur formalen Organisation ihrer unternehmensbezogenen Entscheidungen realisiert. Auch eine solche Formalisierung von familiärer Kommunikation ist ungewöhnlich. Dies wird in der Wittener Systemtheorie der Unternehmerfamilie und des Familienunternehmens seit Ende der 1990er Jahre breit untersucht und ausführlich beschrieben. Im Anschluss daran soll in dem Vortrag die noch offene Frage diskutiert werden, ob Unternehmerfamilien als eigenständige Systeme betrachtet werden können, die eine spezifische Funktion bedienen, die von keinem anderen System der Gesellschaft realisiert wird. Denn obwohl Unternehmerfamilien der Differenzierungsdynamik der Moderne entgegenlaufen, reproduzieren sie sich anhaltend. Dies ist erklärungsbedürftig. Eine Erklärung könnte sein, dass diese Sozialform eine gesamtgesellschaftliche Funktion erfüllt, die nur von diesem System erfüllt wird. Sollte dies plausibel sein, was im Vortrag diskutiert wird, stellen sich mindestens zwei weitere Fragen: Zum einen, in welcher Weise sich Unternehmerfamilien trotz ihres widersprüchlichen und ambivalenten Charakters anhaltend systemisch reproduzieren und zum anderen, wie sie den Erfolg ihrer systeminternen Kommunikationen nachhaltig sicherstellen.

    „Unternehmerfamilien tragen in ganz spezifischer Weise dazu bei, die nicht-ökonomischen Voraussetzungen der sozialen Marktwirtschaft mit abzusichern“, so Prof. Dr. Heiko Kleve. „So führen sie etwa die transgenerationale Perspektive in die Wirtschaft ein und sorgen damit für eine nicht nur kurzfristige, sondern nachhaltige Erfolgsorientierung von Familienunternehmen.“

    Prof. Kleve leitet den WIFU-Stiftungslehrstuhl für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien. Er promovierte 1998 an der Freien Universität Berlin im Fach Soziologie. Von 2005 bis 2017 lehrte und forschte er als Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen Sozialer Arbeit an der Fachhochschule Potsdam, wo er seit 2013 als Dekan auch den Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften verantwortete. Prof. Kleve ist seit 20 Jahren als Berater, Mediator, Coach und Supervisor für einzelne Personen, Gruppen, Teams und Unternehmen tätig sowie Autor zahlreicher Fachpublikationen.

    Die Ringvorlesung ist seit 2009 fester Bestandteil des WIFU-Veranstaltungskalenders und findet regelmäßig drei Mal pro Semester statt. „Die breite Diskussion der Forschungsergebnisse zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, Professionen und in der unternehmerischen Praxis hat am WIFU eine lange Tradition“, so Prof. Dr. Arist von Schlippe, akademischer Direktor des WIFU. „Wissenschaftliche Genauigkeit und unternehmerische Relevanz können sich ergänzen und müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

    Der Vortrag findet am 15. November 2017 um 18 Uhr in Raum 2.303 der Universität Witten/Herdecke statt. Die Teilnahme ist wie immer kostenfrei.

    Weitere Information erhalten Sie unter www.wifu.de oder bei Nicole Vöpel (nicole.voepel@uni-wh.de, +49 2302 926-506).

    Über uns:
    Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.400 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

    Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

    Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Wirtschaftsfakultät der Universität Witten Herdecke ist in Deutschland der Pionier und Wegweiser akademischer Forschung und Lehre zu Besonderheiten von Familienunternehmen. Drei Forschungs- und Lehrbereiche – Betriebswirtschaftslehre, Psychologie/Soziologie und Rechtswissenschaften – bilden das wissenschaftliche Spiegelbild der Gestalt von Familienunternehmen. Dadurch hat sich das WIFU eine einzigartige Expertise im Bereich Familienunternehmen erarbeitet. Seit 2004 ermöglichen die Institutsträger, ein exklusiver Kreis von 75 Familienunternehmen, dass das WIFU auf Augenhöhe als Institut von Familienunternehmen für Familienunternehmen agieren kann. Mit aktuell 18 Professoren leistet das WIFU mittlerweile seit achtzehn Jahren einen signifikanten Beitrag zur generationenübergreifenden Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.


    Bilder

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Wirtschaft
    überregional
    wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

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