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25.07.2018 10:24

Messel: zu Stein gewordener Lebensraum - Senckenberg-Buch zum UNESCO-Welterbe erschienen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, den 25.07.2018. Während der Paarung verstorbene Schildkröten, über siebzig Urpferdchen, buntschillernde Insekten, mehr als 100 verschiedene Pflanzengattungen oder das Primatenjunge „Ida“: Die Funde der UNESCO Welterbestätte Grube Messel sind weltweit einzigartig. Im heute neu erschienenen Senckenberg-Buch „Messel – ein fossiles Tropenökosystem“ geben 28 internationale Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf über 350 Seiten Einblicke in diese außergewöhnliche Fossillagerstätte.

    Beinah wäre die Grube Messel mit Müll verfüllt worden – den Kampf für den Erhalt der einzigartigen Fossillagerstätte hat auch Dr. Stephan Schaal, Leiter der Abteilung Messelforschung am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum mit ausgefochten. „Nicht auszudenken, welche Schätze uns entgangen wären, wenn man die Pläne für eine Abfalldeponie vor dreißig Jahren umgesetzt hätte! Wir zollen allen Mitstreitern, die für den Erhalt gekämpft haben und geholfen haben dieses ‚Fenster in die Erdgeschichte’ für die Forschung und Öffentlichkeit bereit zu stellen – ehrenamtliche und freiwillige Fossiliengräber, hunderte von Praktikanten, technische Assistenten und Präparatoren sowie zahlreiche internationale Forschende – große Anerkennung“, bedankt sich Schaal im Vorwort des neuen Buches.

    Nach der Veröffentlichung des ersten senckenbergischen Messel-Buches (Messel – Ein Schaufenster in die Geschichte der Erde und des Lebens, 1988) wurden in der Fossilienlagerstätte tausende neue spannende Funde gemacht und in hunderten wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Diese neuen Ergebnisse und auch in dieser Zeit verbesserte Untersuchungsmethoden waren der Anlass für das neue Senckenberg-Buch. „Da Messel vor allem in Fachkreisen inzwischen Weltruf erlangt hat, lag es auf der Hand, das Buch gleichzeitig in englischer Sprache vorzulegen“, fügt der Paläoherpetologe Dr. Krister Smith hinzu.
    Der erste Fossilienfund im Jahr 1876 – ein Krokodil – ließ noch nicht erahnen, dass der Ölschiefertagebau in der hessischen Gemeinde Messel eines Tages zu solch einer bedeutenden Welterbestätte werden würde. Etwa 100 Jahre später begann Senckenberg mit seiner Forschung in der Grube Messel. Seit Juli 1992 wurde zudem der Betrieb des Tagebaus übernommen und die Abteilung „Messelforschung“ gegründet.

    „Die zahlreichen, überdurchschnittlich gut erhaltenen Messelfossilien ermöglichen uns einen Einblick in ein rund 48 Millionen altes Ökosystem. Damals herrschte ein Treibhausklima mit hohen Kohlendioxid-Werten, starken Niederschlägen und Jahresmitteltemperaturen von etwa 18 Grad – ein Zustand auf den wir momentan durch den menschgemachten Klimawandel erneut zusteuern“, erklärt Schaal.

    Bislang wurden in der Fundstätte Vertreter aller Wirbeltiergroßgruppen sowie Insekten und Pflanzen gefunden – wissenschaftliche Hochrechnungen lassen vermuten, dass es noch viele unentdeckte Arten gibt. Man kann davon ausgehen, dass noch mehrere Generationen mit der Erforschung der Fossillagerstätte beschäftigt sein werden.
    „Im kommenden Jahr wollen wir – nach zwei Jahren Pause – voraussichtlich unsere Grabungstätigkeit in der Grube Messel wiederaufnehmen können“, gibt Schaal einen Ausblick.

    Eine umfassende Darstellung der Geologie und Paläontologie des eozänen Lebensraums bietet das heute neu erschienene Senckenberg-Buch „Messel – ein fossiles Tropenökosystem“. Die Leser erfahren auf über 350 Seiten von 28 renommierten Forschenden etwas über die Entstehung des Messel-Kraters, fossile Farberhaltung, den Messel-Gecko, die Evolution der Echoortung, den Kolibri-Urahn, kopflose Ameisenfresser, neuartige Untersuchungs- und Erhaltungsmethoden, die weltberühmten Urpferdchen und vieles mehr. Die über 390 überwiegend farbigen Abbildungen machen das Buch nicht nur zum Standardwerk für Wissenschaftler, sondern vermitteln auch Fossilienliebhabern und interessierten Laien ein lebhaftes Bild der vergangenen Messel-Welt.

    Kontakt
    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Stephan Schaal
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 069 7542-1250
    Stephan.Schaal@senckenberg.de

    Dr. Krister Smith
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
    Tel. 069 7542- 1218
    Krister.Smith@senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Stephan F. K. Schaal, Krister T. Smith, Jörg Habersetzer (Hrsg.)
    MESSEL – Ein fossiles Tropenökosystem
    2018, XV, 355 Seiten, 393 überwiegend farbige Abbildungen, 2 Tabellen durchgehend farbig, 21 x 27,2 cm, Senckenberg-Buch 79
    ISBN 978-3-510-61410-3, gebunden, 44,90 Euro
    www.schweizerbart.de/9783510614103

    Englische Ausgabe:
    Krister T. Smith, Stephan F. K. Schaal, Jörg Habersetzer (Eds)
    MESSEL – An Ancient Greenhouse Ecosystem
    2018, XV, 355 pp, 393 figs, 2 tabs, 21 x 27,2 cm, Senckenberg-Buch 80
    ISBN 978-3-510-61411-0, bound, 54.90 Euro
    www.schweizerbart.de/9783510614110

    Presseexemplare sind auf Anfrage bestellbar!


    Weitere Informationen:

    http://www.senckenberg.de/presse


    Bilder

    Landlebender Frosch Eopelobates wagneri mit Weichteilerhaltung im Rumpfbereich. Maßstab: 5 cm.
    Landlebender Frosch Eopelobates wagneri mit Weichteilerhaltung im Rumpfbereich. Maßstab: 5 cm.
    Senckenberg
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    Der Messel- Segler Scaniacypselus szarskii. Vögel sind die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel. Maßstab: 1 cm.
    Der Messel- Segler Scaniacypselus szarskii. Vögel sind die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel. ...
    Senckenberg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geowissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Landlebender Frosch Eopelobates wagneri mit Weichteilerhaltung im Rumpfbereich. Maßstab: 5 cm.


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    Der Messel- Segler Scaniacypselus szarskii. Vögel sind die artenreichste Wirbeltiergruppe in Messel. Maßstab: 1 cm.


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