idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.08.2018 14:40

Arbeitslosenversicherung: Beitrag stärker senken

Mathias Rauck Kommunikation
Institut für Weltwirtschaft (IfW)

    Der Beitragssatz in der Arbeitslosenversicherung sollte rasch von 3,0 auf 2,4 Prozent gesenkt werden, fordert der Kieler Finanzwissenschaftler Alfred Boss. Die bislang geplante Senkung des Beitragssatzes um 0,3 Prozentpunkte im nächsten Jahr sei zu wenig. Die Rücklagen dürften zu diesem Zeitpunkt schon weit über 20 Mrd. Euro betragen, auf die die Bundesagentur für Arbeit keine Zinsen erzielt.

    Die Bundesagentur für Arbeit (BA) dürfte im Jahr 2018 einen Überschuss von mehr als 6 Mrd. Euro erzielen. Ihre Rücklagen summieren sich damit auf knapp 24 Mrd. Euro. Wesentlich dafür ist die sehr günstige Arbeitsmarktentwicklung. Das Beitragsaufkommen nimmt kräftig zu, die Ausgaben steigen mäßig. Wie schon in den Jahren 2013 bis 2017 ist der Überschuss wesentlich höher als im Haushaltsplan der Bundesagentur für Arbeit veranschlagt, die für das laufende Jahr nur mit gut 2,5 Mrd. Euro rechnet.

    Bleibt es bei den bisherigen Plänen der Bundesregierung für das nächste Jahr – also einer Absenkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung auf 2,7 Prozent sowie Entlastungen geringer Einkommen bei den Sozialausgaben – kann die BA 2019 trotzdem mit einem erneuten Überschuss von über 6 Mrd. Euro rechnen. Ihre Rücklagen würden sich Ende nächsten Jahres dann auf fast 30 Mrd. Euro belaufen.

    Erträge auf die allgemeine Rücklage erwirtschaftet die BA praktisch nicht. In den Jahren 2013 bis 2017 war die Rendite mit 0,02 bis 0,04 Prozent vernachlässigbar gering, in den Jahren 2018 und 2019 dürfte sie null Prozent betragen. Diese Berechnungen sind Teil des jetzt erschienenen Kiel Policy Briefs "Bundesagentur für Arbeit: Warum eine größere Beitragssatzsenkung nötig ist" (https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2018/bundesagentur-f...) des Kieler Finanzwissenschaftlers Alfred Boss.

    Beitrag zur Arbeitslosenversicherung auf 2,4 Prozent senken

    Boss fordert, den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung jetzt so rasch wie möglich und stärker als bislang von der Bundesregierung geplant zu senken, von 3 Prozent auf 2,4 Prozent. „Eine Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung wirkt sich langfristig positiv auf Wachstum und Beschäftigung in Deutschland aus“, so Boss. „Die Zunahme der Arbeitskosten wird gedämpft, die Ausweitung der Beschäftigung wird begünstigt, und die Arbeitslosigkeit nimmt ab. Das Produktionspotenzial steigt, die Finanzlage des Staates verbessert sich.“

    Nach Boss‘ Berechnungen wäre bei einem Beitragssatz von 2,4 Prozent der strukturelle Budgetsaldo der BA gleich null. Dies bedeutet, dass nur in konjunkturellen Hochphasen, wie aktuell, Überschüsse entstehen, die dann in konjunkturell mageren Jahren aufgebraucht werden. „Über einen gesamten Konjunkturzyklus hinweg würden im Durchschnitt der Jahre keine Überschüsse mehr angehäuft“, so Boss.

    Beitrag zur Sozialversicherung bei rund 40 Prozent

    Boss warnt außerdem vor Leistungsausweitungen in der Arbeitslosenversicherung und einer zu hohen Belastung von Arbeitnehmern durch steigende Sozialabgaben. „Bleibt es bei den Plänen der Bundesregierung – Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung um 0,3 Prozentpunkte, Erhöhung des Beitragssatzes in der sozialen Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte, keine Senkung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Rentenversicherung entsprechend der geltenden Rechtslage – beläuft sich der Beitragssatz zur Sozialversicherung 2019 insgesamt auf rund 40 Prozent.“

    Werden die Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld, wie jetzt in der Bundesregierung diskutiert, gelockert, sei mit höheren Forderungen bei kommenden Tarifabschlüssen zu rechnen, da die Folge hoher Löhne – mehr Arbeitslosigkeit – besser aufgefangen würde. „In der Konsequenz steigen die Arbeitskosten rascher als sonst, die Beschäftigung fällt kleiner als sonst aus, während die Arbeitslosenzahl größer als sonst ist.“

    Zum Kiel Policy Brief:
    https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kiel-policy-briefs/2018/bundesagentur-f...

    Medienansprechpartner:
    Mathias Rauck
    T +49 431 8814-411
    mathias.rauck@ifw-kiel.de

    Institut für Weltwirtschaft
    Kiel Institute for the World Economy
    Kiellinie 66 | 24105 Kiel, Germany

    www.ifw-kiel.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).