idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.11.2018 15:30

Muslimische Alltagspraxis und islamische Rechtsdogmatik

Stefan Schwendtner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung

    Am 9. und 10. November findet am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung eine Konferenz mit dem Titel „Law, Islam and Anthropology“ statt. Auf der Konferenz werden Ethnologen, Juristen und Islamwissenschaftler anhand von einigen empirischen Studien zu Themen wie Konfliktregulierung, Familienrecht und Kreditfinanzierung darüber diskutieren, welche Rolle islamisches Rechtsverständnis und moralische Erwartungen im Alltag von muslimischen Gläubigen spielen. Dabei wird es auch darum gehen, wie sich hergebrachtes islamisches Regelwerk durch die Auslegung unterschiedlicher Interessengruppen ausdifferenziert und wandelt. Die Konferenzsprache ist Englisch.

    Die Scharia – kein homogenes religiöses Regelwerk
    Das Leben von Muslimen gilt weithin als streng geregelt und bis in kleine Details der Lebensführung hinein festgelegt. Autoritäten wachen über die Interpretation religiöser Normen und deren korrekte Umsetzung im Alltag. Viel Spielraum bei der Ausübung ihres Glaubens scheint es für Muslime nicht zu geben. „Diese Vorstellung von islamischen Vorgaben eines religiösen Lebens entspricht aber nicht notwendiger Weise der alltäglichen Lebensweise von Musliminnen und Muslimen“, sagt Dr. Hatem Elliesie vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle. „Denn der Islam und das, was als islamisches Recht verstanden wird, werden in weiten Teilen der Welt auch von der Alltagspraxis muslimischer Gläubiger bestimmt, die einen Weg zwischen religiösen Regeln und beispielsweise den Anforderungen in Beruf oder Familie finden müssen.“ Die Konferenz „Law, Islam and Anthropology“ wird gemeinsam von der Abteilung ‚Recht & Ethnologie‘ am MPI, der Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht (GAIR) und der niederländischen Vereinigung zur Erforschung des Rechts des Islam und des Mittleren Ostens (RIMO) organisiert.

    Islamische Regeln im Alltag moderner Gesellschaften
    In zahlreichen europäischen Ländern hat sich in den vergangenen Jahren eine häufig emotional geführte Diskussion über den Einfluss der islamischen Kultur und der Scharia – dem religiösen und rechtlichen Normensystem des Islam – entwickelt. „Wir wollen mit unserer Konferenz, auf der wir empirische Studien zur Entwicklung islamischer Rechts- und Moralvorstellungen präsentieren, zur Versachlichung dieser Diskussion beitragen“, sagt Elliesie. „Was uns im Besonderen interessiert, ist, wie Muslime in Gesellschaften leben, in denen zur selben Zeit unterschiedliche Ordnungsverhältnisse, Regelungskomplexe und Rechtsquellen sowie mehrere juristische Systeme nebeneinander und überlappend existieren. Denn diese Fragen werden nicht nur die deutsche Gesellschaft durch den sich abzeichnenden gesellschaftlichen Wandel in Zukunft beschäftigen.“

    Erforschung des globalen sozialen Wandels
    Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung ist eines der weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Ethnologie (Sozialanthropologie). Es hat seine Arbeit 1999 mit den Gründungsdirektoren Prof. Dr. Chris Hann und Prof. Dr. Günther Schlee aufgenommen und 2001 seinen ständigen Sitz im Advokatenweg 36 bezogen. Mit Ernennung der Direktorin Prof. Dr. Marie-Claire Foblets im Jahre 2012 wurde das Institut um eine Abteilung zum Themenfeld ‚Recht & Ethnologie‘ erweitert. Forschungsleitend ist die vergleichende Untersuchung gegenwärtiger sozialer Wandlungsprozesse. Besonders auf diesem Gebiet leisten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institutes einen wichtigen Beitrag zur ethnologischen Theoriebildung. Sie befassen sich darüber hinaus in ihren Projekten oft auch mit Fragestellungen und Themen, die im Mittelpunkt aktueller politischer Debatten stehen. Am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung arbeiten gegenwärtig 175 Wissenschaftler aus über 30 Nationen. Darüber hinaus bietet das Institut zahlreichen Gastwissenschaftlern Raum und Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch.

    Zum Programm der Tagung:
    http://www.eth.mpg.de/de/events?url=7166/event_details_1510566232.html

    Informationen zur Abteilung ‚Recht & Ethnologie‘:
    http://www.eth.mpg.de/2927255/department_foblets

    Informationen zum Forschungsprojekt „Konfliktregulierung in Deutschlands pluraler Gesellschaft“:
    http://www.eth.mpg.de/4405333/conflictregulation

    Kontakt für diese Pressemitteilung
    Prof. Dr. Marie-Claire Foblets
    Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
    Abteilung ‚Recht & Ethnologie’
    Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
    Tel.: 0345 2927-301
    Mail: foblets@eth.mpg.de
    http://www.eth.mpg.de/foblets

    Dr. Hatem Elliesie
    Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
    Wissenschaftlicher Leiter der Projekte
    ‚Konfliktregulierung in Deutschlands pluraler Gesellschaft‘ und ‚Scharia in genuin europäischen Settings: Konnex muslimischer Lebenspraxis zu islamischer Normativität‘
    Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
    Tel.: 0345 2927-316
    Mail: elliesie@eth.mpg.de
    http://www.eth.mpg.de/elliesie

    Kontakt für die Presse
    Stefan Schwendtner
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
    Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
    Tel.: 0345 2927-425
    Mail: schwendtner@eth.mpg.de
    http://www.eth.mpg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Kulturwissenschaften, Recht
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).