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07.02.2019 09:29

Wählerische Bachflohkrebse

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Bachflohkrebse der Spezies Gammarus roeselii bewachen ihr auserwähltes Weibchen, indem sie es oft tagelang mit sich herumtragen und es gegen potentielle Rivalen verteidigen. Dieses Verhalten kostet viel Energie und Zeit, weswegen die Männchen ihre Auswahl mit Sorgfalt treffen. Wissenschaftler der Goethe-Universität haben nun untersucht, unter welchen Umständen die Männchen bereit sind, ihre Entscheidung zu revidieren.

    Frankfurt. In ihrer Studie verglichen Carolin Sommer-Trembo, Konrad Lipkowski und ihre beiden Kollegen das Verhalten von Gammarus-Männchen, die aus zwei Populationen mit sehr unterschiedlicher Dichte stammten. Sie sammelten die im Wasser lebenden Versuchstiere aus zwei umliegenden Gebieten und gewöhnten sie während der ersten Tage in großen Aquarien ein. Während dieser Zeit bildeten sich Paare, bei dem ein Männchen sein Weibchen fest ergreift und es bis zur Befruchtung nicht mehr loslässt (Amplexuspaare).

    Im nächsten Schritt trennten sie die Amplexuspaare vorsichtig voneinander und boten den Männchen ein jeweils anderes (morphologisch ähnliches) Weibchen an, für das sie sich zuvor nicht freiwillig entschieden hatten. Die Männchen, die aus der Population mit einer sehr niedrigen Dichte stammten, ergriffen das neue Weibchen innerhalb kurzer Zeit. Sie waren erwartungsgemäß nicht besonders wählerisch, da sie in ihrer natürlichen Umgebung nur selten auf ein Weibchen treffen und daher ihre Chance umgehend nutzen müssen.

    Die Männchen aus der Population mit vielen Individuen suchten deutlich länger ihr kleines Testbecken nach alternativen (möglicherweise besseren) Weibchen ab, bevor sie das von den Forschern ausgesuchte Weibchen akzeptierten. „Oftmals kam es hier aber überhaupt nicht zur Bildung eines Amplexuspaares“, berichtet Carolin Sommer. „Gaben wir diesen Männchen nach der Trennung das von Ihnen selbst ausgewählte Weibchen zurück, nahmen sie es genauso schnell an, wie ihre männlichen Artgenossen der anderen Population es bei einem neuen Weibchen taten.“

    Die nur wenige Millimeter kleinen Krebse sind also tatsächlich wählerisch, wobei das Ausmaß von der Populationsdichte in ihrer natürlichen Umgebung abhängt. „Die Populationsdichte hat also enormen Einfluss darauf, ob Mann es sich leisten kann, bei seiner Auserwählten genauer hinzusehen“, schlussfolgert Konrad Lipkowski.

    Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/76164186
    Bildtext: Das Bachflohkrebs-Männchen (oben) hält das kleinere Weibchen (unten) bis zu mehrere Tage lang fest und verteidigt es gegen Rivalen. Das Bild zeigt ein Paar der Spezies Gammarus sp.
    Bildrechte: Konrad Lipkowski


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Konrad Lipkowski, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798- 42211, lipkowski@bio.uni-frankfurt.de.
    Dr. Carolin Sommer-Trembo, Zoological Institute, University of Basel, +41 (0) 61 207 59 05, sommer-trembo@gmx.de


    Originalpublikation:

    Lipkowski K, Plath M, Klaus S, Sommer-Trembo C. Population density affects male mate choosiness and morphology in the mate-guarding amphipod Gammarus roeselii (Crustacea: Amphipoda). Biological Journal of the Linnéan Society, https://dx.doi.org/10.1093/biolinnean/bly201


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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