Der theoretische Physiker Prof. Dr. Roland Netz hat einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) eingeworben. Sein Projekt zum Thema Modellierung von Zeitreihen wird mit knapp zwei Millionen Euro über fünf Jahre gefördert, wie der ERC am Donnerstag in Brüssel mitteilte. Mit dem Format ERC Advanced Grant ermöglicht der Europäische Forschungsrat etablierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Pionierforschung.
Der Titel von Professor Roland Netz’ Vorhaben lautet: „Non-Markovian Memory-Based Modelling of Near- and Far-From-Equilibrium Dynamical Systems“ (Nichtmarkovsche gedächtnisbasierte Modellierung von dynamischen Systemen im Gleichgewicht und im Nichtgleichgewicht). Im Mittelpunkt des Projekts mit der Abkürzung NoMaMemo stehen dabei Zeitreihen, also zeitabhängige Daten, wie sie in der Physik, der Chemie, der Medizin und der Finanzwelt verwendet werden.
Es sollen verschiedenste Zeitreihen aus einem breiten Fächerspektrum untersucht werden: Beispiele sind die Bewegung von Protonen in wässriger Umgebung, das Falten und Entfalten von Proteinen, die Migration von lebenden Zellen und die Dynamik von Währungswechselkursen. Die geplanten Forschungsarbeiten umfassen dabei sehr verschiedene Zeitskalen: Protonen bewegen sich auf der Femtosekunden-Skala – eine Femtosekunde entspricht 0,000 000 000 000 001 Sekunden –, die Faltung von Proteinen wiederum dauert typischerweise Mikrosekunden, Zellen bewegen sich über Stunden, und Wechselkurse zeigen charakteristische Schwankungen über Tage bis hin zu vielen Jahren.
Die am Projekt NoNaMemo beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler streben eine einheitliche Beschreibung generischer Zeitreihendaten in Form von nichtlinearen integrodifferenziellen stochastischen Gleichungen an. Diese Gleichungen basieren auf Gedächtnisfunktionen, die direkt aus Daten extrahiert werden. Ziel ist es, eine Plattform zur Analyse, zum Verständnis, zum Vergleich und zur Klassifizierung von Daten zu schaffen, mit der Zeitreihen vorhergesagt und stochastische Systeme optimiert werden können. Als Beispielanwendungen sollen Bewegungsmuster von Tieren auf der Suche nach Beute untersucht werden und Krebszellen mit dem Ziel klassifiziert werden, die Auswahl von effizienten Krebsmedikamenten zu ermöglichen.
Kontakt
Prof. Dr. Roland Netz, Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin, Telefon: 030/838 55737; E-Mail: rnetz@physik.fu-berlin.de, Arbeitsgruppe: www.physik.fu-berlin.de/en/einrichtungen/ag/ag-netz/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Gesellschaft, Physik / Astronomie, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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