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31.07.2019 09:22

Professorin Susanne Biundo-Stephan unter den führenden Köpfen der deutschen KI-Forschung

Andrea Weber-Tuckermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Im „Wissenschaftsjahr 2019“ zur Künstlichen Intelligenz kommt eine Wissenschaftlerin aus Ulm groß raus. Professorin Susanne Biundo-Stephan, Leiterin des Instituts für Künstliche Intelligenz, ist eine der „zehn prägenden Köpfe“ der deutschen KI-Geschichte. Ausgewählt wurde sie im Rahmen des BMBF-Wissenschaftsjahres von einer Expertenkommission der Gesellschaft für Informatik.

    Nach Ansicht der Auswahljury zählt Biundo-Stephan zu den zentralen Köpfen der deutschen KI-Forschung im Bereich der „Automatisierten Planung“ mit Schwerpunkten auf den Gebieten „Hierarchisches Planen“ und „Kognitive Technische Systeme“. Darüber hinaus forschte die gebürtige Rheinland-Pfälzerin zu AI-Themen wie der „Wissensmodellierung“ und dem „Automatischen Beweisen“ (Automated Reasoning). Was findet die Wissenschaftlerin so faszinierend an der KI? „Ich finde es spannend, dass der Mensch in der Lage ist, technische Systeme zu bauen, die sich intelligent verhalten und kognitive Fähigkeiten aufweisen“, so die Forscherin.

    Dass sich in naher Zukunft eine „starke KI“ entwickeln lässt, die ein eigenes Bewusstsein hat und aus eigenem Antrieb handelt, glaubt Professorin Biundo-Stephan aber nicht. Was den Nachbau den menschlichen Gehirns mit technischen Mitteln angeht – Stichwort Human Brain Projekt – ist sie mehr als skeptisch. „Das halte ich für ziemlich unrealistisch und auch anmaßend. Aber ganz sicher sind uns kognitive technische Systeme in Einzelbereichen weit überlegen und auch sehr gut dazu in der Lage, den Menschen zu unterstützen“, erklärt die Informatikerin, die an der Universität Ulm im Schwerpunkt Mensch-Technik-Interaktion forscht. Ein Beispiel für solche unterstützenden Technologien sind so genannte Companion-Systeme, die Menschen bei der Bedienung technischer Geräte unterstützen. Diese orientieren sich am Menschen und seinen individuellen Fähigkeiten sowie an dessen Vorlieben und Bedürfnissen. Idealerweise können sich solche Systeme darüber hinaus auf die aktuelle Umgebungssituation und emotionale Befindlichkeit ihrer Nutzerinnen und Nutzer einstellen.

    Was von der Idee her so naheliegend ist, hat es technisch betrachtet in sich. So müssen bei der automatischen Handlungsplanung nicht nur Ausgangszustände, Ziele, Einzelschritte und Qualitätskriterien für die zu erstellenden Handlungsempfehlungen festgelegt werden; auch Kausalitäten sowie zeitliche und hierarchische Zusammenhänge zwischen Teilschritten sind durch das Planungsverfahren abzubilden. Angepasst an die individuelle Nutzung erzeugt das System unterschiedliche Lösungswege beziehungsweise Ergebnisse. „Wir greifen dafür unter anderem auf formale Planmodelle und Schlussfolgerungsverfahren zurück, die erklären können, wie bestimmte Handlungsempfehlungen zustande kommen und warum ein bestimmtes Ergebnis unter bestimmten Umständen mehr Sinn macht als ein anderes“, so die Sprecherin des mittlerweile ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs über Companion-Technologien. Derzeit läuft am Institut ein DFG-gefördertes Transferprojekt mit der Firma Bosch, das im SFB entwickelte Technologien zur intelligenten Unterstützung von Heimwerkern einsetzt.

    Was die internationale Bedeutung der deutschen KI-Forschung angeht, ist die Wissenschaftlerin, die im Bereich „Automatisches Beweisen“ promoviert hat, durchaus selbstbewusst: „Bei den wissens- und logikbasierten Verfahren war Deutschland international schon immer in einer Spitzenposition. Das hat sich auch in den letzten Jahren nicht geändert“, so die Leiterin des Instituts für Künstliche Intelligenz. Die vielzitierte Konkurrenz aus den USA und China bezieht sich eher auf Anwendungen von Mustererkennungsverfahren des maschinellen Lernens wie beispielsweise „Deep Learning“.

    Susanne Biundo-Stephan hat in Kaiserslautern und Karlsruhe Informatik studiert und dann an der Uni Karlsruhe promoviert. Danach hat sie fast zehn Jahre lang eine Arbeitsgruppe am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken geleitet. 1998 erhielt sie an der Universität Ulm als erste Frau einen Ruf auf eine Informatikprofessur. Die Ulmer Informatikerin war Initiatorin und Koordinatorin des „European Network of Excellence in AI Planning“ (PLANET). Als Sprecherin des Sonderforschungsbereichs/Transregio 62 „Eine Companion-Technologie für kognitive technische Systeme“, den sie von 2009 bis 2017 an der Universität Ulm geleitet hat, war sie in Deutschland die erste Frau an der Spitze eines Informatik-SFB. Darüber hinaus ist sie Gründungsmitglied der hochrangigsten internationalen Konferenz im Bereich der intelligenten Handlungsplanung und Fellow der European Association for Artificial Intelligence (EurAI). Seit Ende 2017 ist sie Gleichstellungsbeauftragte an der Universität Ulm und setzt sich für mehr Frauen in der Wissenschaft und den universitären Gremien ein. Unter den „zehn prägenden Köpfen“ der KI-Geschichte sind zwei weiblich.

    Hintergrund
    Die Gesellschaft für Informatik hat sich mit einem Jubiläumsprojekt zur Geschichte der Künstlichen Intelligenz am „Wissenschaftsjahr 2019“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt. Im Rahmen des Projektes „#KI50: Künstliche Intelligenz in Deutschland – gestern, heute, morgen“ wurden neben den „zehn prägenden Köpfen“ auch „zehn bedeutende Technologien“ der KI-Geschichte ausgewählt (https://ki50.de/).

    In der Kategorie „zehn prägende Köpfe der deutschen KI-Geschichte“ wurden ausgezeichnet:
    André, Elisabeth (Mensch-Machine-Interaktion, Multiagentensysteme)
    Bibel, Wolfgang (Wissensrepräsentation, Schlussfolgern)
    Biundo-Stephan, Susanne (Planen)
    Brewka, Gerhard (Wissensrepräsentation, Schlussfolgern)
    Herzog, Otthein (Multiagentensysteme/Bildverstehen/Anwendungen)
    Nebel, Bernhard (Wissensrepräsentation, Schlussfolgern, Planen)
    Schölkopf, Bernhard (Maschinelles Lernen)
    Siekmann, Jörg H. (Wissensrepräsentation, Schlussfolgern)
    Wahlster, Wolfgang (Mensch-Maschine-Interaktion, Dialogsysteme)
    Wrobel, Stefan (Maschinelles Lernen)

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Susanne Biundo-Stephan, Direktorin des Instituts für Künstliche Intelligenz, Tel.: 0731 / 50 – 24112, E-Mail: susanne.biundo@uni-ulm.de


    Weitere Informationen:

    https://www.wissenschaftsjahr.de/2019/neues-aus-der-wissenschaft/mai-2019/gi-kue...
    https://ki50.de/


    Bilder

    Prof. Susanne Biundo-Stephan
    Prof. Susanne Biundo-Stephan
    Quelle: Foto: privat

    Companion-Systeme sind Systeme mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten. Sie können selbstständig schlussfolgern, planen und handeln und sollen den Menschen bei der Techniknutzung unterstützen.
    Companion-Systeme sind Systeme mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten. Sie können selbstständig sch ...
    Quelle: Foto: photodesign buhl / Uni Ulm


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Susanne Biundo-Stephan


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    Companion-Systeme sind Systeme mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten. Sie können selbstständig schlussfolgern, planen und handeln und sollen den Menschen bei der Techniknutzung unterstützen.


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