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27.11.2019 11:00

DGPPN würdigt Michael von Cranach mit Wilhelm-Griesinger-Medaille

Fachgesellschaft Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)

    Mit ihrer höchsten Auszeichnung ehrt die DGPPN in diesem Jahr einen der wichtigsten
    Experten zum Thema „Euthanasie“ im Nationalsozialismus. Professor Michael von Cranach erhält die Wilhelm-Griesinger-Medaille für seinen lebenslangen und unermüdlichen Einsatz im Gedenken aller dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallenen psychisch erkrankten Menschen. Er hat auf eindrückliche Weise zu einer Erinnerungskultur beigetragen, die für nachkommende Generationen von großer Bedeutung ist, so die Begründung. Die Wilhelm-Griesinger-Medaille wurde von Cranach im Rahmen der Kongresseröffnung des heute beginnenden DGPPN Kongresses verliehen.

    Mit der Wilhelm-Griesinger-Medaille würdigt die DGPPN in diesem Jahr den Psychiater und langjährigen Ärztlichen Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, Professor Michael von Cranach. Der Vorstand der Fachgesellschaft begründete die Entscheidung mit dem großen Engagement von Cranachs für die Aufarbeitung der Rolle der Psychiatrie während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, die er entschieden vorangetrieben habe. Konfrontiert mit der Vergangenheit seiner Klinik in Kaufbeuren, begann von Cranach schon zu Beginn seiner Tätigkeit dort, die Vorfälle an diesem geschichtsträchtigen Ort aufzuklären. Über viele Jahre und mit hohem persönlichem Einsatz engagierte sich von Cranach für dieses Projekt. Es wurden Archive und historisches Material gesichtet, Quellenstudium betrieben und eine Arbeitsgruppe gegründet. Es ging um die Krankenhausgeschichte, vor allem aber um nichts Geringeres als die Geschichte Deutschlands.

    „Alle Psychiater, die sich mit der Geschichte des Faches während des Nationalsozialismus beschäftigt haben, mit dem Mord an über 200.000 Patienten, stellen sich die Frage: Wie konnte es passieren? Wie hätte ich gehandelt, wenn ich damals Psychiater gewesen wäre? Um diese Frage auch nur annähernd zu beantworten, müssen wir uns mit den vielschichtigen Bedingungen auseinandersetzen, die dazu führten, dass ein Großteil der Psychiater aktiv oder zumindest als Mitläufer an den Aktionen beteiligt war, dass die Elite der deutschen Psychiatrie an der Planung und Durchführung beteiligt war,“ so von Cranach in seiner Rede anlässlich des DGPPN Kongresses 2010, der den Opfern der Psychiatrie im Nationalsozialismus gewidmet war.

    Im Auftrag der DGPPN hat Michael von Cranach 1999 für den WPA-Kongress in Hamburg auch die Ausstellung „In Memoriam“ konzipiert, die vielerorts gezeigt wurde und wesentlich zur Beschäftigung mit der Geschichte der Psychiatrie während des Nationalsozialismus beigetragen hat. Darüber hinaus brachte Michael von Cranach das Thema mit Veröffentlichungen wie „Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945“, als Berater des Films „Nebel im August“ (2016) und über zahlreiche Veranstaltungen einem breiten Publikum nahe.
    Weiterhin setzte er sich in Kaufbeuren eingehend mit Fragen der Sozialpsychiatrie auseinander und legte den Grundstein für eine moderne und zukunftsweisende psychiatrische Versorgung in der Region und weit darüber hinaus.

    Von Cranach wurde 1941 in Berlin geboren, wuchs in Madrid auf und studierte Medizin in Bonn. Seine Weiterbildung zum Psychiater absolvierte er in München und wechselte über ein British Council Stipendiat ans Maudsley Hospital nach London. Von 1980 bis 2006 war er leitender Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, welches unter seiner Führung mit der Aufarbeitung der eigenen Beteiligung an der „Aktion T4“ in der Zeit des Nationalsozialismus begann. Die Stiftung Erinnerung Lindau ehrte ihn dafür im Jahr 2006 mit dem Marion-Samuel-Preis. Seit 2006 betreibt von Cranach eine Praxis in München, zudem ist er als Professor an der Hochschule München in der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften tätig und engagiert sich für die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“ im Münchner NS-Dokumentationszentrum.


    Weitere Informationen:

    https://www.dgppn.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2019.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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