Forschende untersuchen, wie sich das Verhalten der Wildtiere durch den Einfluss von Luchsen und Menschen verändert
„Der Mensch kann das Verhalten von Wildtieren und sogar deren Tag-und-Nachtrhythmus stark beeinflussen“, sagt Naturschutzbiologe Privatdozent Dr. Marco Heurich von der Universität Freiburg. Ein Team um Nadège C. Bonnot vom französischen Nationalen Forschungsinstitut für Wissenschaft und Technologie für Umwelt und Landwirtschaft (INRAE) hat nun untersucht, wie sich die gezielte Wiederansiedlung von Luchsen in ganz Europa auf das Verhalten von Rehen, den Hauptbeutetieren von Luchsen, auswirkt und welche Rolle menschliche Aktivitäten bei den Veränderungen spielen. Ihre Ergebnisse haben Bonnot, Heurich und die weiteren beteiligten Forschenden in der Fachzeitschrift „Journal of Animal Ecology“ veröffentlicht.
Der Luchs ist ein nachtaktives Raubtier. Durch menschliche Störungen wie die Jagd verlagere sich auch das Aktivitätsmuster von Huftieren vermehrt auf die Nacht oder Morgendämmerung, so die der Studie vorausgegangene Annahme der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Als Grundlage dienten ihnen elf Millionen Bewegungsaufzeichnungen von knapp 430 einzeln mit GPS überwachten Rehen, die in zwölf Populationen innerhalb der im EURODEER-Netzwerk verzeichneten Regionen leben. Anhand dieser Daten untersuchten die Forschenden, wie sich das Verhalten des Luchses in Kombination mit menschlichen Einflüssen auf die Tageszeit, zu der Rehe aktiv sind, auswirkt.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass ausgeprägte Veränderungen in den Aktivitätsmustern von Rehen als Reaktion auf räumlich-zeitliche Risikoschwankungen eintreten, die hauptsächlich auf menschliche Störungen zurückzuführen sind. Rehe verringerten ihre Bewegungen bei Tageslicht um den Faktor 1,37, wenn die allgemeinen menschlichen Störungen, wie durch Siedlungen oder Straßenverkehr, gleichbleibend hoch waren. Die Bejagung verschärfte diesen Effekt: Während der Jagdsaison stellten Rehe den größten Teil ihrer Aktivität auf die Nacht und in geringerem Maße auf die Morgendämmerung um, um den Menschen tagsüber auszuweichen. In Regionen mit Luchsen jedoch zeigte sich ein anderes Aktivitätsmuster: In Anwesenheit ihres nachtaktiven Feinds blieben Rehe eher tagaktiv. Die Studie zeigt damit, dass der Einfluss der jagenden Menschen deutlich stärker ist als jener der Luchse.
Originalpublikation:
Bonnot, N. C., Couriot, O., Berger, A., Cagnacci, F., Ciuti, S., De Groeve, J., Gehr, B., Heurich, M., Kjellander, P., Kröschel, M., Morellet, N., Soennichsen, M., Hewison, A.M.J. (2019): Fear of the dark? Contrasting impacts of humans versus lynx on diel activity of roe deer across Europe. In: Journal of Animal Ecology. DOI: 10.1111/1365-2656.13161
Kontakt:
Privatdozent Dr. Marco Heurich
Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0162/1301448
E-Mail: marco.heurich@wildlife.uni-freiburg.de
https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1365-2656.13161
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Tier / Land / Forst
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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