idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.02.2020 16:21

Ressourcenschutz durch Logistik Bundesforschungsministerium fördert Vorhaben unter Leitung der Universität Osn

Dr. Oliver Schmidt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

    Die Logistik ist in Deutschland der drittgrößte Wirtschaftsbereich. In vielen Städten und Regionen wehren sich Anwohnergruppen und Naturschutzverbände indes gegen geplante Logistikansiedlungen und -erweiterungen. Verkehrslärm, Luftverschmutzung, Landschaftsverschandelung zählen zu den Argumenten, die für die Branche schlechte Imagefaktoren darstellen. Ziel eines Verbundprojekts ist es, durch Governancestrukturen, die Stadt, Umland und ländlichen Raum zusammenfassen, kombiniert mit Ansätzen des kooperativen betrieblichen Umwelt- und Transportmanagements, eine tragfähige regionale Entwicklung der Logistbranche zu ermöglichen.

    Dabei sollen die Interessen aller Beteiligten sowie die Ziele einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung und des Bodenschutzes berücksichtigt werden.

    Entwickelt wurde der Antrag im Rahmen der Profillinie Mensch-Umwelt-Netzwerke, eine von sechs Linien, mit denen die Universität Osnabrück ihr wissenschaftliches Profil schärfen möchte. Am 6. Februar übergab Bundesbildungsministerin Anja Karliczek persönlich in Ladbergen, Kreis Steinfurt, den Förderbescheid.

    Zum Hintergrund: In der Logikbranche haben laut Bundesvereinigung Logistik (BVL) rund drei Millionen Beschäftigte im Jahr 2019 rund 279 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Trotz dieser großen Bedeutung ist die Logistikbranche in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten. Geeignete Standorte sind immer knapper geworden, außerdem bevorzugen viele Gemeinden auf ihren Gewerbeflächen Produktionsansiedlungen, da von diesen mehr Arbeitsplätze und höhere Gewerbesteuern erwartet werden und sich Politiker dann weniger Kritik ausgesetzt sehen.

    Generell ist es bisher nicht gelungen, den Flächenbedarf der Logistikbranche mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen: insbesondere dem Ziel, bis 2030 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern, sowie eine „neutrale Landnutzung“ also keine zusätzliche Versiegelung anzustreben. Was fehlt, ist die Governance des Bodens bzw. der Fläche und deren Erforschung. Nicht nur, um einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten, sondern auch, um der wichtigen Logistikbranche auch in Zukunft Möglichkeiten zur Entwicklung einzuräumen.

    „Da diese Notwendigkeit in unserer Region, in der die Logistik eine besondere Bedeutung hat, in den letzten Jahren immer deutlicher geworden ist, haben sich Akteure aus der Region und darüber hinaus zusammengetan und gemeinsam die Projektidee Logist.Plus entwickelt“, so der Geograph Prof. Dr. Martin Franz von der Universität Osnabrück. Partner sind neben der Uni Osnabrück als federführender Einrichtung die European Land and Soil Alliance e.V., die Hochschule Osnabrück, der Landkreis Osnabrück, das Kompetenznetz Individuallogistik e.V. , der Kreis Steinfurt, die Stadt Osnabrück, der Wissenschaftsladen Bonn e.V. Hinzu kommen eine Reihe Unterstützer wie die Nosta Logistics GmbH. Finanziert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt rund 2,2 Millionen Euro.

    Am Anfang der gemeinsamen Arbeit steht die Entwicklung von Indikatoren zur Identifikation und Bewertung von Zielkonflikten zwischen verschiedenen Akteuren in Städten, Stadt-Umland und ländlichen Räumen. Durch die Nutzung innovativer Ansätze der Digitalisierung sollen Logistikprozesse flächeneffizient gestaltet und Synergien in der gemeinsamen Flächennutzung durch verschiedene Unternehmen identifiziert und genutzt werden. Hinzu kommt eine ökologische Optimierung der Standortwahl und -gestaltung: Schonung von Böden, Verminderung der Flächenversiegelung, Reduzierung von Energiebedarf und Emissionen durch Etablierung energetischer Nachbarschaften sowie Senkung lokaler und globaler Klimaemissionen durch Transportsynergien.

    Ebenfalls geplant ist die Weiterentwicklung bestehender und die Entwicklung neuer Instrumente zum Abbau von Landnutzungskonflikten und zur Stärkung der Kooperation zwischen Akteuren in Stadt, Umland und ländlichen Räumen. Auch die Konzeption von nachhaltigen Geschäftsmodellen als Grundlage für eine Kooperation im Arbeitsfeld Logistik zwischen Kommunen, Unternehmen und möglicherweise Non-Profit-Organisationen sowie die Entwicklung von Szenarien für regionale Flächennutzungsstrukturen und Handlungsempfehlungen stehen im Fokus des Projekts.

    Mit der Logistik wurde eine Branche gewählt, die einen großen Flächenbedarf hat. Insbesondere in allen sogenannten Logistikregionen gibt es große Probleme aufgrund sich widersprechender Akteursinteressen und geringer Flächenverfügbarkeit. Gleichzeitig existieren entsprechende Konflikte und Bedarfe auch in anderen Regionen und in Bezug auf andere Branchen. „Die Ergebnisse werden damit nicht nur auf andere Regionen, sondern auch auf andere Branchen übertragbar sein“, so Prof. Franz abschließend.

    Weitere Informationen für die Redaktionen:
    Prof. Dr. Martin Franz, Universität Osnabrück
    Institut für Geographie
    Neuer Graben 11ab, 49076 Osnabrück
    Tel.: +49 541 969 4277
    E-Mail: martin.franz@uni-osnabrueck.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).