Am 22. und 23. Januar lädt das Kolloquium des Literaturwissenschaftlichen Seminars der Universität Erfurt zu einem ungewöhnlichen Workshop nach Weimar ein. In den Räumen des Kollegs Friedrich Nietzsche (Humboldtstraße 36, 99425 Weimar) gibt es Vorträge und Diskussionen zum Thema "Nicht-Arbeit" aus kulturwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher, theaterwissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher und philosophischer Sicht.
"Der müßige Mensch ist immer noch der bessere Mensch als der tätige", heißt es kurz und bündig in Nietzsches Kritik am "Zeitalter der Arbeit". Nietzsches Diagnose aus den 1880ern ist denkbar eindeutig: Die "Arbeit" als das "Laster" schlechthin der "neuen Welt" mache das Leben "krank". Kulturkritik und zukünftige Lebensweisen hätten sich daher "zugunsten der Müßigen" auszurichten. Allerdings haben zahlreiche Beschreibungen der Gegenwart diese Hoffnung auf eine Sphäre der "Nicht-Arbeit" verloren: In den letzten Jahrzehnten sind demnach durch die Veränderung der Arbeitswelt (Globalisierung) und die Krise der Lohnarbeitsgesellschaft (Arbeitslosigkeit) die Grenzen zwischen den der Arbeit und der Nichtarbeit zugeordneten Bereichen durchlässig geworden. So führt etwa die Notwendigkeit des Lohnerwerbs in flexibilisierten Arbeitswelten dazu, dass die ehemalige Freizeit zu einer Zeit der erfinderischen Jobsuche und Arbeitsbeschaffung gerät: zur Vor- und Nachbereitung der Arbeit für Lohn. Umgekehrt sehen sich die Arbeitnehmenden in ihren fragilen Arbeitsverhältnis zu Verhaltensweisen aufgefordert, die traditionell der Freizeit oder dem Sonderbereich der Kunst zugeordnet waren: zu kreativen Verhaltensweisen und "Selbstverwirklichung" im Job. "Widerstand" gegen diese Entwicklung formiert sich derzeit einerseits in der Forderung nach neuen Formen der Arbeitsverweigerung. In diesem Zusammenhang hat, ganz abseits der Arbeit, auch Nietzsches Lob der Muße und Lebenskunst erneut Konjunktur: von der Ratgeberliteratur bis in gesellschaftliche Debatten (z. B. bei den "glücklichen Arbeitslosen").
Die Schere zwischen Nietzsches und "unseren" Gegenwartsbefunden nimmt der Workshop zum Anlass kulturellen Konzepten und Formationen von Arbeit, "Nicht-Arbeit" und ihrem Verhältnis nachzufragen. Das Spektrum reicht von der Langeweile zur Glücksarbeit, von der Arbeitswissenschaft zum Dandyismus, vom Recht auf Arbeit zum Recht auf Faulheit, vom Klassenkampf zur Börsenspekulation usw.
Kontakt:
Martin Schäfer
Tel: 0361 / 737 42 18
martin.schaefer@uni-erfurt.de
Information on participating / attending:
Interessierte sind herzlich willkommen.
Date:
01/22/2009 16:00 - 01/23/2009 16:00
Event venue:
Kolleg Friedrich Nietzsche, Humboldtstraße 36, 99425 Weimar
99425 Weimar
Thüringen
Germany
Target group:
Scientists and scholars
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, Language / literature, Media and communication sciences, Music / theatre, Philosophy / ethics
Types of events:
Entry:
01/16/2009
Sender/author:
Jens Panse
Department:
Pressestelle
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event25966
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