Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hansjosef Böhles, Direktor am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums der
J. W. Goethe-Universität Frankfurt, findet die 105. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) vom 3. bis 6. September in Mannheim statt. Kongress und wissenschaftliches Tagungsprogramm wurden federführend vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Frankfurt initiiert. "Der diesjährige Kongress soll erneut ein Forum für den Wissensaustausch von Spezialisten aller Bereiche der deutschen Kinder- und Jugendmedizin bieten", erklärt Prof. Böhles, derzeitiger Vizepräsident der DGKJ.
Themenschwerpunkt bildet dieses Jahr u.a. die "Migrantenmedizin". Tagungspräsident Prof. Böhles weist auf die politische Brisanz des Begriffs, aber auch auf die wissenschaftliche Notwendigkeit hin: "Ausländische Kinder haben tatsächlich andere Gesundheitsprobleme als ihre deutschen Altersgenossen. Wir werden seit einigen Jahren mit Erkrankungen konfrontiert, die in Deutschland bislang überaus selten waren und deren Diagnose - aufgrund des seltenen Auftretens - Probleme bereiten, wenn Kinder- und Jugendärzte nicht über die speziellen Gesundheitsprobleme einzelner Migranten-Gruppen Bescheid wissen."
So gibt es besondere angeborene Stoffwechselerkrankungen, die vorwiegend bei Kindern aus der Türkei, aus dem Nahen und Fernen Osten sowie aus Marokko auftreten. Der Grund: Die in diesen Regionen noch häufigen Verwandten-Ehen. Tuberkulose ist bei unter 5-Jährigen mit Migrationshintergrund fast achtmal so häufig wie bei deutschen Kleinkindern.
Neben typischen Erkrankungen sind bei Zuwandererkindern auch besondere Mangelerscheinungen zu bemerken: So gibt es eine spezielle Form der Unterversorgung mit Calcium, die sich über Knochenschmerzen bemerkbar macht und hauptsächlich bei peripubertären Mädchen aus Pakistan oder Afghanistan auftritt. In Fachkreisen wird diese Mangelerscheinung als "Migranten-Rachitis" bezeichnet.
Diese medizinischen Aspekte sind von dem kulturellen, sozialen und religiösen Kontext des Kindes nicht zu lösen. Prof. Böhles kennt die Probleme, die die Routine im Klinikalltag erschweren können: "Es sind nicht nur sprachliche Schwierigkeiten, die wir lösen müssen, sondern auch Probleme im Umgang. Beispielsweise lassen wir die körperliche Untersuchung eines Patienten mit erkennbar hoher Schamschwelle, wenn irgend möglich, durch einen gleichgeschlechtlichen Arzt vornehmen. Die Tabuisierung von Nacktheit und Berührung beginnt aber schon sehr früh, häufig bereits im Kleinkindalter."
Die Kenntnis um die kulturellen Besonderheiten und ihre Berücksichtigung bei der Behandlung habe entscheidenden Einfluss auf den Verlauf einer Therapie, sagt Böhles, wobei eine mangelnde Therapietreue aber auch an der Überzeugung liegen könne, die Krankheit sei schicksalhaft und daher anzunehmen. Die kulturelle Kompetenz des Kinder- und Jugendarztes ist in einem solchen Fall extrem gefordert. " 'Migrantenmedizin', 'Transkulturelle Pädiatrie' oder 'Transkulturalität in der Pädiatrie' - der gesamte Themenkomplex muss Eingang finden in die fachliche Qualifizierung der Kinder- und Jugendärzte, damit Verständigungs- und Verständnisprobleme nicht zu Lasten der Gesundheit des Kindes gehen", betont der Spezialist für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Frankfurt.
Die 105. Jahrestagung der DGKJ wird sich außerdem mit Drogenproblemen, Essstörungen und Ernährungsmedizin von Jugendlichen befassen.
Der dreitägige Kongress wird begleitet von einer Industrieausstellung und der Präsentation zahlreicher Selbsthilfegruppen und Eltern-Initiativen.
Der Kongress findet statt am
Zeit: Donnerstag, 3. September 2009, 13:00 Uhr bis Sonntag, 6. September 2009
Ort: Congress Center Rosengarten, Rosengartenplatz 2
68161 Mannheim
Frankfurt am Main, 17. August 2009
Für weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hansjosef Böhles
Direktor Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fon: (0 30) 30 87 77 9 - 14
Fax: (0 30) 30 87 77 9 - 99
E-Mail: s.lunau@dgkj.de
Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fon: (0 69) 63 01 - 77 64
Fax: (0 69) 63 01 - 8 32 22
E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet: www.kgu.de
Information on participating / attending:
Date:
09/03/2009 13:00 - 09/06/2009
Event venue:
Congress Center Rosengarten, Rosengartenplatz 2
68161 Mannheim
Hessen
Germany
Target group:
Journalists, Scientists and scholars
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
Types of events:
Entry:
08/17/2009
Sender/author:
Ricarda Wessinghage
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event28264
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