Die Zeit der Wende ist vorbei. Nach 20 Jahren Angleichung und einer aktuellen globalen Krise haben sich die sozialen Verhältnisse drastisch verändert. Das Überleben hat sich vor die Wohlfahrt gedrängt. In der deindustrialisierten Gesellschaft wird Arbeit neu organisiert, in der mobilen Gesellschaft werden Familienverhältnisse und -strukturen umgebaut. Im Umbruch werden die Fragen nach dem Fortbestand von Unternehmen, Gemeinschaften und Alltagspraktiken der Individuen immer wieder neu gestellt.
Am Beispiel der schrumpfenden Stadt Wittenberge folgen Geistes- und Kulturwissenschaftler, Ethnologen, Soziologen und Künstler den Spuren dieses rapiden sozialen Wandels. Wissenschaftler aus fünf Projekten haben Interviews und Beobachtungen zu den Themen Vertrauen, Familie, Alltag, Gemeinschaft und Charisma als eine Art "Tiefenbohrungen" durchgeführt. In der Stadt sind Künstler unterwegs, die das wissenschaftliche Material mit eigenen Sichtweisen und Zugängen zu einem Panorama über das Leben im Umbruch kombinieren.
Während des Forums 2009 werden Theater und Wissenschaft ihre jeweilige Sicht auf eine Umbruchsgesellschaft vorstellen. Das Maxim Gorki Theater (Berlin) hat im Rahmen einer Autorenwerkstatt an die Dramatiker Thomas Freyer, Juliane Kann, Philipp Löhle und Fritz Kater Aufträge vergeben. Die Stücke, die im Austausch mit den Wissenschaftlern des Projektverbunds und durch Einblicke in deren erste Forschungsergebnisse entstanden sind, werden in einer Abendveranstaltung von Studenten der Schauspielschule "Ernst Busch" Berlin (2. Studienjahr Regie/Schauspiel) zum ersten Mal öffentlich gelesen. Die Studenten werden von Wolfgang Engler (Rektor der Schauspielschule) und Andrea Koschwitz (Chefdramaturgin am Maxim Gorki Theater Berlin) angeleitet.
Die Wissenschaft präsentiert ihre Ergebnisse im Kontext internationaler Forschung mit einer Tagung. Glen Elder (USA) referiert über sozialen Wandel und gesellschaftliche Krisen. Rosalind Edwards (London) hinterfragt die populären Theorien zum Sozialkapital. Regina Bittner (Dessau) spricht über den transnationalen Charakter von Überlebensökonomien des Kleinhandels und Hans Georg Soeffner (Konstanz) erörtert die Rolle von Charisma für moderne Vergemeinschaftungsprozesse. Auf diese Weise können die Forschungen des Verbundprojekts den Blick von den Besonderheiten des deutschen Vereinigungsprozesses weg und hin auf globale Veränderungs- und Umbruchsprozesse führen.
Der Dialog zwischen den Geistesschaffenden und der lokalen Öffentlichkeit über das Leben im Umbruch ist die zentrale Idee des Projektverbunds "'Social Capital' im Umbruch europäischer Gesellschaften - Communities, Familien, Generationen". Der auf drei Jahre angelegte Verbund besteht aus dem Institut für Europäische Ethnologie der Berliner Humboldt-Universität, dem Fachbereich Soziologie der Universität Kassel, dem Hamburger Institut für Sozialforschung, dem Brandenburg-Berliner Institut für sozialwissenschaftliche Studien und dem Thünen-Institut Bollewick in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Ausschreibung "Geisteswissenschaften im öffentlichen Dialog".
Information on participating / attending:
Programm und Anmeldung zur Tagung bitte im Projektbüro:
Thünen-Institut e.V.
Edelgard Taepke / Andreas Willisch
Bahnhofstr. 61
19322 Wittenberge
Telefon: 03877-600 0066
Tagungsgebühr 20 Euro
Date:
10/01/2009 11:00 - 10/02/2009 17:00
Event venue:
Mitropa-Saal
Bahnhof Wittenberge
19322 Wittenberge
Brandenburg
Germany
Target group:
Journalists, Scientists and scholars
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, Music / theatre, Social studies
Types of events:
Entry:
08/27/2009
Sender/author:
Andreas Willisch
Department:
Pressestelle
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event28359
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