Deutschland ist seinen Weg - weg von der buntgescheckten Landkarte deutscher Kleinstaaten, hin zu einem modernen und letztlich wohl vernünftig-zentralistischen Bundesstaat - gegangen. Der Marsch war mühselig; er führte durch schweres Wasser und war auch sonst von manchem Misston begleitet. Auch der Weg Europas - weg von den Nationalstaaten hin zu einem mit einer Zunge sprechenden Staatenbund - erweist sich als mühevoll. Kulturelle Gegensätze und wirtschaftliche Gefälle wollen ausgeglichen sein; die verhängnisvollen Diskrepanzen der Vergangenheit müssen abgearbeitet und überwunden werden. Die evangelische Kirche hat - für eine Volkskirche naheliegend - diese Wege über Höhen und durch Tiefen begleitet. Die Parallelen sind augenfällig:
Aus der Vielfalt kleinstaatlicher Landeskirchen - mit im Detail sehr unterschiedlichen reformatori¬schen Bekenntnissen - ist eine überschaubare Zahl an Gebietskirchen hervorgegangen; das Bemühen um weitere Konzentration und Synergie ist unverkennbar. Die tendenzielle "Zentralisierung" kirchli¬chen Lebens - organisatorisch gebündelt in der EKD - bedeutet keine konfessionelle Nivellierung; sie verlangt aber die Bereitschaft, in unterschiedlichen Traditionen das Gemeinsame zu erkennen und zu bewahren.
Auch die europäische Dimension der Einheit lässt sich im Werdegang der evangelischen Kirche nachzeichnen. Die Misstöne - das reichskirchliche Denken "Deutscher Christen" und die Ermordung von Führern der Bekennenden Kirche - säumen ihren Weg ebenso wie das Eingeständnis von Fehlern: Das Stuttgarter Schuldbekenntnis wird zur Grundlage für die Aufnahme der EKD in den Ökumenischen Rat der Kirchen. Die Leuenberger Konkordie weitet den Blick für die europäische Dimension der evangelischer Konfession: In der Gemeinschaft Europäischer Kirchen in Europa wird eine Kirchengemeinschaft Wirklichkeit, die sich der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" verschrieben hat. Versöhnung ist dabei nicht nur historische Notwendigkeit, sondern auch zentrales Postulat evangelisch-christlichen Glaubens. Wie stark Kirche sein kann, wenn sie diesem Postulat folgt, haben unsere mitteldeutschen Glaubensgeschwister in ihrer friedlichen Revolution von 1989 bewiesen. Vielleicht kann auch das Glaubensleben in Europa aus dieser Erfahrung Ermutigung und Kraft schöpfen: Ob evangelisch, katholisch oder orthodox, ob lutherisch, uniert oder reformiert, ob Waldenser oder Böhmischer Bruder - am Ende des Wegs steht der uns allen gemeinsame Herr - lassen wir ihn nicht warten.
Information on participating / attending:
Date:
02/08/2010 18:15 - 02/08/2010 20:00
Event venue:
Der Vortrag findet auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz im Hörsaal 7 (Forum) um 18.15 Uhr statt.
J.-J.-Becher-Weg
55128 Mainz
Rheinland-Pfalz
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
History / archaeology, Law, Politics, Religion, Social studies
Types of events:
Entry:
11/12/2009
Sender/author:
Stefanie Wiehl
Department:
Geschäftsführung / Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event29461
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