Nach WTO-Schätzungen beträgt der durch Schutzrechtspiraterie verursachte Schaden über 6 % des Welthandelsvolumens. Deutschland verliert jährlich ca. 70.000 Arbeitsplätze, die EU 300.000. Gefälscht werden schon lange nicht mehr nur Tonträger oder teure Markenwaren, sondern zunehmend auch technologieintensive Investitionsgüter. Für den Technologiestandort Deutschland drohen dadurch existentielle Folgen. Ähnliches gilt für die geschädigten Unternehmen. Sie kämpfen nicht nur mit dem Verlust von Umsatz und Wettbewerbsvorteilen, sondern auch mit Rufschädigungen, teilweise sogar Schadensersatzforderungen, die drohen, wenn sicherheitsrelevante Teile gefälscht worden und Schäden entstanden sind. Die Bedrohung der heimischen Wirtschaft durch Produkt- und Markenpiraterie kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Der Vortrag behandelt Umfang und Erscheinungsformen der Piraterie sowie Mechanismen und Regimes, die Unternehmen zum Schutz ihrer Produkte einsetzen können. Bei allen Vorgehensmöglichkeiten, die geschädigten Unternehmen rechtlich zur Verfügung stehen – sie reichen von Grenzbeschlagnahmen im Zielstaat bis zu Schutzrechtsverletzungsklagen im Herkunftsland des Fälschers – stößt das Recht hier freilich vielfach an Grenzen und es wird deutlich, dass gerade wir als Juristen nicht selten effektiven Rechtsschutz als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen, die dieser vielfach nicht ist. Denn hier liegt das Hauptproblem im Kampf gegen Schutzrechtspiraterie: Nicht überall ist effektive Rechtsdurchsetzung vor Ort möglich. Bulgarien als EU-Mitgliedsstaat und China als „Boomland“ der Piraterie zeigen dies beispielhaft.
Der Referent
Prof. Dr. jur. Christoph Ann LL.M. (Duke Univ.) ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsrecht und Geistiges Eigentum an der Technischen Universität München und Mitglied im Managing Board des Munich Intellectual Property Law Centers (MIPLC). Nach Abitur und Wehrdienst studierte Prof. Ann Jura in Bayreuth, Erlangen und den USA und begann seine juristische Laufbahn als Wirtschaftsanwalt in einer Münchener Großkanzlei. 1994 wechselte er an die Universität Tübingen, wo er sich 1998 habilitierte. Als Universitätsprofessor für Privatrecht, gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht in Freiburg war Prof. Ann von 2000 – 2003 Richter im Nebenamt an der für ganz Baden-Württemberg zuständigen Zivilkammer für Patent-, Marken- und Urheberstreitsa-chen am LG Mannheim.
Prof. Ann ist durch zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge u.a. im Recht des Technologieschutzes (Patente und Know-how) sowie im Lizenzvertragsrecht ausgewiesen. Als Gastprofessor tätig war Prof. Ann in den USA, Frankreich, Luxemburg, Ungarn und Australien. Rufe an die Emory University School of Law in Atlanta (USA), an die Université du Luxembourg und an die Heilbronn Business School hat er abgelehnt. Mit dem Problemkreis Produktpiraterie beschäftigt er sich seit gut fünf Jahren, derzeit unter anderem in zwei größeren Forschungsprojekten des BMBF und des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie.
Information on participating / attending:
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Joachim Lege, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Verfassungsgeschichte,
Rechts- und Staatsphilosophie der Universität Greifswald
Domstraße 20, 17489 Greifswald, Telefon 03834 86-2150, Fax 03834 86-2156
Date:
05/04/2010 16:15 - 05/04/2010
Event venue:
Hörsaal 12, Historisches Institut
Domstraße 9a
17489 Greifswald
Mecklenburg-Vorpommern
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Law
Types of events:
Entry:
04/28/2010
Sender/author:
Sabine Köditz
Department:
Presse- und Informationsstelle
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event31170
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