Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Gewaltherrschaft Stalins ein historisches und politisches Tabu, in Westeuropa blieb sie hinter der identitätsstiftenden Grunderfahrung des Holocaust zurück. Die Absolutsetzung des Nationalsozialismus als dem „Bösen an sich“ und die damit einhergehende Hierarchisierung europäischer Gewalt und Massenvernichtung sind mit dem Ende des Kalten Krieges zum erinnerungskulturellen Problem einer politisch proklamierten europäischen Gesellschaft geworden. Seit 1989 und insbesondere seit der sogenannten Osterweiterung 2004 steht der Konflikt um das Verhältnis zwischen Holocaust-Gedenken und der Erinnerung an stalinistische Massenverbrechen im Zentrum europäischer Geschichtsdebatten. Die Akteure des neuen Europa sind in der Auseinandersetzung mit der „doppelten Gewalterfahrung“ Osteuropas einer verstörenden Geschichtskonfusion ausgesetzt, die die heuristische Leere von Gewalt- und Erinnerungshierarchien enthüllt. Die Auseinandersetzung mit der stalinistischen Gewalterfahrung und ihren Opferdiskursen ist eine Voraussetzung für eine europäische Gesellschaft, jenseits der eingeübten Denkmuster des Kalten Krieges, eine Erinnerungskultur zu entwickeln.
Dr. Claudia Weber, Historikerin; wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Theorie und Geschichte der Gewalt“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Moderation: Dr. Ulrike Jureit, Historikerin; Wissenschaftlerin im Hamburger Institut für Sozialforschung, Lehrbeauftragte an der Leuphana-Universität Lüneburg
Information on participating / attending:
Beginn: 20 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)
Der Eintritt ist frei.
Eine Reservierung von Plätzen ist nicht möglich.
Date:
04/04/2011 20:00 - 04/04/2011 21:30
Event venue:
Hamburger Institut für Sozialforschung
Mittelweg 36, 1. Stock, Raum 106
20148 Hamburg
Hamburg
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
History / archaeology, Social studies
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
02/24/2011
Sender/author:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event34355
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