Die künstlerischen Arbeiten Haroon Mirzas kreisen stets um das komplexe Verhältnis von Visualität und Akustik und entfalten sich in einem kontinuierlichen Loop als audio-visuelle Kompositionen im Raum. In seinen akustischen Assemblagen werden vorgefundene, kulturell kodierte Gegenstände ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und stattdessen zum Auslöser von Geräuschen, die sich zu einer präzisen, sich selbst generierenden Komposition zusammenfügen. Die Erfahrung der Klangwelt ist dabei unmittelbar mit der visuellen Wahrnehmung verknüpft. Für Mirza ist es entscheidend, „den visuellen und akustischen Raum als Einheit der Sinneswahrnehmung zu verstehen“ (Mirza, 2010).
In der Ausstellung „--{}{}{} {}--{}{}{}{}--{}“ wird der Projektraum Unter den Linden sowohl in seiner architektonischen Verfasstheit als auch in seiner institutionellen Kontextualisierung zum vorgefundenen, okkupierten Objekt:
Zum einen bezieht sich Mirza auf die Spezifika des Projektraums selbst, der in seiner Ausstattung den Bedürfnissen zeitgenössischer Kunstausstellungen angepasst wurde. Damit entspricht er den Paradigmen eines typischen Ausstellungsraums des 20. und 21. Jahrhunderts, eines so genannten ‚White Cube’, der im Laufe der Ausstellungsgeschichte seine ganz eigenen, möglichst architektonisch unauffälligen Merkmale hervorgebracht hat. Ein Beispiel dafür sind die Schattenfugen – ein Spalt zwischen Boden und Wand, der u.a. dazu dient Verkabelungen geschickt zu verbergen. Die üblicherweise visuell zurücktretenden Schattenfugen werden von Mirza mit einem subtilen Eingriff in Beschlag genommen: LED-Bänder, die in den Fugen verlaufen, dienen auf diese Weise der Sichtbarmachung eines architektonischen Nebenschauplatzes. Gleichzeitig lösen sie akustische Signale aus, die zur Grundstruktur einer Klangkomposition werden.
Zum anderen geht eine weitere Tonspur von einem Monitor aus, auf dem in Nahaufnahme eine Frau zu sehen ist, die in rhythmischem Stroboskoplicht einen Text verliest. Dabei handelt es sich um den englischen Wikipedia-Eintrag zur Geschichte der Bayer AG vom 26. April 2012. Damit greift Mirza auf eine der meist genutzten, öffentlichen Informationsquellen zurück, die aufgrund ihrer potentiellen Bearbeitung durch die Internetnutzer immer auch ihre eigene Eindeutigkeit in Frage stellt. Mirza verwendet den Artikel als vorgefundenes Material, verschiebt dessen Kontext und lässt ihn zugleich als Soundebene zu einem Subtext der Komposition werden.
„Acid Reign“ – so der Titel der Installation – lässt in seiner Mehrdeutigkeit sowohl an Musikrichtungen im Techno und im House als auch an chemische Substanzen und Rauschzustände denken. Der Projektraum der Schering Stiftung wird durch diese Installation nicht nur in eine klangliche Komposition übersetzt, sondern gleichermaßen von dieser besetzt. So wie auch „--{}{}{} {}--{}{}{}{}--{}“ nicht nur auf Klang und Licht verweist, sondern zugleich eine typografische Transferierung von „occupied scheringstiftung“ ist.
Haroon Mirza (* 1977) lebt und arbeitet in Sheffield und London. 2010 wurde er mit dem Northern Art Prize Award ausgezeichnet. 2011 erhielt er auf der Venedig Biennale den Silbernen Löwen als „most promising artist“.
Haroon Mirza, Acid Reign, 2012
LED-Band, LED-Treiber, Lautsprecher, Aspirin, Kabel, digitales Video auf CRT Monitor, Kupferband
Zur Ausstellung erscheint im August 2012 eine Publikation.
Weitere Informationen zur Ausstellung erhalten Sie bei:
Friederike Petersen
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Schering Stiftung
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
http://www.scheringstiftung.de
Tel. +49-30-20 62 29-67
petersen@scheringstiftung.de
Information on participating / attending:
Ausstellungsdauer: 25.05. bis 21.07. 2012
Montag bis Samstag: 11 bis 18 Uhr - Eintritt frei
Date:
05/25/2012 11:00 - 07/21/2012 18:00
Event venue:
Schering Stiftung
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin
Berlin
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Art / design, Chemistry, Medicine, Music / theatre
Types of events:
Exhibition / cultural event / festival
Entry:
06/07/2012
Sender/author:
Friederike Petersen
Department:
Pressestelle
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event39976
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