In neueren Theorien des Politischen (Nancy, Lefort, Laclau, Badiou, Agamben u.a.) werden metaphy-sische Figuren der Fundierung und Letztbegründung des Sozialen subversiv unterwandert, ohne sie dabei gänzlich aufzuheben oder abzuschaffen (vgl. Marchart 2010). Zu diesen Figuren zählt auch die Souveränität – die Instanz einer transzendenten Fundierung politischer Herrschaft und ihrer Rechtsordnung.
Sie gilt als Schlüsselfigur des neuzeitlichen politischen Denkens. Die klassischen Souveräni-tätslehren von Bodin bis Hobbes stellen vor allem die legitimatorische Funktion der Souveränität für die Selbsterhaltung staatlicher Macht in den Vordergrund. Die politischen Theorien der Gegenwart beleuchten dagegen ihre figurative und performative Dimension. Sie begreifen die Souveränität als eine symbolisch-imaginäre Gestaltungskraft des gesellschaftlichen Raums, welche auch unabhängig vom Fortbestehen der historischen Akteure und Institutionen der Souveränität in modernen demokratischen Gemeinweisen wirksam ist. Die Person des Souveräns als Verkörperung der einen, ungeteilten und höchsten Macht weicht hier einer symbolischen Repräsentation souveräner Macht, die auf imaginäre Instanzen der Einheit und Geschlossenheit der Gesellschaft (Volk, Nation, Staat) angewiesen bleibt (vgl. Lefort 1981).
Obwohl die Souveränität also realpolitisch im Zuge der Globalisierung immer mehr in die Krise gerät und Legitimität vermehrt losgelöst von staatlichen und nationalen Souveräni-tätsstrukturen hergestellt werden kann, ist ihre Wirksamkeit innerhalb der symbolisch-imaginären Pra-xis des Politischen ungebrochen.
Inwiefern wird in den politischen Theorien der Gegenwart auf diesen Sachverhalt reagiert?
Wie lassen sich Strategien identifizieren, die Souveränität abzubauen, zu zerstören oder zu schwächen? Welche Rolle können hierbei religionsphilosophische und theologische Überlegungen spielen? Und wie sind in diesem Zusammenhang Versuche zu bewerten, eine post-souveräne Politik zu initiieren oder eine andere, kommende Souveränität zu denken, die mit minimalen Gesten ihrer eigenen prekären Fundierung Ausdruck gibt (Agamben, Butler, Caputo, Nancy u.a.)? Diese und andere Fragen sollen auf der zweitägigen Fachtagung erörtert und kontrovers diskutiert werden.
Beiträge 1. Friedrich Balke, Bochum: Die zwei Körper des Präsidenten. Souveränität und Subversion in The West Wing 2. Andreas Hetzel, Darmstadt: Exodus. Transformationen politischer Souveränität bei Michael Walzer und Paolo Virno 3. Philipp Stoellger, Rostock: Zerstreuung. Zur Simulation und Dissemination von Souveränität 4. Ethel Mattala de Mazza, Berlin: Carbon Democracy. Hegemonie und Verteilung 5. Francesca Raimondi, Frankfurt: Eine liaison dangereuse? Souveränität und konstituierende Gewalt in der linken politischen Theorie der Gegenwart 6. Daniel Loick, Frankfurt: Post-souveräne Politiken 7. Oliver Marchart, Düsseldorf: tba 8. Burkhard Liebsch, Bochum: Souverän und/oder unbedingt. Selbstsein im Horizont einer gastli-chen, demokratischen Lebensform 9. Maud Meyzaud, Hagen: Volkssouveränität und Verschwörung 10. Dominik Finkelde, München: Souveränität als exzessive Subjektivität 11. Felix Trautmann, Basel: Das Imaginäre der Souveränität bei Machiavelli und La Boétie
Information on participating / attending:
Anmeldung bis 28. Februar 2014 julia.schmid@student.uni-halle.de
Date:
03/14/2014 13:00 - 03/15/2014 18:30
Registration deadline:
02/28/2014
Event venue:
Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung
Christian-Thomasius-Zimmer
Franckeplatz 1, Haus 54
06110 Halle (Saale)
Sachsen-Anhalt
Germany
Target group:
Journalists, Scientists and scholars
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Philosophy / ethics, Politics
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference
Entry:
03/04/2014
Sender/author:
Katharina Deparade
Department:
Pressestelle
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event46539
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