1991 wurde die Sowjetunion aufgelöst. Dieses Ereignis markierte den Abschied von der sowjetischen Ideologie und das Ende einer ganzen Epoche. Die Gesellschaft war aufgefordert, die Fragen nach der nationalen Identität und ihrem Selbstverständnis neu zu beantworten. Jetzt, nach mehr als 20 Jahren, sind diese Fragen immer noch offen.
Jutta Scherrer konzentriert sich im Rahmen der Helmholtz-Vorlesung nicht auf die politisch-institutionelle Geschichte und Außenpolitik, sondern auf ideologische, kulturelle und nationalistische Wertvorstellungen, die zur Identitätskonstruktion des postsowjetischen Russlands beitrugen: An Beispielen der verschiedenen Etappen der Identitätssuche und -findung der Ära Jelzins und Putins wird gezeigt, wie auf der Grundlage der einstigen Macht, Größe und Imperialität Russlands wie in letzter Zeit auch der Sowjetunion ein neues russisches Selbstverständnis entstand. Es ist nicht moralisch, sondern national geprägt, und diese Tatsache bestimmt die politisch und geopolitisch orientierte Geschichtspolitik und Erinnerungskultur des heutigen Russlands. Die Frage nach dem von der Russischen Föderation nach 1991 angetretenen Erbe der Sowjetunion und dem Umgang mit ihm blieb bisher offen, was zweifelsohne gewisse Aspekte der heutigen Politik Putins erklärt.
Über Jutta Scherrer
Jutta Scherrer ist Professorin für Russische Kultur- und Ideengeschichte an der „Ecole des hautes études en sciences sociales in Paris“. Sie hat sich besonders mit soziokulturellen und polittheoretischen Aspekten der russischen Intelligencija des 19. und 20. Jahrhunderts, der russischen Religionsphilosophie und dem russischen und sowjetischen Marxismus beschäftigt. In letzter Zeit gilt ihr Interesse identitätsbildenden Prozessen, Geschichtspolitik und neuen Eliten im postsowjetischen Russland. Sie war visiting professor an der Columbia University der New School for Social Research in New York, an der Ruhr-Universität Bochum, Leibniz-Professorin in Leipzig und Forscherin am Centre Marc Bloch in Berlin und dem Aleksanteri Institut in Helsinki. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) in Leipzig, des Deutschen Historischen Museums in Berlin, des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst und des Excellence Programms des Aleksanteri Instituts in Helsinki.
Über die Helmholtz-Vorlesungen
Die Helmholtz-Vorlesungen bringen schwierige wissenschaftliche Sachverhalte in einer verständlichen und unterhaltsamen Form einem breiten Publikum näher. Sie sind daher an die interessierte Öffentlichkeit und nicht an ein Fachpublikum gerichtet, auch wenn sie, ganz im Sinne von Helmholtz, grundsätzlich von wichtigen neuen Ideen, Entwicklungen oder Perspektiven im Detail handeln.
Gefördert von der Stiftung Mercator
Kontakt
Olga Shmakova
Humboldt-Universität zu Berlin
Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Telefon: (030) 20932715
olga.shmakova@cms.hu-berlin.de
Dennis Slobodian
Stiftung Mercator
Telefon: (0201) 24522859
dennis.slobodian@stiftung-mercator.de
Information on participating / attending:
Date:
07/17/2014 18:30 - 07/17/2014 20:00
Event venue:
Kinosaal der Humboldt-Universität
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Berlin
Germany
Target group:
all interested persons
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
07/15/2014
Sender/author:
Susanne Cholodnicki
Department:
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event47840
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