Am Anfang war weder Bild noch Schrift, am Anfang war die Stimme. Auch die irdische Existenz des Einzelnen beginnt mit einem Schrei, und sie endet mit dem letzten Atemhauch, dem gleichzeitigen Verlöschen von Leben und Sprechen. In der Stimme ist der Mensch Kreatur und psycho-soziales Wesen zugleich. Als Medium von Ausdruck und Kommunikation sorgt die Stimme für jenes Zusammenspiel von Physis und Logos, das eine sinnvolle, verständliche Rede hervorbringt.
Dabei ist die Synchronie von Laut- und Bedeutungsproduktion nicht die Regel. Zu vielfältig sind die Nuancen und die beteiligten Momente: Lautstärke und Höhe, Geschwindigkeit, Atmen und Stockungen, dialektale und individuelle Färbung. Zu vielfältig ist auch das Spektrum von Artikulationen, das die Stimme erlaubt: zwischen Flüstern und Schreien, zwischen Summen und Pfeifen, Dozieren und Trösten, Gesang und Befehl. In unserer hochtechnologisierten Gesellschaft wird die menschliche Stimme außerdem mehr und mehr apparativ ergänzt oder ersetzt, aufgezeichnet, verstärkt und modifiziert. Computer und Roboter simulieren menschliche Stimmen, und Medizin und Biotechnologie arbeiten an Stimmprothesen.
Sind Störungen, Grenzfälle und extreme Ausdrucksformen der Stimme vielleicht zahl- und folgenreicher als ihr Normalzustand? Was bedeutet das dann für die ›Normalität‹ der Stimme? Das dreitägige Themenfestival geht diesen Fragen nach und verbindet dabei wissenschaftliche und künstlerische Recherchen. Lebens- und Technikwissenschaftler berichten von der empirisch-experimentellen Stimmforschung: zwischen Stimmenhören und Stimmwiedergabe, zwischen Physiologie und Robotik. Geistes- und Kulturwissenschaftler erkunden die historischen und kulturellen Voraussetzungen, unter denen sowohl die Natürlichkeit der Stimme als auch ihre technischen Bearbeitungen konzipiert werden. Komponisten und Vokalperformer erkunden Ausnahmezustände der Stimme, indem sie mit dem Auseinandertreten von Lautlichkeit und Bedeutung experimentieren und die Stimme ins physische Extrem treiben.
in Kooperation mit dem Hebbel am Ufer (HAU1).
Information on participating / attending:
Der Eintritt zu den Vorträgen und Präsentationen im Foyer ist tagsüber frei. Abends gelten die Eintrittspreise des HAU.
Date:
11/13/2014 14:00 - 11/15/2014 22:00
Event venue:
Hebbel am Ufer (HAU1), Stresemannstr. 29, 10963 Berlin, Foyer und Theaterraum
10963 Berlin
Berlin
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
international
Subject areas:
Cultural sciences, Language / literature, Media and communication sciences, Medicine
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference
Entry:
10/21/2014
Sender/author:
Sabine Zimmermann
Department:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event48785
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