Eigentlich ist der 1941 geborene Dongala leidenschaftlicher Naturwissenschaftler. Nach einem B.A.-Studium in den USA und der anschließenden Promotion in Frankreich wurde er Professor für Chemie an der Universität von Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo. Trotzdem gelang es ihm, akademische Lehre und Forschung im Labor mit vielfältigen literarischen Projekten und Aktivitäten unter einen Hut zu bringen. Er schrieb Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke und gründete das im Kongo zu Berühmtheit gelangte Théâtre de l’Éclair, dessen erklärtes Ziel es war, den Kongolesen internationales Theater nahezubringen. Darüber hinaus ist Dongala der Gründer und ehemalige Präsident des Nationalen Verbands kongolesischer Schriftsteller und des kongolesischen PEN-Zentrums.
In seinem literarischen Werk hat Emmanuel Dongala seit der Publikation seines ersten Romans im Jahr 1973 immer wieder die wechselvolle Geschichte seines Landes thematisiert. In seinem vierten, 2002 auf Französisch veröffentlichten Roman „Johnny Chien Méchant“ – der unter dem Titel „Johnny Mad Dog“ 2006 ins Englische übersetzt und 2008 auch verfilmt wurde – setzt er sich wie viele afrikanische Autoren seit Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Thema Bürgerkrieg auseinander. Mit sehr unterschiedlichen Erzählstilen und aus ganz verschiedenen Perspektiven beleuchten afrikanische Autoren wie er die vielschichtigen Ursachen ebenso wie die verheerenden und traumatischen Auswirkungen von Bürgerkrieg und Genozid, die Frage von Schuld, Wiedergutmachung und möglicher Versöhnung, die Pflicht des Erinnerns und auch die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft und Medien.
Dongala hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, wenn in der Heimat Bürgerkrieg herrscht. Im Juni 1997, als er gerade auf einer USA-Reise war, kam es im Vorfeld von Präsidentschaftswahlen im Kongo zum Bürgerkrieg. Dongala kehrte nach Hause zurück, schockiert von der rasenden Geschwindigkeit, mit der die Dinge ihren Lauf genommen hatten, vom Ausmaß der Zerstörung und Gewalt und dem jugendlichen Alter der plündernden und mordenden Milizen, „Kindern mit Maschinengewehren”, wie er selbst es einmal formuliert hat. Tausende verloren in dem Bürgerkrieg und den folgenden Unruhen ihr Leben, Zigtausende flüchteten in den tropischen Regenwald, der allerdings nur begrenzt Schutz vor den Milizen bot. Auch Dongala und seine Familie gehörten zu denen, die im Regenwald Schutz suchten – sie hatten alles verloren, was sie hatten. In den Wirren des Krieges war zunächst auch noch ihre erst dreizehnjährige Tochter verschwunden, die aber nach einigen Wochen in einem Flüchtlingslager im Nachbarland Tschad wohlbehalten wiedergefunden werden konnte. Nachdem ihr Antrag auf Asyl in Frankreich gescheitert war, erfuhren Dongala und seine Familie zu ihrer Überraschung, dass in der amerikanischen Botschaft in Kinshasa, der Hauptstadt der heutigen Demokratischen Republik Kongo, ein Visum für die USA auf ihn wartete – was sie zunächst für ein Gerücht hielten. Schließlich machte sich die Familie doch auf den langen, gefährlichen Weg nach Kinshasa. Tatsächlich hatte sein Freund aus Studienzeiten, der amerikanische Schriftsteller Philip Roth, seinen ganzen Einfluss spielen lassen und sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Visum für Dongala zu bekommen, was nach anfänglichen Misserfolgen schließlich gelungen war. 1998 reiste Dongala in die USA, wohin seine Familie ihm später folgte. Dank der Vermittlung von Philip Roth wurde Dongala in den USA eine Gastprofessur an einem College in Massachusetts angeboten, wo er heute Professor für Chemie und Frankophone Literatur ist.
Dongalas literarisches Werk – für das er zahlreiche renommierte Preise bekommen hat – umfasst u.a. fünf Romane und einen Kurzgeschichtenband und ist in insgesamt zwölf Sprachen übersetzt. Drei seiner Romane gibt es in deutscher Übersetzung; zuletzt erschienen auf Deutsch „Kinder von den Sternen“ (2000) und „Gruppenfoto am Ufer des Flusses“ (2013).
Afrikanische Literatur hat seit knapp vierzig Jahren ein Zuhause in Mainz. Seit 1975 gibt es auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität die Jahn-Bibliothek für afrikanische Literaturen, weltweit eine der größten Sammlungen literarischer Werke von Schriftstellern aus Afrika in über achtzig Sprachen. In ihren Werken zeigen uns diese Autoren aus den verschiedensten Blickwinkeln und mit sehr unterschiedlichen Erzählstilen, was ihnen wichtig ist, woran sie erinnern und was sie verändern möchten, welche gesellschaftlichen und welche persönlichen Ereignisse und Probleme sie beschäftigen und was sie sich wünschen, für sich selbst und für die Gesellschaft. In regelmäßigen Abständen organisiert die Jahn-Bibliothek Autorenlesungen und wissenschaftliche Symposien, zuletzt zum afrikanischen Kriminalroman und zu Literaturen in afrikanischen Sprachen und aktuell zum afrikanischen Bildungsroman.
Weitere Informationen:
Dr. Anja Oed
Institut für Ethnologie und Afrikastudien
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39 25933
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Weitere Links:
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Link zur Jahn-Bibliothek für afrikanische Literaturen:
http://www.jahn-bibliothek.ifeas.uni-mainz.de/
Information on participating / attending:
Date:
11/20/2014 20:00 - 11/20/2014
Event venue:
Rathaus Mainz
Haifa-Zimmer
55116 Mainz
Rheinland-Pfalz
Germany
Target group:
Scientists and scholars, all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Cultural sciences, Language / literature
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference, Presentation / colloquium / lecture
Entry:
11/12/2014
Sender/author:
Petra Giegerich
Department:
Kommunikation und Presse
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event49132
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