Kontext:
Über Jahre hinweg wurden Kinder und Jugendliche in der Odenwaldschule systematisch sexuell missbraucht. Die Folgen für die Betroffenen sind schwerwiegend. Lange haben Verantwortliche, die Öffentlichkeit und Betroffene zu dem Unrecht geschwiegen, es nicht aussprechen können, sich geschämt und den massiven Machtmissbrauch nicht wahrhaben wollen.
Die Odenwaldschule galt als reformpädagogisches Projekt und Vorzeigeschule mit internationaler Reputation. Das reformpädagogische Erziehungsideal des pädagogischen Eros, auf das sich auch die Odenwaldschule berief, wurde in der Pädagogik lange nicht hinterfragt. Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in der Odenwaldschule wirkt das antike Bild erotisch-sexueller erzieherischer Unterweisung von männlichen Heranwachsenden durch reife Männer geradezu grotesk.
Am 1. Oktober 2014 wurde in der ARD der Spielfilm „Die Auserwählten“ von dem Regisseur Christoph Röhl ausgestrahlt. Er inszeniert in dem Spielfilm am Originalschauplatz das Zusammenleben und das Lebensgefühl der Jugendlichen und der Pädagog/-innen sehr realistisch. Sensibel deutet er den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen an und zeigt, was passiert, wenn Lehrer, Eltern und Aufsichtsgremien einfach wegschauen.
An dem Themenabend wollen wir den Fragen nachgehen: Was sind die reformpädagogischen Leitideen? Wie wurden diese auf fatale Weise Teil und Begründung eines Missbrauchssystems in der Odenwaldschule? Wie kommt es, dass Menschen so lange schweigen können? Wie macht man einen Spielfilm zu einem so schwierigen Thema?
Veranstalter:
Ein Veranstalterkonsortium, bestehend aus der Forschungsgruppe „Kinderschutz in Institutionen“ an der Fakultät Soziale Arbeit, der Katholischen Hochschulgemeinde und der studentischen Initiative „Augen auf für Kinderschutz“ der Fakultät Soziale Arbeit, möchte mit dem Themenabend ein Zeichen setzen. Der Themenabend möchte dazu beitragen, dass Missbrauch in Institutionen, in denen sich Menschen anvertrauen, nicht verschwiegen, sondern vermieden wird. Wenn er stattfindet, muss dieser angesprochen und aufgearbeitet werden.
Zu Gast beim „Dialog auf dem blauen Sofa“: Christoph Röhl
Christoph Röhl wurde 1967 in Brighton, England geboren und wuchs in East Sussex auf. Von 1989 bis 1991 war er als Englisch-Tutor an der Odenwaldschule tätig. Er absolvierte ein Studium der Geschichte und Germanistik an der University of Manchester, gefolgt von Regie- und Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Im Jahr 2010 begann er mit Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm „Und wir sind nicht die Einzigen“ zu den Missbrauchsfällen in der Odenwaldschule. 2013 folgt sein Spielfilm „Die Auserwählten“ zum selben Thema. Mit einem Trailer unterstützte Röhl auch die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung.
Auszeichnungen (Auswahl):
2011: Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis
Beste Dokumentation „Und wir sind nicht die Einzigen“
2012: Robert-Geisendörferpreis
Der Medienpreis der evangelischen Kirche
2014: Childhood Award durch Königin Silvia von Schweden
Hervorragende Leistungen im Kampf gegen sexuellen
Missbrauch in Deutschland“
2014: Nominierung für den Prix Europa
Information on participating / attending:
Date:
12/17/2014 18:00 - 12/17/2014 21:30
Event venue:
Hochschule Landshut
Am Lurzenhof 1
Raum ZH012/13
84036 Landshut
Bayern
Germany
Target group:
Journalists, all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Politics, Social studies
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture, Seminar / workshop / discussion
Entry:
11/13/2014
Sender/author:
Henner Euting
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event49158
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