BIOART UND BRAIN PAINTING. Mit Vorträgen von Adi Hoesle, Prof. Dr. Ralf Scherer, Prof. Dr. Ludwig Siep
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe: WISSENSCHAFT UND KUNST. Eine Verbindung mit Zukunft. vom 21.09. – 09.11.17
Künstler entdecken das Leben selbst als Medium ihrer künstlerischen Recherche. Ziel der BioArt ist, durch künstlerischen, spielerischen Umgang mit den Methoden der Biotechnologie deren Absichten und Zwecke kritisch zu hinterfragen. Auf diese Weise soll die vorurteilsfreie ethisch-moralische Bewertung durch die Gesellschaft ermöglicht werden. Die Künstler reklamieren für sich einen „Glaubwürdigkeitsbonus“. So können sie als Vermittler zwischen Wissenschaft und der Öffentlichkeit auftreten. Die Gesellschaft erwartet, dass auch die ethischen Aspekte des Eingriffs in biologische Systeme angesprochen und befriedigend gelöst werden. Dort wo Künstler in Forschungslaboratorien mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, müssen die Künstler ihre Projekte vor den dort etablierten Ethikkomitees vertreten. Dabei haben die Wissenschaftler oft Schwierigkeiten, den Nutzen eines künstlerischen Projekts zu bewerten. Dennoch könnte die Eindringlichkeit der Frage oder die Kraft der Aussage den eigentlichen Nutzen einer künstlerischen Arbeit darstellen. Einen international anerkannten „Code of Ethics“ für „BioArt“ oder synthetische Biologie gibt es bisher jedoch nicht. Aus der Sicht der Ethik sind aber nicht nur die Grenzen der zwischenmenschlichen Moral und der Tierethik für die BioArt von Bedeutung. Vielmehr könnte das erweckte Bewusstsein über die biotechnischen Möglichkeiten auch zu einer gesellschaftlichen Diskussion über die Ziele und Ausmaße der Beherrschung und technischen Optimierung der lebendigen Natur führen. Voraussetzung dafür ist das wechselseitige und das öffentliche Verständnis der Intentionen und Möglichkeiten von BioArt, Biowissenschaften und Ethik.
Zu den Vortragenden
Prof. Dr. med. Dr. (B) Ralf Scherer hat an der Université Catholique de Louvain in Belgien Medizin studiert und 1979 am Unversitätsklinikum Münster seine Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie begonnen. Nach der Habilitation 1984 war er von 1987 bis 2016 Chefarzt am Clemenshospital in Münster. Im Jahre 2006 hat er eine Ausstellung kuratiert, „Diagnose (Kunst). Die Medizin im Spiegel der zeitgenössischen Kunst“, die im Kunstmuseum Ahlen und im Museum im Kulturspeicher Würzburg gezeigt wurde.
Adi Hoesle ist Künstler, Retrogradist und Kurator. Seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit Rückbildungsmaßnahmen im Kunst- und Kulturbetrieb, sowie in Forschung und Wirtschaft. Er gründete 1998 die Arbeitsgemeinschaft Retrograde Strategien, seit 2003 kooperiert er mit den Universitäten Tübingen (Prof. Birbaumer), Rostock und Würzburg im Bereich der Neuroscience, 2012 gründete er das Art Research Lab (ARL). Er war Kurator der Foundation Tichy Ocean in Zürich. Seit 1990 realisiert er Ausstellungen und Kunstprojekte im In- und Ausland, u.a. SIGGRAPH Los Angeles, AEC Linz, Kunsthalle Rostock, Hamburger Bahnhof in Berlin.
Prof. Dr. phil. Ludwig Siep studierte Philosophie an der Universität Freiburg, wo er 1969 promovierte und 1976 habilitierte. Es folgten eine Visiting assistant professorship an der Universität in Princeton und Lehrstuhlvertretungen in Berlin und Heidelberg bevor er 1978 eine Professur für Philosophie an der Universität Duisburg erhielt. Von 1986 bis 2011 war er Professor für Philosophie und Direktor des Philosophischen Seminars der Universität Münster. Ludwig Siep ist seit 1993 ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
Brain Painting – Eine Erklärung von Adi Hoesle
Seit Urzeiten beschäftigt die Menschheit - insbesondere Künstlerinnen und Künstler - die Frage: wie und wo entsteht Kunst? Lessing hat diese Frage in seinem Werk „Emilia Galotti“: wunderbar formuliert „Oder meynen Sie, Prinz, daß Raphael nicht das größte malerische Genie gewesen wäre, wenn er unglücklicher Weise ohne Hände wäre geboren worden?“ Die Kunst emanzipiert sich im 3. Jahrtausend vom Geschick der Hände. Statt zu Pinsel und Farbe greift der Maler zum EEG-Messgerät und einem Brain-Computer- Interface (BCI) – auf diese Weise entstehen virtuelle Gemälde, die „Brain Paintings“. Technologie und Kunst treiben sich in diesen Projekten gegenseitig an, verhelfen zu neuen kreativen Werkzeugen und neuer Deutung. Ursprünglich als Kommunikationsmöglichkeit für Patienten im Stadium kompletter Immobilität (Locked-In) konzipiert, hat der Künstler Adi Hoesle diese Technologie für die Kunst adaptiert, sie einer kreativen Nutzung zugeführt. Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen oder Tanz entstehen direkt durch das Gehirn. BCI ist eine Zukunftstechnologie, an der weltweit zu Einsatzmöglichkeiten im Bereich Medizin, Informationstechnologie und Mobilität geforscht wird. Technologie, Wissenschaft und Kunst begeben sich in eine Kooperationssituation. Sie generieren Innovation aus dem Schoß der Kunst, versuchen eine Technologie für den Einsatz als künstlerisches Werkzeug neu zu entdecken und der Kultur neue Ausdrucksmittel in die Hand, besser in die Köpfe zu geben. Der neurophysiologische Denkprozess wird zum Werk an sich.
Brain Painting – LIVE
Adi Hoesle wird nach der Veranstaltung und zusätzlich am 5. und 6. Oktober 2017, jeweils von 10 bis 16 Uhr, sein Brain Painting Equipment interessierten Besuchern zur Verfügung stellen. Gäste können nach einer kurzen Einführung an dem Brain Painting Projekt live teilnehmen und selbst ein Bild „erdenken“. Nach dem Versuch kann das entstandene „Werk“ ausgedruckt werden.
Information on participating / attending:
Um Anmeldung wird gebeten.
Date:
10/04/2017 17:00 - 10/06/2017 16:00
Event venue:
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste
Palmenstraße 16
40217 Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
Germany
Target group:
Journalists, all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Art / design, Biology, Media and communication sciences, Philosophy / ethics
Types of events:
Exhibition / cultural event / festival, Presentation / colloquium / lecture
Entry:
09/07/2017
Sender/author:
Dirk Borhart
Department:
Presse und Kommunikation
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event58340
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