Nach fast einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Stagnation erlebt der Euroraum derzeit eine kräftige Konjunkturerholung. Allerdings hat diese Erholung zu einer Selbstzufriedenheit geführt, was den tatsächlichen Zustand des Euroraums angeht. Tatsächlich weist die Europäische Währungsunion nach wie vor erhebliche Schwachstellen auf, vor allem einen instabilen und krisenanfälligen Finanzsektor, hohe Staatsschulden, schlechte Bedingungen für langfristiges Wachstum sowie ökonomische und politische Divergenzen.
Die Mitgliedstaaten sind jedoch uneinig, wie man diesen Problemen begegnen sollte. Einige sprechen sich für flexiblere Regeln und bessere Instrumente zur Stabilisierung und Risikoteilung auf europäischer Ebene aus, beispielsweise ein gemeinsames Budget, um Mitgliedstaaten zu stützen, die in Schwierigkeiten geraten. Andere lehnen jegliche zusätzliche Risikoteilung kategorisch ab und verlangen strengere Regeln sowie stärkere Anreize für eine solide Politik auf nationaler Ebene. Die eine Seite möchte die Restrukturierung von Staatsanleihen als Instrument für die Überwindung von Schuldenkrisen vollständig ausschließen, während die andere Seite argumentiert, dass Marktdisziplin für verantwortungsvolle Fiskalpolitik und letztlich auch für die Stabilität des Finanzsystems unverzichtbar ist. Die scheinbare Unvereinbarkeit dieser Positionen hat zu einer Blockade weiterer Reformen der Europäischen Währungsunion geführt.
Aus diesem Grunde hat eine Gruppe prominenter deutscher und französischer Ökonominnen und Ökonomen einen Vorschlag entwickelt, wie der Euroraum auf eine stabilere Grundlage gestellt werden kann. Dieser sieht sechs Reformschritte vor, die sowohl die Risikoteilung als auch die Marktdisziplin im Euroraum erhöhen sollen. In ihrem Vortrag wird Frau Prof. Schnabel die zentralen Ergebnisse dieses Berichtes präsentieren und zur Diskussion stellen.
Prof. Dr. Isabel Schnabel ist seit 2015 Professorin für Finanzmarktökonomie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit Juni 2014 ist sie Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“). Sie ist Research Fellow am Centre for Economic Policy Research in London und am CESifo in München sowie Forschungsprofessorin am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Darüber hinaus ist sie Mitglied des Verwaltungsrats und Fachbeirats der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und des wissenschaftlichen Beirats des European Systemic Risk Board.
Isabel Schnabel studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mannheim, Berkeley und Paris (Sorbonne). Im Jahr 2003 promovierte sie an der Universität Mannheim, anschließend wurde sie Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Von 2007 bis 2015 war sie Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Forschungsaufenthalte führten sie zum Internationalen Währungsfonds, an die London School of Economics und an die Harvard University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Bankenregulierung, Finanzkrisen, internationale Kapitalströme und Wirtschaftsgeschichte.
Information on participating / attending:
Date:
03/20/2018 18:00 - 03/20/2018 20:30
Registration deadline:
03/20/2018
Event venue:
Haus der Wissenschaften
Palmenstraße 16
40217 Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
Germany
Target group:
Journalists, all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
Economics / business administration
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
01/17/2018
Sender/author:
Esther Polito
Department:
Presse und Kommunikation
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event59407
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