Schon dem ausgehenden 19. Jahrhundert war bewusst, dass in den mittelalterlichen Profanbauten unter zahlreichen Tünchen farbige Ausmalungen in gleichem Maße wie in den Kirchen schlummern. Untersucht und dokumentiert wurden allerdings in der Regel nur die Raumfassungen des Adels in Pfalzen, Burgen und Stadthöfen. Die Farbfassungen mittelalterlicher Bürgerhäuser hingegen sind erst in den letzten Jahrzehnten stärker in das Interesse der Hausforschung, Denkmalpflege und Kunstgeschichte gerückt: Tagungen in Lübeck (2000: „Geschichte in Schichten“) und in Bad Windsheim (2008: „Farbe und Dekor am historischen Haus“) präsentierten die Vielfalt farbiger Gestaltungen in und an profaner Architektur vom Mittelalter bis in die Neuzeit.
Seitdem ist nicht nur die Anzahl der erhobenen Befunde gestiegen, auch das Spektrum der Fragestellungen hat sich erweitert. So konnte im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes „Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumfassung“ der TU Berlin (Dr.-Ing. habil. Barbara Perlich) und Fachhochschule Erfurt (Prof. Dr. Christoph Merzenich) die älteste erhaltene mittelalterliche Deckenfassung in einem bürgerlichen Wohnhaus im deutschsprachigen Raum untersucht werden.
Nach wie vor fehlt ein Überblick über die Vielfalt profaner Raumfassungen, zumal die Bandbreite der Gestaltungsarten auch einfachste Lasuren und Anstriche umfasst und von Dekorationsmalerei bis hin zu figürlichen Darstellungen reicht. Insbesondere die Epoche des Hochmittelalters ist dahingehend noch wenig erforscht.
Darüber hinaus sind umfassende technologische Untersuchungen bislang meist nur für die monumentalen, sakralen Wandmalereien üblich gewesen. Die zahlreichen Fassungsbefunde, die Restauratoren im Rahmen der Voruntersuchung an historischen Gebäuden in den letzten Jahrzehnten freilegten, sind demgegenüber bislang noch nicht wissenschaftlich aufgearbeitet und kaum publiziert.
Hinzu kommt, dass weiterführende Fragen zur Technik, wie die Vorbereitung der Untergründe, der Schichtaufbau und die Übertragungstechniken, nicht konsequent beantwortet wurden, wenn nicht sogar ungestellt blieben. Detaillierte Untersuchungen eher durchschnittlicher Befunde profaner Raumfassung und ihre maltechnische Umsetzung blieben in der Regel außen vor. Dabei wäre eine abweichende maltechnische Tradition am Profanbau wahrscheinlich, wie schriftliche Quellen für das Spätmittelalter nahelegen: nicht nur Maler, sondern auch Tüncher und andere Gewerke haben das Anstreichen der Räume und einfache Dekorationen am Bau ausgeführt.
Die Tagung "Mittelalterliche Raumfassungen im städtischen Haus. Bestand, Ausführungstechniken und Materialien" am 5. und 6. Juli 2018 möchte nun den Fokus auf die profanen, städtischen Befunde vor 1350 aus dem mitteleuropäischen Raum legen und insbesondere die Ausführungstechnik und die Maltechnik der Fassungen beleuchten. Wie gingen die Handwerker oder Künstler vor, angefangen von der Vorbereitung der Architekturoberflächen, über das Entwerfen und Abstecken des Dekors im Raum bis hin zum Setzen der letzten farbigen Akzente, und welche Materialien verwendeten sie?
Im Rahmen der Tagung werden profane Raumfassungen aus Erfurt besichtigt, wobei sich hier hauptsächlich Malereien auf hölzernen Architekturteilen erhalten haben. Geladene Referentinnen und Referenten stellen außerdem den mittelalterlichen Bestand profaner Raumfassungen verschiedener Regionen aus Deutschland, Österreich, England, Frankreich und der Schweiz vor.
Das endgültige Programm wird im Mai 2018 bekannt gegeben.
Information on participating / attending:
Die Teilnahme ist kostenfrei. Es wird um Anmeldung bis 31. Mai 2018 gebeten.
Date:
07/05/2018 - 07/06/2018
Registration deadline:
05/31/2018
Event venue:
Fachhochschule Erfurt,
Altonaer Straße 25
99085 Erfurt
Thüringen
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Construction / architecture, History / archaeology, Religion
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference
Entry:
03/13/2018
Sender/author:
Luise Reiber
Department:
Pressestelle
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event60027
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