Am 25. Oktober landete Franciska Zólyom mit der Benennung der HfK-Professorin Natascha Süder Happelmann für den Beitrag des deutschen Pavillons in Venedig einen vielbeachteten Überraschungscoup. Darüber hinaus ist sie beteiligt an einer HfK-Publikation mit dem Titel „Re: Bunker“. In ihrem Beitrag in dem zu den Hochschultagen 2019 veröffentlichten Buchprojekt, das sich zu „Erinnerungskulturen, Dekonstruktionen und technoiden Mentalitäten“ positioniert, kuratiert sie das Segment „Künstlerpositionen“ mit zehn künstlerische Arbeiten – darunter auch eine der für den deutschen Beitrag auf der Biennale 2019 verantwortlichen Künstler*in.
Der Titel des Vortrags „Don’t Call Me Names“ problematisiert Künstler*innenidentitäten und ihre Wirkung auf die Wahrnehmung der Arbeiten und Künstler*innen. Damit spricht Zólyom über das Konzept für Venedig, die Hintergründe und Intentionen. Die Präsentation ist damit für diejenigen besonders interessant, die im nächsten Jahr einen Besuch der Biennale di Venezia vorbereiten wollen.
Für die Präsentation im Deutschen Pavillon 2019 hat die ausstellende Künstler*in ihren Namen angepasst: Natascha Süder Happelmann. Dabei handelt es sich nicht um ein Pseudonym, also nicht um den Versuch, die Identität der Künstler*in zu verstecken. Vielmehr ist das eine Entgegnung auf die Erwartungen, die an die künstlerische Präsentation auf der Venedig Biennale geknüpft sind. Zugleich weist diese Anpassung über die Wirkmechanismen im Kunstbetrieb hinaus: Wofür stehen Namen? Wie bezeichnen wir Dinge und Phänomene? Wie schaffen oder verschleiern diese Bezeichnungen Wirklichkeiten? Das ist unter anderem eine Frage des Sprachgebrauchs und der Wirkmacht von Sprache. Begriffe, Bezeichnungen, Namen dienen der eindeutigen Zuordnung und schreiben Identität als etwas Permanentes fest. Sie grenzen Daseinsformen, Orte und Personen voneinander ab. An den Grenzen, die sie ziehen, entstehen zum Teil gewaltsame Konflikte. Jenseits von Gleichheit und Gleichberechtigung naturalisieren sie Zustände, nehmen Statuszuweisungen vor und schaffen Lebenswirklichkeiten – und je nachdem, wer sie verwendet, reproduzieren oder verfestigen sie diese.
In Anbetracht der Hierarchien und Ausschlussmechanismen, die dabei entstehen, sind andere Denk- und Handlungsansätze gefragt. Präzise und dennoch bewegliche Ausdrucksformen, konzeptuelle und sprachliche Verschiebungen, die Mehrdeutigkeit und Widerspruch als konstruktive Mittel einsetzen. Ansätze, die sich jenseits von Einheit und Gleichförmigkeit und von verkürzten, identitären Ansprüchen entfalten. Die immer neue Verbindungen knüpfen: Zwischen dem Individuellen, was klar abgrenzbar ist, was einzigartig und in seiner Form geschlossen ist, und dem, was sich über Vielförmigkeit, Affinitäten, Nähen, gemeinsame Interessen, über das, was wir teilen können, an Erfahrungen, an Gedanken, an Verständnissen für die Welt, in der wir leben, transportiert.
Franciska Zólyom, Kunsthistorikerin und Ausstellungskuratorin, studierte von 1997 bis 1999 Kunstgeschichte in Köln und Paris. Nach einem Stipendiumsaufenthalt am Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin war sie von 2006 bis 2009 Direktorin des Institute for Contemporary Art in Dunaúváros, nahe Budapest. Seit 2012 ist sie Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig, im Januar 2018 wurde sie zur Kuratorin des deutschen Beitrags auf der Kunst-Biennale in Venedig 2019 berufen.
Information on participating / attending:
Date:
12/12/2018 18:00 - 12/12/2018 20:00
Event venue:
Am Speicher XI 8, Auditorium
28217 Bremen
Bremen
Germany
Target group:
Journalists, Scientists and scholars
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Art / design
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
12/10/2018
Sender/author:
Sebastian Liedtke
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event62343
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