Seit 400 Jahren lassen Physiker sich bei der Suche nach brauchbaren Theorien über die Natur von ästhetischen Erwägungen leiten – mit erstaunlichem Erfolg, das zeigt nicht zuletzt Keplers Harmonice Mundi. Am 11. Juni 2019 diskutiert Olaf Müller mit Horst Bredekamp und Holm Tetens, ob dieses Vorgehen heute zu Unrecht bezweifelt wird und ob Kreativität und Schönheitssinn nicht die entscheidenden Triebkräfte hinter wissenschaftlichen Entdeckungen sind. Die Veranstaltung im Senatssaal ist gleichermaßen Premiere von Müllers Buch „Zu schön, um falsch zu sein“ und Vernissage von „the weight of light“ der Kölner Lichtkünstler Martin Hesselmeier und Andreas Muxel. Der Bach-Experte und Cembalist Raphael Alpermann interpretiert Bachs Krebskanon aus dem Musicalischen Opfer.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Das moderne Weltbild, aufgebaut auf ästhetischen Prinzipien
Unter dem Titel Harmonice Mundi, Weltharmonik, veröffentlichte Johannes Kepler (1571 bis 1630) vor 400 Jahren ein Werk, das es in sich hatte. In ihm stellte der kaiserliche Hofmathematiker und Astronom eine geradezu ungeheuerliche These auf: In den tiefsten Strukturen ist das Weltall schön. Johannes Kepler las die Gesetze, nach denen die Planeten um die Sonne ziehen, als eine gigantische Partitur und schrieb den Planeten einzelne Tonintervalle zu: dem Mars etwa die Quinte oder dem Saturn die große Terz. Mehr noch, laut Kepler spielen die Planeten ihre Musik in Dur und Moll, und ein jeder musiziert in einer eigenen Tonart. Sogar einen vierfachen Kontrapunkt hatte Kepler in den Sphärenklängen ausgemacht.
Man ist heute geneigt, Keplers Sphärenmusik als esoterische Schwärmerei abzutun. Doch Kepler verdanken wir neben Kopernikus, Galilei und Newton die entscheidenden Impulse der neuzeitlichen Physik, auf denen wiederum unsere heutige moderne Physik beruht. In der Frage nach der Schönheit in der Physik waren sich alle vier einig: Weil das Weltall für das geistige Auge schön ist, eignet sich unser Sinn für Ästhetik ausgezeichnet als Kompass auf der Suche nach der physikalischen Wahrheit. Und sie hatten damit erstaunlichen Erfolg.
Heute sind Keplers ästhetische Modelle des Weltalls zwar obsolet. Aber das ändert nichts daran, so Olaf Müller, dass sich auch heute viele physikalische Grundlagenforscher an ästhetischen Maximen orientieren: Wenn eine fundamentale Theorie unseren mathematischen Schönheitssinn anspricht, dann wird dies als ein ernstzunehmendes Argument zugunsten der Theorie angesehen. Warum das zulässig ist und warum es funktioniert, ist bis heute ein Rätsel.
Interview mit Olaf Müller: https://youtu.be/a7-Q4nRURA0
Information on participating / attending:
Der Eintritt ist frei.
Date:
06/11/2019 18:00 - 06/11/2019 20:00
Event venue:
Humboldt-Universität zu Berlin
Hauptgebäude, Senatssaal
Unter den Linden 6
10117 Berlin
Berlin
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
Mathematics, Philosophy / ethics, Physics / astronomy
Types of events:
Exhibition / cultural event / festival
Entry:
05/29/2019
Sender/author:
Boris Nitzsche
Department:
Abteilung Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event63886
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