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10/14/2019 - 10/14/2019 | Essen

Diskussion: Arm aber erbaulich? Zur fotografischen Praxis Sebastiāo Salgados

Der Brasilianer Sebastião Salgado (*1944) gehört zur Riege international vielfach prämierter und ausgestellter Fotografen unserer Zeit. Mit seinen opulenten Schwarz-Weiß-Bildern von Menschen in prekären Arbeitsbedingungen und in Migrationsbewegungen sowie sakral aufgeladenen Tier- und Landschaftsaufnahmen erreicht er ein großes Publikum auch jenseits des Kunstbetriebs.

Dass Salgado nun mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019 ausgezeichnet wird, ist trotzdem alles andere als unproblematisch. Die Podiumsdiskussion Arm aber erbaulich? Zur fotografischen Praxis Sebastiāo Salgados, veranstaltet von Anja Schürmann (KWI) und Matthias Gründig (Folkwang Universität der Künste, Essen), nimmt sich mit geladenen Gästen vor dem Hintergrund der anstehenden Preisverleihung der kritischen Figur Salgado und seiner Bilder an.

In der Begründung des Friedenspreises heißt es, man zeichne „einen Bildkünstler aus, der mit seinen Fotografien soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht.“ In seiner Person verbindet Salgado fraglos soziales Engagement, von dem etwa zahlreiche Kooperationen mit Organisationen wie UNICEF und Ärzte ohne Grenzen, aber auch die Gründung des gemeinnützigen „Istituto Terra“ zeugen, mit einem ästhetischen Interesse am ‚perfekten‘, ‚schönen‘ Bild. Zur Frage steht dabei, wie sehr die ebenso monumentale wie sprachlose Geste seiner Fotografien ihrem eigenen sozialdokumentarischen Anspruch und jenem der Preis-Jury gerecht werden können.

Auf dem Podium gilt es eine Vielzahl von ästhetischen, praktischen und kontextuellen Fragestellungen gemeinsam zu diskutieren, auf die kritische Beobachter*innen anhand von Salgados großformatigen Aufnahmen stoßen werden: Wie lässt sich für und wider visuelles Pathos im Rahmen einer dokumentarischen Praxis argumentieren und inwiefern ist Schönheit ein moralisches und nicht allein ein ästhetisches Problem? Lässt sich Salgados karitatives Engagement überzeugend von der Bewertung seiner Bilder trennen? Nicht zuletzt wird auch zu fragen sein, an wen sich Salgados zahlreiche Bildbände, seine wandförmigen Großformate richten? Im Laufe des Abends wird die Diskussion für das Publikum geöffnet.



ÜBER DIE TEILNEHMER*INNEN

ELKE GRITTMANN ist Professorin für Medien und Gesellschaft am Institut für Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Ihre Promotion wurde 2007 unter dem Titel Das politische Bild. Fotojournalismus und Pressefotografie in Theorie und Empirie publiziert, zu ihrer langen Liste von Monografien und Herausgaben gehören weiterhin die Bücher Global, lokal, digital — Strukturen und Trends des Fotojournalismus (mit Irene Neverla und Ilona Ammann, 2008/2010), „Das Unwort erklärt die Untat“ — Die Berichterstattung über die NSU-Morde — eine Medienkritik (mit Tanja Thomas und Fabian Virchow, 2015) und jüngst Körperbilder — Körperpraktiken. Visualisierung und Vergeschlechtlichung von Körpern in Medienkulturen (mit Katharina Lobinger, Irene Neverla und Monika Pater, 2018). Sie ist Mitherausgeberin der Reihe Critical Studies in Media & Communication im transcript-Verlag und leitet derzeit das Forschungsprojekt Geschlechterverhältnisse und Flucht_Migration in den Medien, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Niedersachsen.

ELISABETH NEUDÖRFL ist seit 2009 Professorin für Dokumentarfotografie an der Folkwang Universität der Künste, Essen, wo sie auch als Prodekanin für Studium und Lehre des Fachbereichs Gestaltung fungiert. Nach einer Ausbildung zur Fotografin und einem Foto-/Filmdesign-Studium in Dortmund war sie bis 1997 Meisterschülerin bei Joachim Brohm in Leipzig. 1995 gründete sie mit Bettina Lockemann das Büro für Bildangelegenheiten. Als Künstlerin ist sie in unter anderem in den Sammlungen des Sprengel Museums in Hannover und des Fotomuseums Winterthur mit Arbeiten vertreten. Sie ist Autorin mehrerer Künstlerbücher, zuletzt E.D.S.A. (2010). Zuletzt waren ihre Arbeiten zu sehen in den Ausstellungen SCHWARZ [ˈʃvaʁʦ], Museum unter Tage, Bochum (2018) und der grosse Anspruch des kleinen Bildes, Galerie Barbara Wien, Berlin (2018/19). Ihre künstlerische Praxis dreht sich um historische, politische und soziale Fragen und setzt sich u.a. mit konzeptuellen dokumentarfotografischen Ansätzen und dem Medium Fotobuch auseinander.

EVELYN RUNGE ist seit 2015 Postdoctoral fellow der Martin Buber Society of Fellows in the Humanities and Social Sciences an der Hebrew University Jerusalem. Sie ist ausgebildete Journalistin und publizierte u.a. in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in Die Zeit und Zeit Online, der Süddeutschen Zeitung und im Spiegel; als unabhängige Journalistin schreibt sie für Riffreporter. An der Ludwig-Maximilians-Universität in München wurde sie mit einer Arbeit zur Ethik und Ästhetik der Dokumentarfotografie promoviert, die 2012 unter dem Titel Glamour des Elends. Ethik, Ästhetik und Sozialkritik bei Sebastião Salgado und Jeff Wall erschien. 2016 folgte das Buch Motor/Reise. Basiswissen für die Medienpraxis (mit Hektor Haarkötter). Im Rahmen ihres aktuellen Forschungsprojektes Image Capture. Arbeits- und Produktionsbedingungen von Fotojournalisten im digitalen Zeitalter beschäftigt sie sich mit dem Markt und Ökonomien der Fotografie, mit Bilddatenbanken und -agenturen.

ANJA SCHÜRMANN ist seit März 2019 Post-Doc Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Ihr aktuelles Forschungsinteresse gilt dem Fotobuch. Sie untersucht die visuelle Narration in Fotobüchern sowohl auf erzähltheoretischer, als auch auf ästhetischer Ebene der Bildevidenz. Ihre Dissertation Begriffliches Sehen. Beschreibung als kunsthistorisches Medium im 19. Jahrhundert ist 2018 bei De Gruyter erschienen. Davor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte der HHU Düsseldorf. Sie hat darüber hinaus Lehraufträge an der Folkwang Universität in Essen und der Bauhaus-Universität Weimar absolviert. 2016 gewann sie den 1. Preis des internationalen Talentwettbewerbs des C/O Berlin im Bereich Kunstkritik.

MATTHIAS GRÜNDIG ist seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste, Essen. Er studierte Kunstgeschichte und Bildwissenschaft in Jena und Rom. 2016 erschien das Buch Der Schah in der Schachtel. Soziale Bildpraktiken im Zeitalter der Carte de visite. Gemeinsam mit Steffen Siegel gab er 2017 die Sonderausgabe Playing the Photograph des Journals PhotoResearcher heraus, die sich mit Fotografie- und Spieltheorie auseinandersetzt. Mit Anne Breimaier kuratierte er 2018 die erste institutionelle Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Hollis Frampton in Europa. Im Rahmen einer Dissertation beschäftigt er sich mit Porträtfotografie als Ware und Währung.

KONZEPTION UND MODERATION
Matthias Gründig, Folkwang Universität der Künste
Anja Schürmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am KWI

VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste

PRESSEKONTAKT
Johanna Buderath & Helena Rose
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0201 – 72 04-152
Fax: 0201 – 72 04-159
E-Mail: pressestelle[at]kwi-nrw.de

Information on participating / attending:

Date:

10/14/2019 18:30 - 10/14/2019

Event venue:

Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)
Goethestraße 31
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Germany

Target group:

Scientists and scholars, all interested persons

Email address:

Relevance:

regional

Subject areas:

Cultural sciences

Types of events:

Seminar / workshop / discussion

Entry:

09/24/2019

Sender/author:

Helena Rose

Department:

Pressestelle

Event is free:

yes

Language of the text:

German

URL of this event: http://idw-online.de/en/event64721


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