Max Weber (1864 – 1920) zählt zu den großen Universalgelehrten der klassischen Moderne, dem die Kultur- und Sozialwissenschaften zahlreiche bahnbrechende, brillante und tiefschürfende Arbeiten verdanken. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904/05, zweite Fassung 1920) ist nicht nur sein berühmtester, sondern auch sein historischster Text, der aber von der Historikerzunft weitgehend verworfen wurde. Webers These von der Berufsethik des asketischen Protestantismus als ‚innerem‘ Motor des Kapitalismus galt lange als historisch unhaltbar, da von den Quellen her nicht hinreichend belegbar. Doch inzwischen zeichnet sich eine Neubewertung ab. Danach hat Weber in der ‚Protestantischen Ethik‘ ein idealtypisches Modell für die Entstehung des modernen Kapitalismus vorgelegt, das in wesentlichen Punkten durch Ergebnisse der neueren sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Forschung bestätigt wird.
Der Vortrag in der Veranstaltungsreihe "Gespräche am Tor - Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft, Politik und Kultur" des Campusstandortes Karlsruhe der FernUniversität in Hagen nähert sich diesem Thema in drei Schritten. Zunächst referiert er den aktuellen historischen Forschungstand zur ‚Protestantischen Ethik‘ und bezieht dabei auch Webers übrige Arbeiten zum Kapitalismus ein. Sodann stellt er die These auf, dass sich Webers Beitrag als kongeniale Weiterentwicklung des von Karl Marx (1818 – 1883) vorgeschlagenen Modells des Kapitalismus verstehen lässt, und greift dazu auf neues Quellenmaterial zurück, das erst jetzt durch die Max Weber Gesamtausgabe (MWG) erschlossen worden ist. Schließlich wirft er die Frage auf, inwieweit das idealtypische Modell der industriellen Bourgeoisie als sozialer Trägerin des modernen Kapitalismus auch für dessen weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert noch aussagekräftig ist.
Thomas Sokoll, geb. 1954, war bis 2019 außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit) an der FernUniversität in Hagen und ist seitdem im Ruhestand. Seine Forschungsinteressen gelten der vergleichenden Strukturgeschichte Alteuropas in epochenübergeifender Perspektive, der Geschichte der sozialen Ungleichheit, der Geschichte der Industrialisierung und der Geschichte des modernen Kapitalismus.
Die Veranstaltung wird voraussichtlich hybrid durchgeführt.
Eine ausschnittweise Aufzeichnung der Veranstaltung wird zeitnah – auch mit Möglichkeit zur nachträglichen Kommentierung oder Rückmeldung an den Referenten – im Veranstaltungsrückblick veröffentlicht.
Information on participating / attending:
Für die Online-Teilnahme ist keine Anmeldung erforderlich; der Zoom-Zugangslink wird zu gegebener Zeit auf der Seite https://www.fernuni-hagen.de/stz/karlsruhe/veranstaltungen/sose22_gespraeche_am_...
veröffentlicht.
Für die Teilnahme in Präsenz melden Sie sich bitte über das Online-Formular an, das auf der genannten Seite freigeschaltet wird.
Unabhängig von der Anmeldung unterliegt die Präsenzteilnahme den zum Veranstaltungstermin auf der oben genannten Seite aufgeführten Bedingungen.
Date:
05/11/2022 18:00 - 05/11/2022 20:00
Event venue:
Präsenzveranstaltung: FernUniversität in Hagen, Campus Karlsruhe, Kriegsstraße 100
76133 Karlsruhe
Nordrhein-Westfalen
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
Economics / business administration, History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
Types of events:
Presentation / colloquium / lecture
Entry:
01/13/2022
Sender/author:
Stephan Düppe
Department:
Stabsstelle 2 – Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event70537
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