Unser Immunsystem ist in der Lage, Gefahren hochspezifisch zu erkennen, zu bekämpfen und ein Gedächtnis für eine zukünftige Immunantwort auszubilden. In seiner Komplexität ist es mit dem zentralen Nervensystem vergleichbar und hat nichts an seiner Faszination für die Grundlagenforschung verloren. An die Seite der Grundlagenforschung sind in den letzten Jahren zunehmend Anwendungen getreten, welche unsere molekularen Einsichten in das Funktionieren des Immunsystems für komplett neuartige Ansätze in Diagnostik und Therapie nutzen.
Die Ära der Immuntherapien begann mit der Nutzung der im Menschen natürlicherweise vorkommenden Antikörper, die somit maßgeblich das therapeutische Prinzip definieren. Der Einsatz hochspezifischer Antikörper zur Erkennung von bestimmten Zielstrukturen hat die Tumortherapie revolutioniert und neue Therapiemöglichkeiten für zuvor nicht oder nur mit schwersten Nebenwirkungen behandelbare Krankheiten eröffnet. Molekulares Engineering und ein vertieftes Verständnis der molekularen Wirkmechanismen haben zunehmend zur Entwicklung neuer, komplexer Molekülformate geführt, die heutzutage das Potenzial der Antikörpertherapien erheblich erweitern. Wesentliche Entwicklungen in diesem Bereich wird das 74. Mosbacher Kolloquium beleuchten.
Das Funktionieren unseres Immunsystems, seine Effizienz und Spezifität, hängen wesentlich auch von einer Koordination der Immunzellen ab, welche u.a. über Zytokine vermittelt wird. Direkt in die Immunzellkommunikation einzugreifen, Zellen aktiv in ihrem Verhalten zu modulieren, bietet vielfältige Möglichkeiten für Therapie aber auch unser Verständnis der zellulären Kommunikation. Dieses noch junge und sehr vielversprechende Themengebiet wird der zweite Schwerpunkt des 74. Mosbacher Kolloquiums sein.
Eine weitere Entwicklung im Bereich der Immuntherapien, die momentan rasant voranschreitet, ist das Engineering von Immunzellen als neuer therapeutischer Ansatz. Erstmals werden hier sogenannte living drugs entwickelt, lebende, teilweise gezielt engineerte Immunzellen. Die ersten Medikamenten-Zulassungen von CAR (chimärer Antigen-Rezeptor)-exprimierenden T Zellen werden bereits jetzt als Meilensteine in der Medizingeschichte bewertet. Diese neuen Modalitäten eröffnen bisher undenkbare Therapieoptionen, fordern aber auch unser Verständnis der Immunzellbiologie heraus und helfen dieses weiterzuentwickeln. Darüber hinaus werden Therapien mit living drugs neuartige Infrastruktur und Überlegungen in der Klinik bedürfen, um ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich werden den dritten Themenschwerpunkt des 74. Mosbacher Kolloquiums bilden.
Das 74. Mosbacher Kolloquium wird somit drei hochaktuelle Forschungsgebiete zum Thema haben: Antikörper-Engineering, Zytokindesign- und Engineering und die Entwicklung neuer zellbasierter Therapien. Ein besonderes Anliegen dieses Mosbacher Kolloquiums ist es dabei, die Brücke von der Grundlagenforschung bis in die klinische und industrielle Anwendung zu schlagen. Ebenso wird die Konferenz alle relevanten Ebenen von molekularen strukturellen Einsichten bis hin zu zellbiologischen und organismischen Untersuchungen abdecken. Führende Wissenschaftler:innen und Pionier:innen auf diesen verschiedenen Gebieten werden 2023 in Mosbach zusammen mit einer Vielzahl junger Wissenschaftler:innen vortragen. Besondere Erwähnung finden sollen auch die Verleihung des Eduard Buchner Preises an David Baker, einen Pionier im Bereich Computer-basierten Proteindesigns, die von Matthias Mann, einem weltweit führenden Massenspektrometriker, gehaltene Otto Warburg Lecture und die Feodor Lynen Lecture von Erika Pearce, die unser Verständnis des Immunzell-Metabolismus wesentlich mitentwickelt hat.
Es ist den Organisatoren ein besonderes Anliegen, das noch junge Feld des Immun-Engineerings auch der nächsten Generation von Wissenschaftler:innen zugänglich zu machen. Mit der Junior-GBM haben diese eine starke Vertretung in der GBM und werden eine Junior-GBM Session zum Thema organisieren. Darüber hinaus wird es „Meet the Prof“ Sessions und viele weitere Gelegenheiten geben, um sich mit führenden Wissenschaftler:innen aus Universität und Industrie auszutauschen und zukünftig vielleicht selbst an diesem neuen vielversprechenden Forschungsfeld mitwirken zu können.
Die Organisatoren freuen sich, Sie zum 73. Mosbacher Kolloquium zu diesem spannenden Thema begrüßen zu dürfen!
Symposien und Sprecher:innen
Next generation antibody-based immunotherapies
David Ho, New York, USA
Harald Kolmar, Darmstadt, DE
Mark Cragg, Southampton, UK
Justin Taylor, Seattle, USA
Pablo Umana, Schlieren, CH
Dario Neri, Zürich, CH
Susanne Hipp, Biberach/Riss, DE
Engineering cytokines and their receptors
Rob Kastelein, Menlo Park, USA
Jürgen Scheller, Düsseldorf, DE
Sebastian Kobold, München, DE
Cell and virus-based therapeutical developments
Carl June, Philadelphia, USA
Stan Riddel, Seattle, USA
Marion Subklewe, München, DE
Chiara Bonini, Mailand, IT
Yvonne Chen, Los Angeles, USA
Andreas Plückthun, Zürich, CH
Mini Symposium on Protein Engineering
Jeanette Leusen, Utrecht, NL
Junior GBM Session:
Gregor Fuhrmann, Saarbrücken, DE
Sylvia Knapp, Wien, AT
Feodor Lynen Lecture: Erika Pearce, Baltimore, USA
Eduard Buchner Prize: David Baker, Seattle, USA
Otto Warburg Medal 2023: Matthias Mann, Martinsried, DE
Information on participating / attending:
Date:
03/23/2023 08:30 - 03/25/2023 13:30
Registration deadline:
03/20/2023
Event venue:
Kultur- und Tagungszentrum Alte Mälzerei
Alte Bergsteige 7
74821 Mosbach
Baden-Württemberg
Germany
Target group:
Scientists and scholars, Students
Email address:
Relevance:
international
Subject areas:
Biology, Chemistry, Medicine
Types of events:
Conference / symposium / (annual) conference
Entry:
07/18/2022
Sender/author:
Dr. Anke Lischeid
Department:
Pressestelle
Event is free:
no
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event72088
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