Veranstalter*innen: Rüdiger Graf (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, ZZF Potsdam), Matthias Pohlig (Humboldt-Universität zu Berlin), Ulrike Schaper (Freie Universität Berlin)
Gegen den Topos der „historia magistra vitae“ führte bekanntlich schon Leopold Ranke aus, die Aufgabe der Geschichte als Wissenschaft bestehe weder darin, „die Vergangenheit zu richten“ noch „die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren“. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Instrumentalisierungen der Geschichte zur Legitimation oftmals gewalttätiger Politik im 20. Jahrhundert sind wohl auch heute die meisten Historiker*innen eher zurückhaltend bis ablehnend, wenn es darum geht, Lehren aus der Vergangenheit für die Gegenwart zu ziehen. Nichtsdestoweniger wird dieser Anspruch noch immer von außen an das Fach herangetragen, und eine ganze Reihe von Kolleg*innen bedienen ihn bereitwillig. Auch viele innovative Strömungen der Geschichtswissenschaft, wie die Geschlechter- oder Umweltgeschichte, rechtfertigen sich zumindest zum Teil aus dadurch, dass der Blick in die Vergangenheit das Kontingenzbewusstsein schärfen und Veränderungspotenziale stärken könne. Darüber hinaus besteht der Anspruch der Geschichtsdidaktik nicht nur darin zu erklären, wie man am besten etwas über die Geschichte, sondern auch ob und wie man etwas aus ihr lernen kann.
In der achten Diskussion der Reihe „Geschichtliche Grundfragen“ möchten die Veranstalter folgende Fragen diskutieren: Was hat unser Fach angesichts der globalen Herausforderungen von Krieg und Klimawandel sowie gesellschaftlichen Konflikten im angeblich postfaktischen Zeitalter anzubieten? Hat sich die historistische Idee, durch die Erzählung einer gemeinsamen Vergangenheit im Lichte einer erwarteten Zukunft Orientierung in der Gegenwart zu bieten, angesichts von identitätspolitischen Konflikten und einer anscheinend immer rascheren Folge von Zeitenwenden überlebt? Können und sollen wir am Anspruch des Lernens aus der Geschichte festhalten und müssen wir es vielleicht auch, wenn wir in der Fächerkonkurrenz um knappe Ressourcen nicht unterliegen wollen?
Die Eingangsstatements der vergangenen Veranstaltungen der Diskussionsreihe aus dem Wintersemester 2021/22 finden Sie auf dem Portal zeitgeschichte | online: https://zeitgeschichte-online.de/themen/geschichtliche-grundfragen
Information on participating / attending:
Online via Zoom
Zum Zoom-Link auf der Website des Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung:
https://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/geschichtliche-grundfragen-teil-viii-k...
Date:
07/07/2023 17:15 - 07/07/2023 18:45
Event venue:
Online Veranstaltung
14467 Potsdam
Brandenburg
Germany
Target group:
Scientists and scholars, all interested persons
Email address:
Relevance:
transregional, national
Subject areas:
History / archaeology
Types of events:
Seminar / workshop / discussion
Entry:
06/27/2023
Sender/author:
Marion Schlöttke
Department:
Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event74723
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).