Ein exzellenter Instrumentenbauer in Paris verkaufte 1780 seine nagelneuen Cembali dreist als "Restaurierungen" begehrter antiker Instrumente aus Antwerpen - Fälschungen, die den Preis nach oben trieben. Aufgedeckt werden solche Machenschaften heutzutage mit wissenschaftlichen Detektivmethoden, auch mithilfe von Röntgenbildern. Was ein Cembalo eigentlich ist und wie es funktioniert, werden die Besucherinnen und Besucher nebenbei vom Physiker und Leitenden Wissenschaftler bei European XFEL Ulf Zastrau erklärt bekommen - und live dargeboten von Klaus Westermann, der auf einem Nachbau des Hamburger "Christian Zell-Cembalos" von 1728 spielen wird.
Nach der Pause wird der Opernsänger und Musiktheater-Schauspieler Kirill Novokhatko mit den Besucherinnen und Besuchern die geniale Täuschung der Sinne erörtern, die für höchste Gesangskunst im Barock steht: Im barocken Europa waren Kastratensänger die absoluten Stars an den Opernhäusern. Deren knabenhafte Stimme auf dem Körper eines erwachsenen Mannes zog Komponisten und Zuhörer magisch in den Bann. Die Schattenseite dieses kriminellen "Business", das unzählige Knaben verstümmelte, wird den sagenumwobenen Fähigkeiten, die die Kastraten hatten, gegenübergestellt. Der Countertenor Kirill Novokhatko wird ausgewählte Arien singen und so den Besucherinnen und Besuchern den ganz eigentümlichen Charme der hohen Männerstimme hautnah näherbringen.
Musikalische Begleitung: Klaus Westermann, Cembalo
Über die Mitwirkenden:
-- Ulf Zastrau, Physiker und Leitender Wissenschaftler bei European XFEL --
Ulf Zastrau lernte als sechsjähriger Klavier zu spielen und absolvierte später parallel zum Abitur in Recklinghausen (NRW) die Prüfung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker (Orgelspiel und Chorleitung). Er ging 2001 zum Physikstudium an die Friedrich-Schiller-Universität Jena (Thüringen), kaufte sich für sein Wohnheimzimmer ein kleines Cembalo und nahm privaten Gesangsunterricht.
Das Physikstudium schloss Ulf Zastrau 2006 mit einem Diplom und 2010 mit einer Promotion in experimenteller Röntgendiagnostik von Plasma ab, basierend auf Messergebnissen, die er am damals einzigartigen Freie-Elektronen Laser "FLASH" am DESY im Rahmen der internationalen "Peak-Brightness-Kollaboration" machte.
Als Peter-Paul-Ewald-Fellow der VolkswagenStiftung durfte Ulf Zastrau von 2012 bis 2015 die ersten Jahre des Messbetriebs der Messstation "Matter under Extreme Conditions" am weltweit ersten Röntgenlaser (XFEL) am Stanford Linear Accelerator Center (SLAC) in Kalifornien mitgestalten. Seit 2015 ist Ulf Zastrau bei European XFEL für die Forschung zu "Hoher Energiedichte" verantwortlich. Zusammen mit dem Helmholtz HIBEF-Nutzerkonsortium arbeiten mehr als 30 Expertinnen und Experten daran, die Grenzen unserer Erkenntnis in diesem Feld zu erweitern.
Ulf Zastrau hat sich 2015 an der FSU Jena habilitiert und hat einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg inne.
Musikalisch fühlt er sich der Ensembleleitung verbunden: Zur Aufführung seiner Edition von mitteldeutschen Barockkantaten von J. T. Römhildt gründete er 2006 das Instrumental-Vokal-Ensemble „Il Compagnia“, mit dem er mehrfach die „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz zur Aufführung brachte. Von 2016 bis 2018 entwickelte er seine Stimme mit Ralf Grobe in Hamburg weiter, und 2019 nahm er an Michael Chances Sommerakademie Sien'Agosto teil. Neben seiner Konzerttätigkeit im Oratorienfach musiziert er regelmäßig mit Meike Ruhe (Viola da Gamba) und Jochen Bachmann (Cembalo) im Ensemble „compagnia cant'amore“.
-- Kirill Novokhatko, Countertenor (Hamburg) --
Wer es bereits mit acht Jahren als Solist auf die Bühne schafft, muss für den Gesang geboren sein. Bei Kirill Novokhatko drängt sich dieser Gedanke geradezu auf - zumal er aus einer höchst sangesfreudigen Familie stammt. "Meine ganze Familie sang - obwohl niemand eine musikalische Ausbildung hatte", erinnert sich der junge Countertenor. "So war es für mich immer einfach und natürlich zu singen." Den Auftritt mit großem Chor und Orchester, den Kirill als Elfjähriger bewältigte, schildert er als überwältigendes Erlebnis. Kein Zweifel: Sein Weg war vorgezeichnet.
Sowohl die Oper als auch das Musical zogen Kirill Novokhatko schließlich in den Bann - und auf die Bretter, die die Welt bedeuten. In Rostov-am-Don geborenen, verschlug es ihn zunächst nach Moskau, wo er im Jahr 2016 ein Bachelorstudium an der Akademie für Theaterkunst GITIS aufnahm. Womöglich weil ihm das Singen schon früh leichtfiel, liebäugelte der talentierte Musiker zeitweise auch mit einer Pianistenlaufbahn; die Leidenschaft zu singen, setzte sich jedoch durch.
Bereits drei Jahre vor seinem Abschluss 2021 als Opernsänger und Musiktheater-Schauspieler war Kirill Novokhatko an der Moskauer Helikon-Oper engagiert worden. Dort konnte der junge Künstler in diversen spannenden Produktionen Erfahrungen sammeln: etwa in Offenbachs "La Belle Helene", in Johann Strauß' "Die Fledermaus" oder auch in Rimsky-Korsakovs "Sadko". Die Hauptrolle in Händels "Orlando", die Kirill während zweier Spielzeiten von 2018 bis 2020 sang, trug ihm schließlich eine Nominierung für den staatlichen Theaterpreis "Goldene Maske" ein. 2020 interpretierte er überdies die Titelrolle in Landis Oper „Il Sant'Alessio“. Dirigent beider Produktionen war Andrew Lawrence-King, dem Kirill wichtige künstlerische Impulse verdankt. Nicht minder wichtig waren für ihn Michael Chance, Andrew Watts, Daniel Taylor, Lynn Dawson und Deborah York.
Im darauffolgenden Jahr wurde Kirills Wunschtraum der frühen Moskauer Jahre tatsächlich wahr: Seit 2021 absolviert er bei Andreas Scholl am Mozarteum in Salzburg den Masterstudiengang Barockgesang. "Er half mir, neue Facetten meiner Stimme zu entdecken, Registerübergänge zu verfeinern, meine Individualität zu offenbaren." Im Oktober 2024 hat Kirill sein Masterkonzert gegeben und damit sein Studium mit Bestnote abgeschlossen.
Seinen Lebensmittelpunkt hat Kirill nun in Hamburg. Zu den musikalischen Höhepunkten in jüngster Zeit zählen unter anderem Produktionen von Monteverdis Marienvesper, der Oper „Die Krönung der Poppea“ sowie Händels „Messias“ im Bremer Dom. Der Künstler selbst sagte einmal: „Auf die Bühne zu gehen, ist immer eine Befreiung. Für mich, auf der anderen Seite des Orchestergrabens, ist nichts vorgetäuscht - alles ist echt.“
-- Klaus Westermann, Cembalo (Bremen) --
Klaus Westermann wurde 1963 in Bremen geboren. Klavierunterricht seit 1974, dazu Orgel seit 1977 durch Manfred Storm. Studium 1988 – 1993 an der Akademie für Alte Musik in Bremen mit den Hauptfächern Cembalo und Generalbass bei Gerhard Kastner. Weitere Dozenten u. a. Thomas Albert, Manfred Cordes, Stephen Stubbs, Gisela Jaacks und Greta Haenen.1991 – 2015 Gründung und Leitung des Ensembles „Les Enchantants“ für französische Musik.
Nach seinem Examen 1993 als Cembalist und Organist Mitglied verschiedener Ensembles und Orchester sowie als Solist, in Hamburg, Bremen, Berlin, Düsseldorf und Köln. Nationale und internationale Konzerttätigkeit zwischen Köln (Philharmonie) und Paris (Théatre des Champs-Élysées), Auftritte in Graz (Styriarte, gegründet von Nikolaus Harnoncourt) und Schloss Brühl. Diverse CD-Produktionen. 2017 Gründung des „ensemble.ambiance“ mit Schwerpunkt auf französischer Musik.
In Bremen Kirchenmusiker von 2004 bis 2016 in den Waller Gemeinden, hauptsächlich auf der mitteltönigen Orgel von Winold van der Putten. Er war acht Jahre Dozent für Cembalo und Generalbass an der Hochschule für Künste Bremen. Zum Januar 2018 übernahm er die Leitung der Neuen Kantorei Bremen, mit der er erfolgreich zweimal jährlich Konzertprogramme mit Musik zwischen 1600 und 1750 erarbeitet. Die Sommerkonzerte finden in kleinerem Rahmen mit meist nur einer Continuogruppe statt; die Herbstkonzerte mit französischer Musik dagegen mit Sängersoli und dem Orchester „Ambiance“.
-- Weiterführende Infos --
Webseite des Sängers Kirill Novokhatko:
https://www.knvox.com
Reportage über Klaus Westermann in der ARDmediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/buten-un-binnen-oder-regionalmagazin/die-heima...
Information on participating / attending:
Vortragskonzert mit Pause - Eintritt frei!
Date:
04/25/2025 18:00 - 04/25/2025 20:00
Event venue:
European XFEL
Lighthouse
Holzkoppel 4
22869 Schenefeld
Hamburg
Germany
Target group:
all interested persons
Email address:
Relevance:
regional
Subject areas:
Materials sciences, Mathematics, Music / theatre, Physics / astronomy
Types of events:
Exhibition / cultural event / festival, Presentation / colloquium / lecture
Entry:
04/18/2025
Sender/author:
Gerhard Samulat
Department:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Event is free:
yes
Language of the text:
German
URL of this event: http://idw-online.de/en/event79150
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