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11/13/2006 11:26

Neuer Test soll Dopingsünder das Fürchten lehren

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Eine raffinierte Methode soll Dopingsünder künftig das Fürchten lehren: Mit dem so genannten "SteroCheck" lassen sich unter anderem neu entwickelte Anabolika schnell und kostengünstig nachweisen. Wissenschaftler der Frauenklinik der Universität Bonn haben das zum Patent angemeldete Verfahren entwickelt. Sie stellen es vom 15. bis 18. November auf der Medizin-Messe MEDICA in Düsseldorf vor - und das gleich zweifach: Einerseits auf dem Gemeinschaftsstand der Wissenschaftsregion Bonn (Halle 16 / Stand C41), zusätzlich aber auch in Halle 7 (Ebene 1, Stand D50 - E60) auf der Erfindermesse der Firma Fresenius. Die Forscher zählen damit zu den 20 hochkarätigen Bewerbern, die die Fresenius-Jury überzeugen konnten und nun dort ausstellen dürfen.

    Ein Gen des Glühwürmchens soll künftig Dopingsünder entlarven helfen. Der nachtaktive Käfer produziert nämlich ein Enzym, das seinen Hinterleib zum Scheinwerfer macht: die Luziferase. Dr. Sabine Daufeldt und Dr. Axel Alléra haben das Luziferase-Gen in menschliche Prostata-Zellinien eingeschleust. Wenn die Zellen nun mit Substanzen in Kontakt kommen, die wie ein männliches Geschlechtshormon wirken, leuchten sie gelbgrün auf. "Das kann das natürliche Androgen Testosteron sein, aber auch ein neuartiges Dopingmittel oder bestimmte Umweltchemikalien und Pestizide", erklärt Dr. Alléra.

    Interessant für Dopingfahnder

    Bislang laufen Dopingfahnder den Entwicklern neuer Designer-Steroide meist hinterher. "Es gibt zwar viele hervorragende Nachweismethoden", sagt Alléra. "Sie haben aber einen Nachteil: Mit ihnen findet man nur Substanzen, die man schon kennt oder über die man mindestens einige Informationen hat." Die üblichen Tests können beispielsweise zwar künstliche Androgene nachweisen. Neuartige Leistungsförderer gehen ihnen aber durch die Maschen.

    SteroCheck funktioniert anders. Egal, wie eine Substanz auf molekularer Ebene aussieht, ob sie groß ist oder klein, ringförmig oder gestreckt: Damit die Zellen aufleuchten, reicht es aus, dass die Testsubstanz wie ein Steroid wirkt, auch wenn es chemisch gar kein echtes Steroid ist. Dabei ist das Leuchten umso stärker, je stärker die Hormonwirkung der Verdachtssubstanz ist. "Diese völlig andere, nämlich physiologische Aussagekraft des Verfahrens erweitert beträchtlich das diagnostische Spektrum", betont Alléras Kollegin Dr. Sabine Daufeldt.

    Die Methode kann aber noch mehr: Mit ihr lässt sich beispielsweise die Aktivität der Hormone bei Frauen in den Wechseljahren bestimmen. In der Menopause bilden die Eierstöcke weniger Östrogene. Gegenwärtig befindet sich in den Industrieländern ein Drittel aller Frauen in der Menopause; zwei von drei reagieren darauf mit mehr oder weniger ausgeprägten Beschwerden - von Hitzewallungen und Kopfschmerzen bis hin zu Depressionen. In schweren Fällen versucht der Arzt, die Probleme mit Hormonpräparaten in den Griff zu bekommen. SteroCheck könnte ihm helfen, die passende Dosis zu finden. "Wir haben dazu eine Variante des Verfahrens entwickelt, mit der wir die östrogene Gesamtaktivität bestimmen können", erläutert Daufeldt. "Dazu verwenden wir bestimmte Zelllinien, die empfindlich auf östrogen-aktive Substanzen ansprechen." Noch existiert die Diagnose-Methode nur als Prototyp; die Forscher planen aber, das Verfahren mit Partnern aus der Industrie zur Marktreife zu führen.

    Verbotene Zusätze bei der Tiermast

    Die leuchtenden Zellen sind so empfindlich, dass sie selbst äußerst niedrige Steroid-Aktivitäten anzeigen. Das macht sie auch für Lebensmittelkontrollen interessant. Kriminelle Fleischproduzenten setzen nämlich dem Futter Sexualhormone zu, damit die Tiere schneller wachsen. "Hier gilt Ähnliches wie beim Doping", sagt Dr. Alléra: "Regelmäßig kommen neue Wachstumsförderer auf den Markt, auf die herkömmliche Verfahren gar nicht anspringen." Der Bonner Test könnte helfen, der Hormonmafia das Handwerk zu legen.

    Kontakt:
    Dr. Sabine Daufeldt und Dr. Axel Alléra
    Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
    Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
    Telefon: 0228/2871-4047 oder -15145
    E-Mail: s.daufeldt@uni-bonn.de und allera@uni-bonn.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

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