idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/11/2007 12:07

Mainzer Wissenschaftler lüften Schleier um Biomineralisation: Händigkeit entscheidend

Petra Giegerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Forschungsergebnisse könnten auch die Ausbildung bestimmter Aminosäuren in der Urzeit erklären - Veröffentlichung im Fachjournal "Angewandte Chemie"

    (Mainz, 11. Juli 2007, lei) Viele Meeresbewohner wie Perlenaustern, Seeigel oder Korallen sind kunstfertige Meister der Biomineralisation. Sie sind nicht nur in der Lage Calciumcarbonat selbst herzustellen, sondern verleihen dem Kalkstein - so die umgangssprachliche Bezeichnung - auch eine besondere Härte, die durch Menschenhand bisher nicht zu erreichen war. Wissenschaftler um Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Tremel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz konnten nun erstmals zeigen, dass die Bildung unterschiedlicher Formen und Stabilitäten von Calciumcarbonat durch die sogenannte Chiralität von Hilfsstoffen während der Kristallisation bestimmt wird. Die Fachzeitschrift "Angewandte Chemie" hat die Forschungsergebnisse in ihrer jüngsten Ausgabe veröffentlicht und mit der herausragenden Bewertung "Very Important Paper (VIP)" beurteilt.

    Chiralität ist ein weit verbreitetes Merkmal in der Natur und beschreibt die Tatsache, dass zahlreiche Moleküle sich in ihrer räumlichen Anordnung zueinander verhalten wie Hände - sie sind analog aufgebaut, aber spiegelbildlich und lassen sich nicht zur Deckung bringen. In der Natur kommt von wichtigen biochemischen Molekülen ausschließlich eine von diesen zwei möglichen spiegelbildlichen Strukturen vor; dieses Phänomen wird als Homochiralität bezeichnet. So treten fast alle Aminosäuren nur in einer Form auf - per Definition der linkshändigen Form, chirale Zucker dagegen in der rechtshändigen.

    Setzt man im Labor bei der Kristallisation von Calciumcarbonat die natürliche L-Form von Aminosäuren ein, so bildet sich eine weniger stabile Variante des Calciumcarbonats, der Aragonit. Aragonit kommt in der Natur vor allem bei Muscheln, Austern und Perlen vor und ist an dem schillernden Farbenspiel des Perlmutts mitbeteiligt. Setzt man jedoch die "unnatürliche", künstlich hergestellte rechtsdrehende Aminosäure-Form ein, so bildet sich Calcit. Calcit, auch Kalkspat genannt, wird auch immer unter "normalen" Bedingungen, also ohne Zusätze wie etwa von Aminosäuren, gebildet. Das heißt die Chiralität der zugesetzten Aminosäure bestimmt, welche Form von Calciumcarbonat entsteht.

    Diese Befunde lassen den Schluss zu, dass die unterschiedlichen Formen von Calciumcarbonat eine der beiden enantiomeren Formen - die rechts- oder die linkshändige - bevorzugt an ihrer Oberfläche binden. Diese bevorzugte Oberflächen-Bindung könnte umgekehrt auch zu der bevorzugten Bildung nur einer Aminosäure-Form geführt haben. Die Ergebnisse liefern somit möglicherweise einen Hinweis darauf, warum in der Urzeit eine chirale Sorte der Aminosäuren bevorzugt gebildet wurde, da im Archaikum der Meeresboden von Calcit bedeckt war. Dies wäre eine Erklärung dafür, wie Aminosäuren in der Urzeit nach ihrer Chiralität sortiert und zu Peptiden polymerisiert wurden - die Grundlage für Proteine und darauf aufbauende komplexere biochemische Lebensmoleküle und Grundlage für das Leben überhaupt.

    Stephan E. Wolf, Niklas Loges, Bernd Mathiasch, Martin Panthöfer, Ingo Mey, Andreas Janshoff, Wolfgang Tremel. Phasenselektion von Calciumcarbonat durch die Chiralität adsorbierter Aminosäuren. Angewandte Chemie, Vol. 119, Issue 29, Pages 5716- 5721.
    http://dx.doi.org/10.1002/ange.200700010 (German Edition)
    http://dx.doi.org/10.1002/anie.200700010 (International Edition)

    Kontakt und Informationen:
    Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Tremel
    Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Tel. 06131 39-25135, Fax 06131 39-25605
    E-Mail: tremel@mail.uni-mainz.de


    More information:

    http://www.ak-tremel.chemie.uni-mainz.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Geosciences, Information technology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).